»Zwischen zwei Inseln«, so nannten die Griechen die 1500 Meter breite Bucht Adrasan zwischen zwei Landzungen. Auf den Bergen in der Umgebung entdecken wir Pinienwälder, über denen in der Antike ein erbitterter Kampf zwischen Dämonen und Göttern tobte. Ganz in der Nähe, in dem kleinen Dorf Chimaire, soll einst der Königssohn Bellerophon auf seinem fliegenden Pferd Pegasus gegen Chimäre,
einem feuerschnaufendem Fabelwesen aus Schlange, Löwe und Ziege gekämpft haben. Auch wähnten die Griechen hier die Werkstatt von Hephaistos, dem Schmied der Unterwelt. Kein Wunder, züngeln doch selbst heute noch unentwegt kleine Flammen an den Hängen vom Chimaire-Berg, aus dem kleine Mengen an Gas an die Luft entweichen.
Längst haben sich die alten griechischen Götter aus der Gegend verabschiedet. So liegt die Bucht, auch bekannt als Bucht von Cavus, heute friedlich in der strahlenden Sonne. Wären wir an den Strand gefahren, hätten wir es uns in einem der vielen kleinen Lokale gemütlich machen oder die ebenfalls klein gehaltenen Läden durchstöbern können. Denn große Hotels und laute Discopaläste sind hier aus Gründen des Naturschutzes verboten.
Leider aber hatte irgendwie keiner mehr so recht Lust, die Atlantis zu verlassen. Wir verbrachten den Rest des Tages mit Baden, Essen oder auch Nichtstun und genossen die Stille, die nur kurz von zwei weiteren Booten in der Bucht gestört wurde.
Hatten wir am Nachmittag noch mittelhohe Wellen, die einen beim Schwimmen ein gutes Stück der Ankerkette emporheben konnten (das ist vor allem dann witzig, wenn man sich oben an der Kette festhält und im nächsten Moment frei in der Luft hängt), setzte am Abend ein leichter Wind ein. Für den nächsten Morgen hieß dies: »Früh aufstehen«, um die schlimmsten Böen des gemeldeten Sturms zu entgehen.
Tatsächlich konnten wir bereits in der Nacht von unserem Sonnen- und Schlafdeck aus beobachten, wie sich der Himmel über uns langsam drehte, während das Boot in einem weiten Halbkreis um den Ankerpunkt gedrückt wurde.
Am nächsten Morgen wurden wir nach der Übernachtung unter Deck tatsächlich vom Schaukeln unseres Gulets geweckt. Bereits mit anbrechender Morgendämmerung hatte unser Kapitän den Anker gelichtet und befanden wir uns nun auf hoher See - mit noch etwas höherem Wellengang. Leider war das nicht für jeden unserer Reisegruppe ein tolles Erlebnis.
Genau deswegen möchten wir hier einmal die Bedeutung von Luv und Lee erklären: wenn jemanden schlecht ist, sollte er doch bitte immer darauf achten, an der Lee-Seite, sprich der windabgewandten Seite, zu hängen.
Keinesfalls aber auf der Seite von Luv, also dem windzugewandten Teil des Schiffes stehen, weil: aber das kann sich wohl jeder selbst ausmalen. Wir übrigens fanden es ganz witzig und hatten außerdem während der gesamten Fahrt nie wieder soviel Platz am Frühstückstisch... (-: