Am nächsten Morgen brechen wir zur Orientierungsfahrt durchs Zentrum von San Francisco auf. Leider ist der Himmel grau. Aber damit muss man hier rechnen. Denn im Winter (und auch über das restliche Jahr) gehören Nebel und Hochnebel zum Standardwetter auf der Halbinsel. So sehen wir zuerst die bekannte Häuserreihe der sieben Schwestern vor einer grauen Nebelwand.
Bei der Fahrt hoch auf dem Aussichtspunkt der Twin Peaks reicht die Sicht bis knapp an die Golden Gate Bridge heran. Schade eigentlich. Aber wie gesagt, damit muss man in der Küstenstadt San Francisco rechnen. Mit anderen Worten: wer hier sonniges, klares Wetter erwischt, sollte nicht zögern, zu den schönsten Punkten der Stadt aufzubrechen.
Während der Fahrt von den Twin Peaks hinunter zur Golden Gate Bridge spielt sich über unseren Köpfen unglaubliches ab. Sowie wir der Brücke näher kommen, reißt der Nebel auf und taucht das 2,7 Kilometer lange Wahrzeichen San Franciscos Stück für Stück vor uns auf, bis die Sicht bis ans andere Ende der 1937 errichteten Brücke reicht.
Vom Besucherparkplatz bei den Crissy Fields laufen wir zu Fuß auf die Brücke. Wer will, könnte sich für die Überquerung auch vor Ort ein Fahrrad ausleihen. Da wir aber ohnehin nicht bis an das andere Ende spazieren möchten, können wir uns das sparen.
Während im Bereich der Crissy Fields nur ein schwaches Lüftchen weht, bläst uns auf der Brücke bald ein eisiger Wind um die Ohren. Gut, dass wir nach den kalten Erfahrungen der letzten Tage nicht nur an eine warme Jacke, sondern auch an Schal und Handschuhe gedacht haben.
Etwas störend finden wir die sechsspurige Straße, die San Francisco mit Marin County verbindet. Natürlich ist das ja die Hauptaufgabe der Brücke. Leider aber sind die Autoreifen auf dem Belag so laut, dass man sich entweder nur aus nächster Distanz oder schreiend unterhalten kann.
Kaum wahrzunehmen sind deshalb auch die Klingeln der Fahrräder. Nur gut, dass diese in den meisten Fällen von Touristen gefahren werden, die ohnehin im Schritttempo über die Brücke fahren. Doch wir sind zufrieden, denn wir haben die Golden Gate Bridge unter blauem Himmel.
Als wir die Golden Gate Bridge schräg von der gesehen hatten, erschien uns der Weg bis zur Mitte der Brücke gar nicht so weit. Das mag wohl auch an dem Fort Point liegen, welches das Gefühl für die Entfernung je nach Blickwinkel verändert bzw. die Distanz schrumpfen lässt. Die tatsächliche Entfernung lässt sich davon natürlich nicht beeinflussen.
Mit anderen Worten: von der Aussichtsterrasse sind es, ganz gleich aus welchem Blickwinkel, 1,5 Kilometer bis zur Mitte. Mit genug Zeit im Gepäck oder bei Windstille und angenehmen Temperaturen hätten wir das sicher auch gut geschafft. Angesichts der Kälte jedoch sind wir froh, dass wir es wenigstens bis zum ersten Brückenpfeiler schaffen, eh wir ans Land zurückkehren und noch ein paar windgeschützte Bilder von der imposanten Brücke aufnehmen. Dann geht es auch schon weiter mit dem Bus zum Pier 39, der letzten Station unserer Stadtrundfahrt.
Eindrücke von der Golden Gate Bridge bei Sonne! Kurzer Spaziergang auf die Brücke bis zum ersten Pfeiler.
Erneut erreichen wir das Hotel erst nach Einbruch der Dunkelheit. Auch hier geht das Einchecken zügig, sodass wir bald die Schlüsselkarte für Zimmer Nr. 1900 in der Hand halten. Wir stutzen.
Die ersten beiden Ziffern geben klar die Etage 19 an, wo aber gibt es in Hotelzimmer mit einer 00 am Ende? In der Hoffnung, dass es sich weder um sanitäre Anlagen noch um eine Besenkammer handelt, fahren wir mit Lift nach oben.
Dort angekommen, ist das Rätsel schnell gelöst: die 00-Räume sind Eckzimmer, welche zu zwei Seiten große Fenster haben und dem Besucher eine tolle Aussicht über die Straßen und Häuser von San Francisco bis hin zur Bucht bieten. Im Holiday Inn Golden Gateway heißt das dann King-View-Room.
Allerdings sollte man nicht meinen, dass vom Hotel aus die Golden Gate Bridge zu sehen ist. Vielleicht war das einmal. Heute jedoch ist die Sicht dorthin durch ein anderes Gebäude versperrt. Da bei San Francisco so oft Nebel herrscht, dass man ohnehin Glück haben muss, um so weit sehen zu können, können wir das jedoch gut verschmerzen.
Annette plagen ganz andere Sorgen. Denn weil das Holiday Inn 26 Etagen hoch ist und die Erde in San Francisco häufig wackelt, will sie wissen, wie sicher das Hotel wohl ist. Was soll ich sagen? Es dauert nach meiner Erklärung über die riesigen, ausgleichenden Stahlfedern im Untergrund, die das Hotel gegen Erdstöße stabilisieren noch nicht mal eine Sekunde, bis das Holiday Inn spürbar wackelt. Sprich: »Grad’ mach ich’s Maul zu...!« Wahnsinn.
Das zweite Erlebnis ist die erste Nacht im Hotel. Denn weil wir die Vorhänge offen lassen bzw. so vor die Klimaanlage hängen, dass sie nicht aufs Bett blasen kann, fühlt es durch die großen Fenster an, als wenn im Freien schläft.
Das normale Frühstück im Holiday Inn unterscheidet sich nicht von denen, die wir seit unserer Ankunft in der Filmmetropole Los Angeles bekamen, abgesehen davon, dass es einen Früchteteller beinhaltet.
Wohl aber ist es möglich, sich anstelle von Kaffee Tee und statt Rührei, Speck und Kartoffeln weißen oder braunen Toast sowie Milch für ein, zwei Teller Müsli bringen zu lassen.
In der winterlichen Kälte auch hier nicht genutzt haben wir den Pool, der sich auf dem Dach einer der unteren Etagen befindet. Aber durch die Lage inmitten der Stadt ist eh schöner, die Zeit in San Francisco zu nutzen, um vom Hotel aus Spaziergänge durch die nahe China Town und zum Hafen zu unternehmen.