Am nächsten Morgen können wir etwas länger schlafen. Dafür aber müssen wir den günstigen Preis der Reise erst mal gutmachen. Bevor wir die antike Stadt Aphrodisias besuchen, steht der Besuch in einer Teppichknüpferei an. Der Chefverkäufer ist zudem der Meinung, dass ein ausdauerndes Verkaufsgesprächs sicher zum Erfolg führt. Doch auch wenn die Fabrik auch moderne Teppiche knüpft, sind wir dafür die falschen Kunden.
In der Seidenspinnerei, in der Färberei und bei den Knüpferinnen ist es ja noch halbwegs interessant. Nur tun mir die armen Raupen leid, die noch keine Ahnung über ihr grausames Schicksal haben. Wir spüren sie in ihren Kokons zappeln, als wir diese in die Hand nehmen. Später werden sie in kochendes Wasser geworfen, damit sich die Fäden lösen, welche dann zu Garn gesponnen werden. Dies und genauso die aufdringlichen Verkäufer sind dann doch etwas zu viel für uns.
Wir flüchten nach Draußen und hören den Hähnen zu, die lauthals am Krähen sind. Die Hähne von Denizli sind bekannt für ihr ausdauerndes Krähen. Einer von ihnen soll den Kräh-Rekord von sage und schreibe 34 Minuten in einem Atemzug geschafft haben. Dann ist er tot umgefallen. Was für ein dämliches Vogelvieh.
Rast bei der Fahrt nach Aphrodisias
Apropos dämliches Vogelvieh, sowas treffen wir auch bei dem ländlichen Restaurant, wo uns das Mittagessen serviert wird. Im Garten hängt eine Hängematte zwischen den Bäumen, welche sofort von Lars in Beschlag genommen wird. Doch sogleich steht ein stinkiger Ganter auf der Matte und rennt fauchend hinter Lars her. Und auch wenn der Vogel einiges kleiner als Lars ist, ergreift mein Mann lieber die Flucht. Als Entschädigung bekommen wir im Restaurant jedoch einen richtig guten türkischen Kaffee serviert.
Viel altes Gemäuer wird uns nun gleich um die Ecke in Aphrodisias geboten. Die Siedlung gab es bereits im dritten Jahrtausend vor Christus. Doch der Name stammt aus der hellenistischen Zeit. Also viel, viel später. Es gibt hier ein gewaltiges Stadion in welchem einst bis zu 30.000 Menschen Platz fanden. Wunderschön ist das Tetrapylon mit seinen Säulen. Ja, es gibt einige antike Tempel, Paläste, Bäder und Theater, welche man hier besichtigen kann. Doch leider fängt es wieder an zu regnen und das ist nicht einfach nur Regen. Die Tropfen sind nämlich ganz dreckig und hinterlassen überall auf Kamera, Jacken und Rucksack kleine Sprenkel. Warum der Regen hier so schmutzig ist, kann uns keiner erklären. Nur Lars findet eine schlaumeierische Lösung: »Das ist antiker Regen, der ist nun mal staubig!« Also lieber ab ins Museum, welches vollgestellt ist mit alten Statuen. Unter anderem finden wir hier eine Tempelstatue der Aphrodite.
antikes Stadion von Aphrodisias