Wanderung über den Klingenstock zum Fronalpstock

Fahrt mit der Standseilbahn nach Stoos

An einem sonnigen, klaren Sommertag fahren wir von Schwyz-Schlattli mit der Standseilbahn nach Stoos. Die Fahrt bis hoch in den autofreien Kurort dauert sieben Minuten und überwindet auf der steilen Strecke 800 Meter Höhenunterschied. Damit ist es für die Wanderer die bequemste Art, um zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Klingenstock und Fronalstock zu kommen. Eine zweite Möglichkeit ist die Luftseilbahn von Morschach. Da diese eine weit geringere Kapazität hat, wird jedoch von den Betreibern selbst die Fahrt mit der Standseilbahn empfohlen.

Oben angekommen, gehen wir als Erstes auf die Aussichtsterrasse. Sie befindet sich direkt neben dem Eingang der Bergstation und bietet uns einen ersten schönen Blick über das Muotathal zum Rigi-Massiv. Auch der Ort Brunnen, direkt unterhalb der Rigi, lässt sich gut erkennen. Wir aber haben heute andere Ziele, laufen den Fußweg von der Bergstation hoch zum ersten Wegweiser und folgen dort den Schildern Richtung Klingenstock.

Mit dem Fronalpstock und dem Frontal im Blick durchqueren wir den Kurort, passieren mehrere Hotels und Restaurants (darunter auch eine Pizzeria) und wechseln nach einer Viertelstunde auf den Bergweg, der hoch zur Metzg führt. Wer sich die gut 500 Meter Aufstieg zum Klingenstock nicht antun, sondern sich auf die Gratwanderung konzentrieren will, kann vor den letzten Häusern Stoos’ auch den Schildern zum Klingenlift folgen.

Aufstieg von Stoos über Metzg auf den Klingenstock

Weil die allermeisten Fahrgäste, die mit uns hoch nach Stoos gefahren sind, an einer Jodlermesse auf dem Fronalpstock teilnehmen möchten, sind wir bald allein auf dem Bergweg unterwegs. Um uns herum ist es herrlich still. Einzig das vertraute Läuten der Kuhglocken und Vogelgesang begleiten uns auf dem Weg über die saftig-grünen Wiesen über Holiberig (1.390 m) und Gätterli zum Oberen Tritt (1.505 m).

Obwohl es noch früh am Morgen ist, kommen wir bei diesem ersten steilen Anstieg bereits gut ins Schwitzen. Anstatt die in der Höhe vermeintlich nötige Jacke überzuziehen, wandert stattdessen mein Hemd in den Rucksack, sodass ich nur ein leichtes T-Shirt trage. Da es auch später, auf dem Grat, nicht sonderlich windig (und schon gar nicht kühl) wird, hätte ich mir damit beides sparen können - aber das weiß man ja leider vorher nicht.

Flachstück bei Oberer Tritt

Bei Oberer Tritt wird das Gelände flacher, sodass wir uns vom ersten Anstieg erholen können, eh wir nach einer Stunde (ab Aufbruch in Stoos) die Alpwirtschaft Metzghüttä erreichen. An sonnigen Tagen lädt hier eine Terrasse zum Verweilen ein. Dabei sollte man es sich echt gut überlegen, ob man dies auslassen möchte. Denn die kleine Wirtschaft ist bis zur Alpwirtschaft Fronalpstock die einzige Möglichkeit, um etwas zu Trinken, das man nicht selbst den Berg hinauf geschleppt hat.

Abzweig zum Huser- und Klingenstock

Zu meinem späteren Bedauern lassen wir die Wirtschaft links liegen und wechseln stattdessen bei Metzg (1.540 m) auf den nächsten Bergweg Richtung Klingenstock und Huserstock. Bevor es richtig anstrengend wird, beobachten wir mehrere Kälber, die auf der anderen Seite einer Rinne zur Wasserstelle ihrer Herde galoppieren. Als wenn sie etwas verpassen könnten, rennen auch auf unserer Seite mehrere ausgewachsene Rinder den Hang hinab. Dummerweise kommt eins direkt auf uns zu. Erst, als wir schon bergauf flüchten wollen, weicht die Kuh unbeholfen aus und poltert weiter bergab zu ihren Artgenossen.

Nach gut dem halben Anstieg von der Metzghütte zum Gipfel des Klingenstocks fordern die Höhenmeter und die Wärme ihren Tribut. Zwischen Frühlingsenzianen und Wucherblumen sowie mit Sicht über Stoos und Schwyz bis zum Mythen ist damit die erste kurze Pause fällig - und der Rucksack anschließend einen Liter leichter (-:

Aufstieg zwischen Chalberstöckli und Klingenstock

Nach 15 Minuten steigen wir den Einschnitt zwischen dem Chalberstöckli mit seinem imposanten, Gras bewachsenen Hang und dem Klingenstock weiter hinauf zum Joch zwischen diesen beiden Gipfeln. Ergeben sich im unteren Teil schöne Einblicke auf den Übergang zwischen Chalberstöckli und den rund 50 Meter höheren Hengst (1.890 m), erwartet uns oben ein weitreichendes Panorama, um mit dem Schlossberg (3.133 m), Brunnistock (2.952 m) und dem Engelberger Rotstock (2.818 m) nur ein paar der schneebedeckten Berge zu nennen.

Wer allerdings denkt, dass der Anstieg auf den Klingenstock damit so gut wie geschafft ist, irrt sich. Und zwar um genau 70 weitere Höhenmeter, die es von dem Joch entweder entlang eines Zauns direkt am Rand oder aber in einer weit gestreckten Linkskurve hinauf zur Bergstation vom Klingenlift geht.

Panorama mit dem Chalberstöckli

Gratwanderung über den Rot Turm

Oben angekommen, haben wir bereits 635 Höhenmeter der Rundwanderung bewältigt. Trotz der Pause beim Aufstieg liegen wir gut in der vorgegebenen Zeit von 2.30 Stunden für den Abschnitt von Stoos zum Klingenstock. Mit dem entsprechend guten Gefühl verweilen wir direkt unterhalb des Gipfelkreuzes und lassen unsere Blicke über das wunderschöne Panorama der weiter südlich emporragenden Alpen schweifen, wagen aber auch den Blick in die Tiefe der steil (aber keinesfalls senkrecht) abfallenden Südseite des Klingenstocks.

So ruhig es auf dem Bergweg zwischen Stoos und Klingenstock ist, so lebhaft geht es oben auf dem Grat zwischen den Liften der Bergbahnen zu. Steht im Rother Wanderführer: viel begangene Wanderung, so bemerkt ein älterer Mann neben uns: »Das ist ja eine Volkswanderung.« Nun, ganz so schlimm ist es freilich nicht. Abschnittsweise nimmt es aber schon die Züge einer Karawane an.

Aussichten am Klingenstock

Auf dem Weg zum Huserstock wird deutlich, warum dies so ist. Ist es auf der einen Seite die fantastische Bergkulisse, sind es direkt am Wegesrand die vielen seltenen, geschützten Pflanzen. Nachdem wir bereits in den unteren Lagen mehrere Orchideen- und, auf Höhe des Jochs, Enzian-Arten gesehen haben, finden wir oben auf dem Grat Läusekräuter, Alpenastern und Steinnelken. Teilweise sieht es aus, als wäre hier oben ein großer Steingarten angelegt worden.

Als Krönung rückt bei Nollen der türkisblaue Urnersee in unser Blickfeld - zusammen mit einem Rastplatz, der sich nur einen Katzensprung von der auch hier steil abfallenden Hangkante befindet. Um dorthin zu gelangen, müssen wir scheinbar vom Wanderweg auf einen ungesicherten Pfad abbiegen, der in einem Bogen durch eben diesen steil abfallenden Hang zu dem exponierten Platz führt. Uns schwant schon Böses. Dann bemerken wir aber doch den zweiten Zugang weiter oben, über den sich der große Vespertisch gefahrlos erreichen lässt. Schön finden wir, dass es auf jeder Seite nur je eine lange Bank gibt, sodass wir bald mit anderen Wanderern ins Gespräch kommen.

Rastplatz Nollen

Eine halbe Stunde halten wir es auf dem Rastplatz bei Nollen aus. Dann aber ruft wieder der Berg und wandern wir weiter über den Grat. Auch hier lohnt es sich, die Augen offen zu halten, finden wir doch mit der Steinnelke und dem Allermannsharnisch (auch Bergknoblauch oder Sigmarslauch genannt) die nächsten zwei typischen Vertreter der alpinen Vegetation auf dem Fronalpstock.

Zugleich wird die Aussicht immer bezaubernder, sodass wir teilweise Mühe haben, den Blick auf dem steinigen Weg zu halten. Ja, wenn man im Sommer einen blauen Himmel mit klarer Sicht zu den umliegenden Berggipfeln erwischt, zählt die Höhenwanderung vom Klingenstock bis zum Fronalpstock sicherlich zu den Highlights am Vierwaldstättersee und der Zentralschweiz. So hören wir unterwegs auch andere Wanderer von der Landschaft schwärmen. Ist es direkt vor uns der Urnersee mit den dahinter liegenden Niederbauen-Chulm und Oberbauenstock, ist es rechts von uns der Blick hinab nach Stoos und links von uns die schneebedeckten Alpen der Kantone Uri und Graubünden.

Gipfel vom Huserstock

Als wir den Abzweig auf den Gipfel vom Huserstock erreichen, sehen wir mehrere Gruppen, die vor dem Aufstieg zögern. Es muss niemanden wundern. Denn das ständige Auf und Ab der Tour kosten Kraft und Schweiß; und ganz gleich, bei welcher Seite man am Morgen aufgebrochen ist, bis man den Huserstock erreicht hat, steckt einem schon eine gute Portion Anstrengung in den Beinen. Dies gilt vor allem für die Wanderer, die wie wir bei Stoos los gelaufen sind. Doch es lohnt sich, die 40 Meter Höhenunterschied zwischen Grat und Gipfel auf sich zu nehmen, erwartet einen doch oben beim Gipfelkreuz vom Huserstock der nächste tolle Rundblick über die Berge sowie hinüber zum benachbarten Fronalpstock. Schade nur, dass uns oben ein Schwarm Fliegen erwartet ...

Gratwanderung über die Furggel-Hütte zum Fronalpstock

Oben auf dem Huserstock hatten wir überlegt, ob es vielleicht einen Weg auf die andere Seite gibt, sodass man nicht auf dem selben Pfad wieder zum Grat hinab steigen muss. Nachdem wir den Gipfel auf dem Hauptwanderweg umgangen haben, müssen wir jedoch einsehen, dass dies für uns normale Wanderer wohl lebensgefährlich wäre. Vor allem im Vergleich zum hier sehr gut gesicherten Höhenweg, der mit Ketten und Verbreiterungen inzwischen auch ohne sonderliche Trittsicherheit gefahrlos begangen werden kann. Schade nur, dass wir bis Furggeli gut 100 Meter (vom Huserstock-Gipfel 160) wieder bergab laufen müssen, bevor es hinauf auf Fronalpstock geht.

Was soll ich sagen? Bei etwa 1.000 geleisteten Höhenmetern liegen bei uns in etwa die Grenze von dem, was wir Mitte Juni gut leisten können. Alles, was darüber hinaus geht, ist mühsam. Und dass es bei unserem Aufstieg vom Furggeli auf den Fronalpstock brütend warm ist, macht es nicht besser. Durch das Frontal hinab nach Stoos zu wandern, kommt jedoch nicht in Frage, sodass wir die letzten 180 Höhenmeter nach einer kurzen Pause in Angriff nehmen.

Auch wenn uns der Schweiß auf der Stirn steht und die Hitze ihren Tribut fordert, so versöhnen uns auf dem Weg zum dritten und letzten Gipfel der Tour einmal mehr die Pflanzen. Die erste ist ein Gelber Enzian. An sich ist das nichts Ungewöhnliches. Aber nachdem wir die Gelben Enziane seit Wochen bei unseren Höhenwanderungen beobachten, ist es das erste Exemplar, das in Blüte steht. Schade nur, dass die unteren Blüten bereits verblüht sind, eh sich die oberen ganz geöffnet haben. Die zweite Pflanze ist dann ein wirkliches Highlight: eine Feuerlilie, die direkt oberhalb des Wegs steht. Auch sie ist die erste, die wir (blühend) in der Zentralschweiz finden.

Auf den letzten Höhenmetern fühle ich mich schließlich hin und her gerissen. Auf der einen Seite ist es die herrliche Aussicht über weite Teile des Vierwaldstättersees, zur Rigi im Norden und der Chaiserstock-Kette im Süden. Andererseits beschleicht mich, obwohl wir jeder mehr als einen Liter getrunken haben, allmählich ein Gefühl des Verdurstens. So bin ich dann doch heilfroh, als wir die Alpwirtschaft Fronalpstock nach sechs Stunden (ab Stoos, inklusive der Pausen) erreichen und ich dieses unschöne Gefühl mit Hilfe von zwei Flaschen Rivella á 0,5 Liter beheben kann.

Abstieg über Laui nach Stoos

Gut erholt, genießen wir noch einmal die Aussicht vom Fronalpstock über den Urnersee zum Niederbauen, bevor wir wieder hinab nach Stoos steigen. Dabei ist es bemerkenswert, dass wir auch hier nur ein paar hundert Meter laufen müssen, um den Trubel direkt am Gipfel hinter uns zu lassen. Denn wieder sind nur vereinzelte, kleine Gruppen auf dem Bergweg unterwegs.

Bis nach Laui begegnen wir somit nur einer Handvoll Wanderer, die erst am Nachmittag auf den Fronalpstock wandern. Ansonsten aber ist es hier ähnlich ruhig wie beim Aufstieg am Vormittag. Ebenfalls auf dem Weg nach Laui entdecken wir den nächsten Vertreter der Enziane. Diesmal sind es ein Purpur-Enziane, die in voller Blüte stehen. Wenn ich bedenke, dass ich früher nicht einmal wusste, dass es auch nur zwei verschiedene Enzian-Arten gibt, ist es schon witzig, dass wir mit dem Purpur-Enzian bereits sieben Vertreter dieser großen Familie sicher bestimmen können.

Bei Laui lädt eine weitere Alpwirtschaft zum Verweilen ein. Hier es ist außerdem möglich, einen Umweg über das Frontal nach Stoos zu laufen. Wir aber haben wir genug erlebt und bleiben auf dem direkten Weg nach Stoos, wo nach knapp achteinhalb Stunden (inklusive Pausen) eine für uns ganz tolle Wanderung endet.

Video Fronalpstock | Rundwanderung ab Stoos

Wunderschöne Bergwanderung ab Stoos hinauf auf den Klingenstock. Von dort weiter über den Grat zum Fronalpstock mit Abstieg nach Stoos.

Anfahrt, Anforderungen und GPS-Daten zur Wanderung

Die Anfahrt erfolgt über die A 4 bis Seewen. Bei Ausfahrt 39 auf die 2 Richtung Schwyz abfahren und den Schildern zur Stoosbahn folgen. Oder die A 4 bis zum Ende fahren, weiter über die Landstraße nach Morschach, dort der Beschilderung zur Luftseilbahn bzw. Standseilbahn folgen.

AusgangspunktStoos, Zufahrt über Standseilbahn ab Schlattli oder Lift ab Morschach
KoordinatenN 46.9926, E 8.6669 (Parkplatz Talstation der Standseilbahn nach Stoos)
Gehzeit6.30 Stunden
Distanz14 km
Anstiege1050-1100 m
AnforderungenT2, gute Kondition erforderlich
Beschilderungab Stoos Klingenstock (1935 m) - Huserstock (1904 m) - Fronalpstock (1922 m)- Laui - Stoos oder über Frontal-Stoos
EinkehrEinkehrmöglichkeiten bestehen in Stoos, bei der Alpwirtschaft Metzg, im Gipfelrestaurant Fronalpstock und bei der Alpwirtschaft Laui.
GPS-DatenWanderung Stoos Klingenstock Fronalpstock gpx
KML-DatenWanderung Stoos Klingenstock Fronalpstock kml

Wanderkarte zum Klingenstock und Fronalpstock

Höhenprofil

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