Als Nächstes bringt uns Marion auf die Palme, auf die Palm Jumeirah. Die künstlich geschaffene Insel ist längst zu einem Wahrzeichen Dubais geworden. Doch ist sie das viele Geld und vor allem die mit sich gezogenen Umweltschäden wirklich wert? Die Extravaganz einer Wüstenstadt und Berichte über »das achte Weltwunder« lassen alle Zweifel zur Nebensache werden. Zumindest so lange, wie Investoren gibt.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, auf die Palme zu gelangen. Die Dubai Monorail lässt eine gewisse Innovation oder Nachhaltigkeit vermuten. Doch das ist weit gefehlt. Zwei Autobahnen führen hin und zurück. Und trotz der vielen Fahrspuren sind die Straßen völlig überlastet und Staus an der Tagesordnung. Warum auch Monorail fahren, wenn doch jeder ein Auto zur Verfügung hat? Auch wir fahren mit dem Auto und sind doch etwas enttäuscht. Die vielen Wohnblöcke der Residences entlang des »Stammes« lassen so gar keine Palmenidylle aufkommen.
Fahrt über die Autobahn auf Palm Jumeirah, Eindrücke von den Baustellen und dem äußeren Ring. Aufnahmen vom Sonnenuntergang auf der Palmeninsel.
Erst auf Höhe der Palmwedel wird die Bebauung niedriger. Die Autobahn jedoch bleibt. Doch in der Ferne ist bereits das fast schon legendäre Luxusresort Atlantis The Palm zu sehen. Und schon versinken wir im Meer. Nein, natürlich nicht. Die Sichel, welche die Palme umgibt, ist nur durch Tunnel unter Wasser oder mit der Monorail über Wasser, zu erreichen. Kurz darauf schleichen wir vorbei an dem riesigen Gebäude des Atlantis. Anhalten ist aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt. Auch die Parkplätze entlang dem Kai sind gesperrt.
Das Atlantis ist dem Casino-Hotel Atlantis Paradise Island von den Bahamas nachempfunden. Nur das mit dem Casino hat man hier weniger ernst genommen. Glücksspiele sind in den Emiraten verboten. Aber ich bin sicher, die Anlage hat auch so genug zu bieten. Trotz allem entsteht ein Kilometer weiter das nächste »größte« Hotel der Welt, das Royal Atlantis. Der Klotz in Schuhschachtelarchitektur ist so riesig, dass sie sich Löcher im Bauwerk leisten können, durch welche die Drachen fliegen können. Oh, ich vergaß, die Drachen fliegen ja in Hongkong. Hier würden die Leute vor Angst die Flucht ergreifen.
Alles was an Hotel Rang und Name hat, baut natürlich auf der Mondsichel der Palm Jumeirah. Kempinski, Sofitel, Waldorf Astoria und einige mehr. Wer es sich leisten will, kauft sich eine Wohnung in einer der verschiedenen Residences. Aber Vorsicht, viele Balkone blicken in Richtung Meer, was an sich ja die schönere Seite sein sollte. Hier verläuft aber die Straße. Es gibt übrigens noch Baulücken. Wir nutzen eine davon, um den Sonnenuntergang hinter der Palme zu beobachten, bevor wir in der Dämmerung an das Südende der Sichel fahren.
Von hier aus haben wir Sicht auf den Marina Beach und Bluewaters Island, wo gerade das größte Riesenrad der Welt entsteht. Die Grundstücke auf dem Festland wurden einst teuer als erste Reihe verkauft. Das war wohl ein gutes Geschäft. So betreibt man später Landgewinnung, um eine neue erste Reihe zu erstellen. Das Ökosystem im Meer ist dabei gleichgültig. Und was sagen die Investoren dazu? Wie sich das Vorgehen rächt, erkennt man an der zweiten Palme, der Palm Jebel Ali.
Baumängel und Probleme mit Gubbelwasser bei der ersten Palme, ließen die Investoren schon vor weiteren Geschäften zurückschrecken. Inzwischen gibt es genügend Gründe, weniger in Dubai zu investieren. Aus Palm Jebel Ali wurde inzwischen ein völlig überteuertes Industriegebiet, die Planung der dritten Palme ist gestoppt und da Großvorhaben »The World« steht schon seit langem still.
Es ist interessant mal diesen »Wahnsinn« hier zu sehen. Aber überzeugen kann mich die Palme so gar nicht. Für Menschen, die sich gerne in irgendwelche Hotelsilos einquartieren und diese nie verlassen, mag es hier gute Möglichkeiten geben, ihren Urlaub zu verbringen. Wahrscheinlich kann man auch gut einen Tag im Aquaventure Waterpark verbringen. Ansonsten wirkt die Sichel eher traurig und ausgestorben.
Viele der Residences wirken wie ein Flop, den keiner mehr haben will. Liegt das an der gewaltigen Abwanderung von Menschen in den letzten paar Monaten? Oder war das vorher schon so? Und dann nagt das Meer ständig an der Außenmauer, die jährlich mit viel Aufwand ausgebessert werden muss. Nichts ist von Dauer und vielleicht war Atlantis genau der richtige Name für das Haupthotel der Palme.