Die Sheikh Zayed Moschee ist eines der auffallendsten Gebäuden von Ras al Khaimah. Wann die Moschee entstand, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Wohl aber wird sie zu den ältesten Gebetshäusern der Vereinigten Arabischen Emirate gezählt, in den bis heute täglich Gottesdienste abgehalten werden. Durch ihre Größe und der zentralen Lage an der Straße Al Qawasim Corniche zählt die Sheikh Zayed Moschee außerdem zu den wichtigen Stopps einer Stadtrundfahrt durch Ras al Khaimah.
Allerdings müssen wir uns mit der Ansicht von außen begnügen. Denn anders als die Sultan Qaboos Moschee in Salalah erweckt diese Moschee nicht den Eindruck, als wäre der Zutritt zu den Innenräumen für Touristen möglich. Dennoch soll sie das bemerkenswerteste Gebäude von Ras al Khaimah sein. Das können wir gerne glauben. Wer mehr Prunk braucht, muss die Scheich Zayid Moschee in Abu Dhabi besuchen. Jene hat übrigens den Vorteil, dass sie auch andersgläubigen Besuchern offen steht.
Aufnahmen der imposanten Sheikh Zayed Moschee von Ras al Khaimah. Eindrücke von der Flaniermeile Corniche entlang des Meers.
Wir setzen unseren Ausflug mit der Corniche fort. Sie zählt zu den beliebtesten Straßen von Ras al Khaimah und bildet sozusagen die Flaniermeile der Stadt. Das können wir nicht beurteilen, weil es um die Mittagszeit recht sonnig auf dem Spazierweg ist. Wir können uns aber gut vorstellen, dass hier abends einiges los ist, sobald es etwas abkühlt. Entlang des Boulevards laden jede Menge Bänke dazu ein, zu Verweilen und den Blick über die Bucht schweifen zu lassen. Wer will, rennt entlang der eigens dafür angelegten Joggingstrecke oder schlemmt in einem der Restaurants am südlichen Ende der Corniche.
Anstatt längere Zeit auf der Corniche oder bei der Sheikh Zayed Moschee zu verbringen, suchen wir bald wieder Schatten auf. Der Obst- und Gemüsemarkt bietet da eine gute Möglichkeit. Er befindet sich auf einer Halbinsel, gleich gegenüber der Corniche sowie fast schon unter einer Autobahnbrücke. Vor Ort sind wir froh, dass wir uns für eine geführte Tour entschieden haben. Auf eigene Faust hätten wir den Markt niemals gefunden oder als solchen erkannt. Denn ein Blechdach lässt das sonst offene Gebäude wie eine Lagerhalle wirken. Doch das Dach ist nötig, um das Obst und Gemüse von der sengenden Sonne zu schützen. Im Nullkommanichts wäre dieses lahm und verdorben.
Wenige Wochen zuvor hatten wir bei unserer Kolumbien-Rundreise über riesige Erdbeeren, Brombeeren oder Äpfel gestaunt. Hier verhält es sich genau umgekehrt. Es gibt zwar große Mengen an Obst und Gemüse, aber die gebildete Frucht ist meist klein. Die Kohlköpfe sind winzig, ganz gleich welche Art. Den Gurken fehlt es an Wasser. Und die Tomaten sollten dringend ein paar versaute Witze zu hören bekommen, dass sie an Farbe gewinnen. Sorry, Letzteres ist ein alter Witz von meinem Schwiegerpapa, einem Gärtner.
Beim Rundgang über den Markt treten die Mängel in solchen Wüstenländern offen zutage. Auf dem Fischmarkt sahen wir uns noch einer großen Vielfalt gegenüber, da der Persische Golf reich an Fisch ist. Doch es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert. Für die Wasserversorgung werden Unmengen von Meerwasser entsalzen.
Das Salz wird anschließend einfach ins Meer zurück gekippt. Während insbesondere die küstennahen Abschnitte immer stärker versalzen, werden auf der anderen Seite ungeheuerliche Mengen an Energie verbraucht. Beide Vorgehensweisen sind keine Musterbeispiele für Nachhaltigkeit, um es gelinde zu formulieren.
Genau deshalb sind sowohl die Waren auf dem Markt als auch Lebensmittel im Allgemeinen recht teuer in den Emiraten. Entweder wird es mit einem enormen Aufwand selbst produziert oder es wird aus anderen Teilen der Welt hierher gekarrt. Ein Glück, wer da all-inclusive gebucht hat. So bleiben einem die schwer kalkulierbaren Kosten der Selbstversorgung erspart. Und auch wenn wir auf dem Gemüsemarkt ebenfalls nicht als Kunden angesehen werden, so begegnen uns die Verkäufer auch hier abermals angenehm freundlich. Hier treffen wir außerdem auf mehrere Emiratis. Leider ist es nicht gestattet, die Frauen zu fotografieren. In Schwarz und mit Gesichtsmaske laufen die Damen vorneweg und wählen die Waren aus. Ihr Lakai schleppt die Kisten hinterher bis ans Auto, wo der Mann wartet. Eine Emirati schleppt keine Einkaufstaschen.
Zum Abschluss fahren wir zur höchsten Stelle von Ras al Khaimah. Anstelle der guten Aussicht interessiert uns das seltsamste Gebäude des Emirats. Scheich Al Qassimi ließ an dieser Stelle vor über 25 Jahren eine Villa erbauen, die bis zu ihrer Fertigstellung Millionen von Dirham verschlang.
Er verlangte ein wunderschönes Interieur, erstaunliche Kunstwerke und kostbare Möbel. Die Tiefgarage war den edelsten und teuersten Autos vorbehalten. Auf eines jedoch hatte er verzichtet. Nämlich die Arbeiter zu bezahlen, die ihm das seinen Palast erbaut hatten.
Die Strafe folgte auf dem Fuß: Bereits in der ersten Nacht, welche die Familie des Scheichs in der Villa verbrachte, verschafften sich die Arbeiter Zugang zum Gelände. Sie polterten, zogen Grimassen in den Fenstern und schepperten auf Teufel komm raus. Die Emiratis sind sehr abergläubisch. So auch der Scheich, der von Wehklagen und bizarren Sichtungen berichtete und vor denen die Familie Reißaus nahm.
Auch spätere Bewohner wurden durch seltsame, paranormale Phänomene nach nur einer Nacht vertrieben. Schließlich blieb das Gebäude als Hounted House, das Geisterhaus, auf seiner Erhebung bestehen. Als einige Jahre später eine Sanierung und Neunutzung der mittlerweile verstaubten Villa anstand, fanden die Arbeiter ein »Go«, angeblich mit Blut an eine Wand geschrieben.
Bei unserem Besuch wagt ein neuer Eigentümer den nächsten Versuch, den Palast des Scheichs aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Wir treffen mehrere Arbeiter an. Was aus der Villa wird, können sie uns nicht sagen. Ihre Aufgabe ist es, das Eingangstor zu bewachen.
Irgendwelche Entdecker auf der Suche nach Lost Places gibt es zuhauf. Doch genau die will man hier nicht haben. Wir müssen uns mit einem Blick durch das Kunstgitterfenster auf die Villa begnügen. Ganz ehrlich: für ein Geisterhaus wirkt die Villa nur entfernt gruselig.