Wer sich mehrere Wanderungen rund um den Vierwaldstättersee vornimmt, wird kaum um den Pilatus herum kommen. Auch wenn das Bergmassiv heute ein beliebtes und ausgesprochen gut erschlossenes Ausflugsziel ist, haben die Luzerner über Jahrhunderte furchterfüllt zu den steilen Felswänden ihres Hausbergs aufgeschaut. Lange Zeit bewahrten düstere Sagen und Legenden den Berg vor den Menschen. Sie vermuteten in dem Massiv den Sitz von Drachen, Hexen, Zauberern und Unheil bringendem Gewürm. Tückische Unwetter und verheerende Wasserstürze am Fräkmünd (gebrochener Berg) bestärkten den Aberglauben.
Im Mittelalter änderte sich der Name von Fräkmünd über Mons pileatus (der mit Felspfeilern durchsetzte Berg), Pylatus (1480) und Mons Pilati (1555) schließlich zum Pilatusberg. Deswegen wird er gerne mit dem römischen Präfekten in Verbindung gebracht. Der Sage nach soll Pontius Pilatus im inzwischen verlandeten Pilatussee nahe der Oberalp seine letzte Ruhestätte gefunden haben. Überall dort, wo man ihn zuvor bestattet hatte, sollen heftige Unwetter aufgetreten sein. Da es diese ohnehin ständig am Fräkmünd gibt, soll man ihn hier oben bestattet haben.
Wie stark die Sage war, sieht man daran, dass der Name Pilatus den ursprünglichen Namen verdrängt hat, und am Verhalten des Luzerner Stadtrats. Dieser hatte das Besteigen des Berges unter Androhung von schweren Strafen noch bis ins 16. Jahrhundert verboten, um Pilatus nicht in seinem Bergsee zu stören, was unweigerlich das nächste große Unwetter hätte auslösen können.
Den Schrecken des Mittelalters hat der Pilatus natürlich längst verloren. Wer ihn von Norden her besteigt, muss aber auch heute noch auf der Hut sein. Denn selbst an sonnigen Tagen können sich in kurzer Zeit Wolken an der Nordwand bilden, welche die Orientierung erschweren und eine schöne Tour in ein unerwartet nervenaufreibendes Erlebnis verwandeln können. Rund um den Pilatus gibt es aber auch einige Wanderwege, die selbst bei schlechtem Wetter gut uns sicher zu begehen sind.
Wir beginnen unsere Tour bei der Talstation der Panorama-Gondelbahn von Kriens über das Krienseregg bis nach Fräkmüntegg. Sowie die Tickets für die Berg- und Talfahrt gelöst sind, können wir auch schon einsteigen. Denn anstelle von zwei großen Gondeln kommen hier 132 Kabinen für je vier Personen zum Einsatz, sodass man sich nur die früheste und letzte Fahrt merken muss. Ansonsten kann man nach Lust und Laune bzw. bei Ankunft ohne große Wartezeit einsteigen und bekommt garantiert einen Sitzplatz, was ja auch ganz angenehm ist (-:
Nach ungefähr der halben Strecke erwartet uns eine Überraschung: es ist die Station Krienseregg, durch die wir bei der Bergfahrt hindurchfahren. Wer will, kann schon hier aussteigen und zu einer leichten Bergwanderung zum Beispiel hinauf nach Fräkmüntegg aufbrechen. Wer direkt bis zur Bergstation hochfahren will, braucht beim Sommerbetrieb einfach sitzen zu bleiben. Die Türen öffnen und schließen sich bei der Fahrt durch die Station von selbst.