Fotografieren im Innern der Höhlenkirchen bei Göreme ist strengstens und unter Strafandrohung verboten. Schade, weil ein bis zwei Bilder wie etwa von den Wandmalereien der Carikli Kilise (Kirche mit dem Sandalen-Fußabdruck) oder der blauen Kirche außerhalb des Freilichtmuseums hätte ich ja schon gerne gemacht. Noch vor Jahren war dies ohne Blitz noch erlaubt. Wie man diesen an der Kamera ausschaltet, haben aber wohl zu viele Besucher nicht verstanden.
Leider sind die Farben der byzantinischen Kirchen im Freilichtmuseum Göreme Açık Hava Müzesi sehr lichtempfindlich, weshalb die Kirche mit den besterhaltenen Malereien, die Karanlik Kilise (die dunkle Kirche) nur gegen ein Extra-Eintrittsgeld besichtigt werden kann und die Elmali Kilise (Apfelkirche) eine Woche zuvor für Restaurierungsarbeiten geschlossen werden musste. Entstanden sind die meisten Kirchen ab dem 9. bis zum 13. Jahrhundert und stehen als Gesamtensemble damit längst auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Grund genug für die Bewohner des nächstgelegenen Dorfes, ihren Ort von Avcilar zu Göreme umzubenennen, um am Massentourismus besser mitverdienen zu können.
Ebenfalls am Massentourismus mitverdienen wollen neben den extra mitreisenden Hotelfotografen zahlreiche Händler unterhalb des Museums. Wer will, kann sich außerdem gegen einen kleinen Obolus auf einem Kamel fotografieren oder mit demselben ultrakurz durch die Verkaufsstände führen lassen. Karawanengefühl ist damit von vornherein ausgeschlossen. Alle in der Türkei gehaltenen Kamele dienen entweder touristischen Zwecken oder müssen sich als Kampfkamel in einem fragwürdigen Volkssport schlagen.
Bereits am Vorabend unternehmen wir einen abendlichen Abstecher im »Liebestal« sowie, am nächsten Morgen, einen Spaziergang durch das Kameltal. Danach geht es nach Özkonak. Die unterirdische Stadt ist ein absolutes Muss einer jeden Reise durch Kappadokien. Neben Derinkuyu und Kaymakli ist Özkonak eine von 150 bis 200 unterirdischen Siedlungen, die in der Region vermutet werden.
Dabei konnten bis heute längst nicht alle diese Siedlungen entdeckt werden. Özkonak selbst ist die größte dieser Siedlungen (hier lebten zeitweise bis zu 30.000 Menschen), die wahrscheinlich von den Hethitern als Lager oder aber für taktische Manöver ihrer Soldaten errichtet wurde.
Da der Auszug der Hethiter organisiert durchgeführt wurde, ist bis heute leider nur sehr wenig über die Entstehungsgeschichte unbekannt.
Zur byzanthinischen Zeit wurden die unterirdischen Siedlungen von Christen besiedelt, die hier Schutz vor den Arabern suchten. In dieser Zeit wurden die Städte im Untergrund weiter ausgebaut. Um sich vor Angreifern zu schützen, wurden die Eingänge stets sehr versteckt gehalten, und wenn sich doch ein Christ längere Zeit draußen blicken ließ, diente dieser zumeist als Lockvogel, der die Angreifer in eine der unterirdischen Fallen locken sollte.
Einmal in einem bestimmten Gang angelangt, wurden die Eindringlinge mit zwei 500 kg schweren Rollsteinen eingesperrt, wo sie durch kleine Öffnungen hindurch getötet wurden oder einfach elends verdursteten. Leider sind nur wenige Räume der Anlage zugänglich, sodass dieser Programmpunkt doch sehr schnell absolviert war und wir schon nach wenigen Minuten die schmalen und sehr niedrigen Gänge zurück ans Tageslicht erkrabbelten.