Venedig zu einer ungewöhnlich ruhigen Zeit

Eine spontane Reise in die Lagunenstadt

Es gibt Städte, die muss man im Leben einmal gesehen haben. Es gibt aber auch Städte, die will man wegen des gewaltigen Menschenandrangs unbedingt meiden. Jahrelang bereitete uns Venedig eben diesen Konflikt.

Doch urplötzlich erleben wir ein Jahr, welches sämtliche Reiseplanungen über den Haufen wirft. Auf einmal sind Flexibilität und Spontanität gefragt, um auch diesem Jahr ein paar schöne Seiten abzutrotzen. Sonst ist Essig. »Komm, lass uns nach Venedig fahren!«, bricht es aus mir heraus, als ich auf der Heimreise von Slowenien die Schilder nach Venezia sehe. »Ja, okay. Ich bringe dich nach Venedig!« Mein Mann kann so pragmatisch sein. Unserer guten Laune nach hätten wir sogleich dorthin abbiegen können.

Doch zuvor gilt es, die Goldene Hochzeit meiner Schwiegereltern zu feiern. Ich muss noch fünf Tage arbeiten und zusammen besuchen wir die Nebelhöhle für unseren dritten Wanderführer über die Schwäbische Alb. Zehn Tage nach unserer letzten Heimreise sind wir schließlich wieder auf derselben Autobahn in Richtung Süden unterwegs.

Vorbereitung und Anreise

Sich gut auf Venedig vorzubereiten, hat durchaus seine Vorteile. Denn das Parken und die Beherbergung können tiefe Löcher in die Reisekasse reißen. Da wir die Lagunenstadt zu einer ungewöhnlich ruhigen Zeit besuchen, bekommen wir ganz nah am Markusplatz ein romantisches Zimmer für gerade mal ein Viertel des sonst üblichen Preises. Zugleich erschien es uns sicherer, einen festen Parkplatz im Voraus zu reservieren, anstatt Vorort suchend durch die Gegend zu kurven. Der ALIPARK Marco Polo beim Flughafen bietet ein günstiges Angebot mit Shuttleservice zur Piazzale Roma.

Wie sich herausstellt, liegen die Vorteile auf unserer Seite, sowohl finanziell als auch zeitlich. Nach unserer Ankunft am Parkplatz checken wir das Auto ein, warten 20 Minuten auf den Shuttlebus und erreichen nach weiteren 20 Minuten den Stadtteil Santa Croce in Venedig. Hier steht das große Gebäude von Parking Venice. Das Parkhaus ist bereits voll, und hätten wir dort einen Platz gebucht, müssten wir nun in einer sehr langen Autoschlange davor ausharren.

Fahrt mit dem Vaporetto durch Venedig

Wir steigen an der Piazzale Roma aus und gehen zuerst zu den Actv, den Verkehrsbetrieben von Venedig. Für 60 EUR bekommen wir dort zwei 48-Stunden-Tickets und können damit unbeschwert das öffentliche Transportwesen von Venedig nutzen. An der Piazzale Roma stehen auch einige Wassertaxis. Ich frage mal nach, ob wir uns so etwas leisten können?

Doch für die 120 EUR, die uns die Fahrt zum Markusplatz gekostet hätte, gönnen wir uns lieber ein gemütliches Abendessen. Wir nutzen also den Vaporetto. Der Wasserbus ist das typische Verkehrsmittel Venedigs. Die Linie Nummer 1 ist zweifellos am bekanntesten. Sie fährt langsam den Canal Grande ab und ermöglicht so herrliche Blicke auf die anliegenden Palazzi. Die Nummer 2 wäre der Schnellbus gewesen.

Wir genießen die Fahrt entlang der herrschaftlichen Häuser, eh wir bei der San Marco Vallaresso prompt eine Station zu früh aussteigen. Halb so schlimm, wir reisen mit leichtem Gepäck. Entlang der Fondamenta dei Giardini stehen einige Marktstände, die venezianische Masken an den Mann bringen wollen. Wenige Schritte weiter öffnet sich der Blick auf den Markusturm. Wir sind angekommen und einfach nur glücklich.

Unser Hotel Ca’ del Nobile in den Gassen der Lagunenstadt

Auf dem Markusplatz herrscht reger Betrieb, doch von dem sonst üblichen Geschiebe sind wir weit entfernt. Vorbei am höchsten Gebäude Venedigs, überqueren wir den berühmten Vierecksplatz und tauchen beim Durchgang zur Ponte dei Dai in das Gassengewirr von San Marco ein. Wir haben zwar unser Wandernavi zur Hand. Doch bei solch engen Gassen ist der GPS-Empfang reine Glückssache.

Vorbei am ersten Gondola Service, an netten Restaurants und Läden voller buntem Muranoglas, befinden wir uns auf dem direkten Weg zur Rialtobrücke. Bei der Rio Terà de la Colonne werden wir fündig. An den Gebäuden der Seitenstraße nagt der Zahn der Zeit; und das ohne Erbarmen. Der Bewehrungsstahl blinzelt aus den Betonstützen der Arkaden. Auch bei unserer Paris-Reise hatten wir einst in einem windschiefen Haus übernachtet. Das Hotel Ca’ del Nobile wird schon halten.

Wir klingeln, es surrt und durch einen schmalen Gang sowie durch ein enges Treppenhaus geht es hoch in den Wohnbereich des uralten Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert. Barocke Vorhänge und alte Möbel aus Walnussholz machen den Aufenthalt inmitten von Venedig authentisch. Hier fühlen wir uns wohl. Lediglich das Frühstück hat noch Potenzial zu Besserem. Vielleicht sind wir darin einfach zu verwöhnt, nach unserer Anreise über das Hotel Cannero am Lago Maggiore.

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