Um halb elf überqueren wir die Grenze zwischen Utah und Arizona und kommen damit in die Nähe vom Lake Powell. Das heißt, zumindest in den Bereich, der bis vor ein paar Jahren Anschluss an den Stausee des Glen Canyon Dam hatte. Denn wie beim tiefer gelegenen Lake Mead ist auch der Pegel im Lake Powell dramatisch (ca. 20 Meter) gesunken.
Einige, durch den Stausee überflutete Täler sind wieder von grünen Wiesen überzogen und kleinere Canyons, die erst durch den Bau des Stausees erreichbar wurden, geraten allmählich ins Abseits. Wer die Entwicklung über Jahre verfolgt, kann beobachten, wie sich die Landschaft nach den Jahren der Überflutung nun abermals verändert.
Am augenscheinlichsten wird die Veränderung beim Hafengelände der Kleinstadt Big Water, direkt an der Staatsgrenze, in dem Boote und Yachten ins Wasser gelassen wurden. Um die Nachfrage nach Liegeplätzen zu bedienen, wurden vor der alten Anlegestelle große Hallen für Boote errichtet. Diese werden natürlich auch heute noch von Bootsverleihern genutzt. Der weitere Ausbau entlang der bereits angelegten Straßen ist aber gestoppt und der Boom für lange Zeit Geschichte. Denn vom alten Hafen bis zur nächsten, funktionierenden Anlegestelle von Wahweap bei Page, sind es heute knapp sechs Meilen (9 km).
Wie Big Water entstand auch die Ortschaft Page als eine Siedlung zur Unterbringung der Bauarbeiter am Glen Canyon Dam. Der Vorteil von Page jedoch bestand darin, dass es nahe Damm gelegen ist. So ist und bleibt es wohl die einzige Stadt am Lake Powell. Sie ist heute Ausgangspunkt für Bootstouren auf dem Stausee. Sie bietet in der sonst so wenig erschlossenen Region zahlreiche Unterkünfte und gilt als touristisches Drehkreuz für Reisen zu zahlreichen Nationalparks, wie der Grand Canyon oder auch das Monument Valley.
Beeindruckend ist der Lake Powell natürlich bis heute geblieben, sodass sich ein Stopp am Glen Canyon Staudamm auf jeden Fall lohnt. Und sei es auch nur, um von der Kante des Damms in den tief ins Gelände geschnittenen Glen Canyon sowie auf den träge dahin fließenden Colorado River zu blicken.
Das tiefe Tal sorgt aber auch dafür, dass der Damm zu unserer Zeit im dunklen Schatten liegt. Wir genießen den Blick auf die Glen Canyon Bridge. Es ist eine Landschaft, die Appetit auf mehr macht und uns einen Vorgeschmack auf das gibt, was uns am überragenden Grand Canyon erwartet.