Die beiden Mythen bilden schon aus der Ferne ein herrlich anzusehendes Bergmassiv. Neben leicht zu begehenden Wanderwegen laden auch abgelegene Pfade dazu ein, die traumhafte Bergkulisse zu genießen. Seit Inbetriebnahme der neuen Rotenfluebahn im Dezember 2014 gelangt man heute am leichtesten bis nahe an den Großen Mythen heran. Der Aufstieg zum Gipfel erfordert zwar dennoch eine gute Kondition am Berg. Dann aber darf man sich über eine fantastische Rundumsicht zu den umliegenden Bergen und Gipfeln der Inneren Schweiz freuen.
Die Wanderung auf das Bergmassiv vom Mythen wollten wir eigentlich in Schwyz starten. Leider jedoch finden wir im Ort keinen Parkplatz, auf denen die für die Wanderung benötigte Parkzeit erlaubt ist. Ebenfalls Pech hatten wir mit dem Parkplatz des damals stillgelegten Sessellifts in der Rickenbacher Straße. Dort drohten bis zur Neueröffnung der Rothenfluebahn Schilder mit hohen Strafen, sollte man dort seinen Wagen abstellen. Als Konsequenz waren wir ein ganzes Stück weit den Berg hinauf gefahren, um dort erneut unser Glück zu versuchen.
An Tagen mit Hochnebel ist dies eh zu empfehlen. Denn während Schwyz und die umliegenden Seen unter einer dichten Wolkendecke liegen, erwartet uns weiter oben strahlender Sonnenschein. Auch kommen wir an mehreren kleinen Wanderparkplätzen vorbei wie bei der Postbushaltestelle »Eseltritt«. Von dort sind es etwa 100 Meter bis zum nächsten Wegweiser. Wer will, kann von hier um den nächsten Berg herum zum Ibergeregg wandern. Das hätten wir wohl auch gemacht. Wenn uns da nicht zwei Männer begegnet wären, die uns erklärt hätten, dass dies ein gewaltiger Umweg ist. Also kehren wir um und fahren noch ein kleines Stück weiter zum Hotel Passhöhe, von wo die meisten Wanderer zum Großen Mythen starten.
Bevor wir beim Hotel Passhöhe aufbrechen, stehen wir vor einem kleinen Problem: die Stellplätze, die es gleich links hinter dem Hotel gibt, sind Hotelgästen vorbehalten. Deshalb stehen dort einige Schilder, die all denjenigen mit Strafen drohen, die hier dennoch parken. Andererseits gibt es beim Ibergeregg nur wenige öffentliche Wanderparkplätze und sehen wir etliche andere Wanderer, die beim Hotel Passhöhe aufbrechen. Wir beschließen, dass Falschparken wohl nur in der Skisaison geahndet wird und folgen dem Strom - wer ganz sicher gehen will, sollte vielleicht bei einer Tasse Kaffee im Hotel nachfragen.
Der Weg nach Holzegg ist an sonnigen Wochenendtagen gar nicht zu verfehlen: Einfach den vielen anderen Wanderern und Spaziergängern folgen, die gemütlich plaudernd vor einem aufgebrochen sind. Es ist ein bequemer Wanderweg mit nur geringen Steigungen, sodass er sogar für Familien mit Kleinkindern geeignet ist. Da es beim Ibergeregg ein gut ausgebautes Liftsystem gibt, laden zudem eine ganze Reihe Gasthäuser und Alpwirtschaften zum Verweilen ein. Zu unserem Glück, denn schon beim ersten Restaurant lichten sich die Reihen der Wanderer. Dadurch haben wir im Bereich Zwäcken nur noch ein paar muntere Plaudertaschen in unserer Nähe, die die Ruhe stören.
Auf der Abschnitt von Zwäcken nach Holzegg sind wir froh, dass wir nicht vom Tal zum Mythen hinaufgestiegen sind. Denn so können wir bei strahlendem Sonnenschein auf die dichte Nebeldecke hinab schauen, anstatt erstmal zwei Stunden durch die graue und nasskalte Suppe latschen zu müssen. Zudem ist die Wanderung dadurch einiges leichter, da wir so nur etwa die Hälfte an Höhenmetern (inklusive Rothenflue beim Rückweg) bewältigen müssen.
Bis nach Holzegg wird der Strom der Wanderer (oder auch Spaziergänger, denn mehr als ein längerer Spaziergang ist es nicht) durch die verschiedenen Restaurants immer dünner. Erst bei der Seilbahn Holzegg - Brunni, von wo ein weiterer Wanderweg zum Mythen hinaufführt, werden es wieder ein paar Leute mehr. Im Gegensatz zum Wanderweg, der nach Schwyz führt, können wir den Weg nach Brunni auf der ganzen Länge bis hinunter zum Wanderparkplatz an der Talstation überblicken. Damit ist Brunni bei Hochnebel sicher eine gute Alternative zum Start in Schwyz.
Beim Holzegg bleiben unsere immer noch munteren Plaudertaschen zurück. Vom Gasthof sind es nur noch wenige Meter bis zum Bergweg auf den Mythen. Auch wenn im Rother Wanderführer steht, dass man trittsicher und schwindelfrei sein sollte, ist der Aufstieg bei trockenem Wetter gar nicht so schwer, wie man erst denkt. Trittsicherheit ist schon von Vorteil. Auch Wanderstöcke sind auf dem steinigen Untergrund zu empfehlen. Da es an keiner Stelle unangenehm steil bergab geht und die kniffligeren Bereiche auf der Talseite mit einem Stahlseil gesichert sind, kommt man aber auch ohne Stöcke und sogar mit guten Freizeitschuhen den Berg hinauf.
Schon nach ein paar Minuten Aufstieg eröffnet sich uns eine gute Sicht über das Ibergeregg zum Chaiserstock, nach Osten zum Druesberg und den Glarner Alpen und nach Westen über die Rigi bis zum Pilatus. Zugleich kommen wir erstmals an diesem Tag ins Schwitzen. Um nicht zu sagen, dass die Höhenmeter bald ihren Tribut fordern und uns die erste kurze Pause abringen.
Insgesamt sind es rund 500 Höhenmeter, die wir auf dem Bergweg von Holzegg bis hoch zum Gipfel des Mythen bewältigen müssen. Um die Steigung erträglich zu halten, gibt es auf dem Weg insgesamt 47 Spitzkehren - und entsprechend viele Serpentinen. Vor allem im unteren und mittleren Bereich des Bergs kann dies einen etwas deprimieren, da die Spitzkehren auf den Felsen angeschrieben sind und man zum Beispiel von der 9. bis zur 20. Kehre eine ganze Zeit lang unterwegs ist.
So, wie wir von den Grasmatten auf den hellgrauen Fels kommen, haben wir das meiste geschafft und nehmen die letzten paar Spitzkehren auf der Rückseite des Felsens eigentlich kaum mehr als solche wahr. Im Übergangsbereich (an der Grenze zum rötlichen Felsen) sollte man allerdings gut acht geben, da es in der Kurve und den nächsten paar Metern steil bergauf geht und stellenweise etwas rutschig ist.
Bei angenehm warmen Temperaturen und einem lauen Lüftchen erreichen wir gut zwei Stunden nach Aufbruch beim Hotel Passhöhe den Gipfel des Großen Mythen. Es ist unglaublich, dass hier, 500 Höhenmeter über dem nächsten befahrbaren Wirtschaftsweg entfernt, das Restaurant »Großer Mythen« geöffnet hat und seinen Gästen sogar erschwingliche Preise bietet, die durchaus mit den Restaurants im Tal konkurrieren können. Wer den Betonklotz gegenüber des Restaurants sieht, ahnt es vielleicht schon: das Restaurant wird durch einen Helikopter beliefert, der gerade so auf den Landeplatz passt.
Obwohl ein Schild darauf hinweist, dass die aufgestellten Tische und Bänke den Konsumenten des Restaurants vorbehalten sind, sehen wir einige andere Wanderer, die ihre mitgebrachten Sachen auspacken. Da zwar einiges los ist, aber dennoch genügend Plätze unbesetzt sind, duldet der Wirt auch uns, als wir uns mit zwei jungen Leuten an einen der Tische setzen - wobei es echt kein Loch ins Budget reißt, wenn man eine Rivella, einen halben Liter Apfelsaftschorle oder Cola kauft.
Normalerweise bleiben wir nur kurz auf dem Gipfel, bevor wir zurück oder zum nächsten Ziel des Tages laufen. Das sonnige Wetter auf dem Mythen aber kosten auch wir gerne aus; zumal die Wanderung auf den Mythen deutlich schöner ist als es die Beschreibung und die Bilder in den uns bekannten Wanderführern vermuten lassen. Außerdem schmecken die mitgebrachten Wienerle und das selbst gebackene Brot in der Höhe doppelt so gut (-:
Gut erholt verlassen wir den Gipfel nach einer Dreiviertelstunde. Der Weg hinunter nach Holzegg, und vor allem der Bereich auf der Rückseite des Mythen, kommt uns viel kürzer als der Aufstieg vor. Bei einer Steinbank gönnen wir uns aber dennoch eine kurze Pause, bevor wir die letzten Serpentinen hinab nach Holzegg in Angriff nehmen.
Unten auf dem Panoramaweg angekommen, ist es diesmal die Wärme, die uns zur nächsten Rast verleitet. Kaum zu glauben, aber während wir selbst bei T-Shirt-Wetter unterwegs sind, müssen die Wanderer, die ein Wochenende nach uns zum Mythen laufen, bei eisiger Kälte durch Schnee stapfen. Ein Aufstieg zum Gipfel ist dann erfahrenen und absolut trittsicheren Wanderern vorbehalten. Ein Grund mehr, das goldene Oktoberwetter auf der Sonnenterrasse vom Schiclub Schwyz bei zwei kühlen Glas Rivella zu genießen.
Weil wir danach immer noch etwas Zeit haben, machen wir beim Rückweg zum Hotel Passhöhe einen Abstecher über Rothenflue. Damit verlassen wir breiten Strom der Wanderer und kommen nach einem Fichtenwald auf eine landschaftlich reizvoll gelegene Hochalm. Und außerdem zu einer ausgedienten Gondel, die zu einem winzigen Supermarkt umfunktioniert wurde. Wer will, kann sich hier mit Alpkäse, Mutschli (was ist das?), Käse-Herz, Alpbutter, Mythen-Steine, Kuhle Wurst und weiteren Bergspezialitäten eindecken. Was uns wundert: obwohl Milchprodukte in Schweizer Supermärkten deutlich teurer als bei uns sind, ist der Bergkäse günstiger.
Nach einem letzten kurzen Verweilen auf der Rothenflue mit Blick auf den immer noch unter der dichten Nebeldecke verschwundenen Vierwaldstättersee und dem ebenso unsichtbaren Schwyz laufen wir vom Rothenflue ein Stück zurück, bevor wir den Wegweisern zum Ibergeregg folgen. Genauso gut kann man aber auch den Rundweg am Berggasthaus Rothenfluh vorbeilaufen. Von der Entfernung her macht das keinen großen Unterschied, sodass man in beiden Fällen gut eine Stunde später wieder beim Ibergeregg ankommt, wo für uns ein überraschend schöner Wandertag endet.
Aufnahmen unserer Wanderung vom Ibergeregg über Zwäcken und Holzegg auf das Bergmassiv des Mythen im Kanton Schwyz.
Die Anfahrt erfolgt über die A 4 bis Seewen. Bei Ausfahrt 39 abfahren und den Schildern über die 8 nach Schwyz folgen. In der Stadtmitte von Schwyz auf die Rickenbachstrasse abbiegen. Diese geht am Ortsende in die Ibergereggstrasse über, die hinauf auf die Passhöhe am Ibergeregg führt. Soweit wir gesehen haben, sind die meisten Parkflächen dem Hotel zugeordnet und ist das Parken den Gästen vorbehalten.
Im hinteren Bereich vom Schotterparkplatz standen aber schon einige andere Wanderer, sodass wir ebenfalls dort geparkt haben. Ob und wie kontrolliert wird, wissen wir nicht. Kurz vor Erreichen der Passhöhe hatten wir zuvor auf der linken Seite einen kleinen Wanderparkplatz gesehen, der am Vormittag allerdings schon belegt war.
Ausgangspunkt | Passhöhe Ibergeregg (1412 m) |
Koordinaten | N 47.0184, E 8.7329 |
Gehzeit | 5 Stunden |
Distanz | 10,5 km |
Anstiege | ca. 800 HM |
Anforderungen | bis Holzegg T1, Aufstieg zum Gipfel T3 |
Einkehr | Einkehrmöglichkeiten bestehen beim Hotel Passhöhe, Berggasthaus Rothenfluh, der Alpwirtschaft Zwäcken, Schihütte des Skiclubs Schwyz, dem Bergrestaurant Holzegg und dem Bergrestaurant Großer Mythen. |
GPS-Daten | Wanderung Mythen gpx |
KML-Daten | Wanderung Mythen kml |