Nach der dritten, zusätzlichen Nacht im Gold Coast Hotel erwartet uns am nächsten Morgen ein reiner Transfertag mit einer langen Fahrt. Programmpunkte gibt es heute keine,
wohl aber halten wir für ein, zwei Fotos beim Welcome-Schild von Las Vegas an, eh wir die Stadt verlassen und auf der Interstate 15 westwärts in die Mojave-Wüste fahren.
Das bekannteste Gebiet der Mojave-Wüste ist das Death Valley. Da wir dieses aber schon besucht haben, lassen wir es diesmal rechts liegen und durchqueren stattdessen die weite Ebene zwischen Las Vegas und Baker. Wie in der Sonora-Wüste sehen wir auch hier zahlreiche Josua-Palmlilien.
Im Vergleich zur Sonora-Wüste werden sie in der mit 150 Millimeter Niederschlag im Jahr extrem trockenen Gegend allerdings nicht so hoch und wuchtig wie im Bundesstaat Arizona.
Bevor wir die Grenze nach Kalifornien erreichen, passieren wir das letzte, riesige Buffalo Bill's Resort & Casino samt dem Rollercoaster Desperado, eine Achterbahn, die sich durch die gigantische, auf uns abschreckend wirkende Anlage windet. In der Gegend rund um das Casino gibt es sonst nichts, das einen Besuch lohnt.
So ist es schon erstaunlich, was unterschiedliche Gesetze bewirken können. Ich denke, wäre es mein Staat, würde ich auf eine Zone drängen, in der zumindest bei finanziellen Sachen ähnliche Regeln wie im Nachbarstaat gelten. Dadurch würde zumindest ein Teil der Steuereinnahmen in die eigene Kasse fließen.
Auf der kalifornischen Seite der Grenze geht es ähnlich spannend weiter. Einziger Unterschied zu der spärlichen Vegetation in Nevada sind die Schneeflecken, die sich erst nur im Schatten, später in Bergland zwischen der Mojave-Wüste und dem San Joaquin Valley fast flächendeckend gegenüber der Sonne behaupten können.
Nicht behaupten konnten sich hingegen einige Siedlungen, in denen zum Beispiel die Arbeiter von Silber- oder Boraxminen lebten. Die bekannteste dieser Geisterstädte ist Calicio. Weitere befinden sich entlang der historischen Route 66 und des ehemaligen Highways 91.
Als wir weiter oben in den Bergen sind und zahlreiche Windkraftanlagen (die teilweise ziemlich chaotisch zueinander ausgerichtet sind) gesehen haben, entdecken wir auf einmal seltsame Kästen in der kargen Landschaft. Auch wenn nichts, aber auch gar nichts zu sehen ist,
wovon hier große Insektenstaaten leben könnten, handelt es sich um Bienen. Wir müssen uns allerdings nicht lange wundern. Denn so wie wir auf die westliche Seite der Berge kommen, ändert sich die Vegetation schlagartig. Wir erreichen das kalifornische Central Valley.
Der Übergang zwischen der Mojave-Wüste und dem fruchtbaren San Joaquin Tal ist nur ein paar hundert Meter breit. Mit anderen Worten: Eh wir uns versehen, befinden sich links und rechts der Straße Obstplantagen, soweit das Auge reicht. Ob Zitrusfrüchte, Äpfel oder Kirschen - in dem San Joaquin Tal, dem südlichen Teil vom kalifornischen Central Valley, wächst so ziemlich jedes gängige Obst. Nun gut, ganz ohne mogeln geht es wohl nicht. Denn bis zum Ausbau eines weitreichenden Bewässerungssystems in den 1920er Jahren war das Gebiet eine Halbwüste. Aber das soll nicht unser Problem sein.
Bevor wir in den Ballungsraum mit Fresno kommen, halten wir bei einem Truck-Stop. Auch das muss man auf einer USA-Rundreise gesehen haben. Denn auf den Parkplätzen stehen ganze Armaden der Zugmaschinen mit ihren Aufliegern. Die meisten Trucks sehen übrigens gepflegt aus. Das werden sie auch, da sie in der Regel Eigentum des Fahrers sind. An ihnen hängen Existenzen, aber auch die Liebe zur eigenen Gestaltung.
Wer einmal unter die Motorhaube schauen möchte, kann ruhig die Fahrer danach fragen. Viele zeigen das Herzstück ihres Trucks gerne- und auch stolz, da ja noch x andere Trucks neben an stehen. Auch wir überlegen, einen Fahrer anzusprechen, können es uns dann aber sparen, weil wir zufällig zu einem Truck kommen, der gerade repariert wird. Ebenfalls gespart haben wir uns übrigens die Frage, ob Behindertenparkplätze hier Sinn machen?
Schwer beeindruckt sind wir bei unserer Ankunft im Tachi Palace Casino Resort. Benannt nach einem in der Region ansässigen Indianerstamm, macht es seinem Namen wirklich alle Ehre. Allein der Eingangsbereich ist so weitläufig,
dass wir mit dem Bus von einer Seite des Hotels auf die andere gefahren werden, um zum Check in zu kommen. Mit jeder Menge Glas und glänzenden Steinböden wirkt der Komplex edel und, durch seine Beleuchtung und indianischen Dekorationen, zugleich einladend.
Kaum haben wir unser riesiges, direkt unter dem Dach gelegenes Zimmer bezogen, klopft es an der Tür. Wer kann das sein? Da wir das Gepäck mitgenommen haben, scheidet der Kofferträger aus. Es ist das Zimmermädchen, das fragt, ob alles recht ist und erklärt,
dass wir sie rufen oder ein Schild heraushängen können, wenn es etwas zu tun gibt. Wenn wir bedenken, dass wir nur eine Nacht in dem Hotel verbringen und nicht einmal genug Zeit für ein Bad in der weitläufigen Poollandschaft haben, ein bemerkenswerter Service.
Einziges Manko vom Tachi Palace ist, dass man hier so gut wie nichts unternehmen kann, wenn einen das laute, grell blinkende Casino nicht interessiert. Eine vermeintliche Alternative dazu ist die Tanzbar, die bei unserem Aufenthalt aber leider geschlossen ist. Weil die Bars im Bereich des mehrstöckigen Casinos für unseren Geschmack zu laut sind, flüchten wir mit anderen Reisenden unserer Gruppe in die ruhigere Bar beim Pool. In geselliger Runde ein Glas Cocktail zu genießen, hat doch auch was.
Dummerweise stoßen wir dort auf eine Mitarbeiterin, die ihren Blick nur schwer vom Fernseher lösen kann.
Sich hinsetzen und warten, dass sie die Bestellung aufnimmt, klappt nicht. Eine Karte kann sie uns aber auch nicht geben. Und abgesehen davon, kennt sie weder einen Mojito noch Cuba Libre. Zumindest aber sehe ich die dafür nötigen Zutaten und schaffe es, unser gewünschtes Getränk unter Anleitung zusammenschütten zu lassen. Denn am gleichen Abend verzweifelt eine Familie an einer anderen Bedienung, welche der Mutter keinen Rotwein bringen will, da sie ihren Ausweis vergessen hat. Dass die Tochter auch schon erwachsen ist, interessiert nicht.
Für das Frühstück am nächsten Morgen bekommen wir Gutscheine. Bestellt wird à la carte, was zwei Fallen birgt: die Beschreibungen der Frühstücksgerichte beinhalten sehr spezielle Begriffe. Weil es schwierig ist, alles zu verstehen, bestellt ein Ehepaar an unserm Tisch einfach irgendetwas.
Als ihre Teller füllenden Steaks und überbackenen Medaillons kommen, schluckten sie schon vor dem ersten Bissen. Aber wer erwartet schon ein ausgewachsenes Mittagessen um 8 Uhr früh?
Das zweite sind die Kosten für Getränke, die zum Menü hinzugerechnet und beim Verlassen des Restaurants an der Kasse bezahlt werden müssen. Weil wir dort keinen stehen sehen, als wir fertig sind, lassen wir die Gutscheine am Platz liegen. Soweit wir später mitbekommen, lagen wir mit den Kosten auch im vorgegebenen Rahmen.
Ein drittes Ehepaar, welches das Restaurant kurz vor uns ohne zu zahlen verließ, hatte weniger Glück. Nur gut, dass sie nette Tischnachbarn hatten, die den Fehlbetrag ohne große Rede beglichen. Immerhin aber bietet das Tachi Palace eine wirklich große Auswahl.