Der Königsweg gehört neben der Alt- und Neustadt zum unbedingten Pflichtprogramm eines Warschau-Besuchs. Er beginnt bei der Zygmuntsäule und verbindet die Altstadt mit den Palais in Lazienki und in Wilanów. Dabei setzt sich der Königsweg aus drei Straßen zusammen: Der Krakowskie Przedmiescie (Krakauer Vorstadt), in der sich zahlreiche Adlige nach der Verlegung der Hauptstadt von Krakau nach Warschau ansiedelten, der Nowy Swiat (Neue Welt) und der »Aleje Ujazdowskie«.
Bei unserem Spaziergang kommen wir am Adam-Mickiewicz-Denkmal vorbei, welches eine große Rasenfläche nahe der Karmeliterkirche schmückt. Es folgen das Radziwill- und das gegenüberliegende Potocki-Palais, die Visitantinnenkirche neben der Warschauer Universität und das Czapski-Palais. Bürgerhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts prägen das Erscheinungsbild der Nowy Swiat. Sie ist Warschaus beliebteste Einkaufsstraße, in der neben den Geschäften und Boutiquen Cafés und Restaurants zum Verweilen einladen.
Vom Königsweg, nur wenige Schritte vom Hotel Europejski entfernt kommen wir durch die Tokarzewskieg zum Platz Marzalka-J.-Pilsudskiego. Zuerst fällt uns hier ein großes Kreuz am Rande des Platzes auf. Rundherum stehen Kerzen um eine Gedenktafel. Diese erinnert daran, dass Karol Wojtyla an dieser Stelle erstmals in Polen als Papst Johannes Paul II. predigte. Welche Bedeutung dies für die Menschen hat, sehen wir bereits am ersten Abend unseres Besuchs, an dem die Polen ein großes Glaubensfest auf dem Platz feiern.
Zwischen dem Platz und dem anschließenden Saski Park (Ogród Saski), dem Sächsischen Garten, steht das polnische Grabmal des Unbekannten Soldaten, welches 1925 im ehemaligen Sächsischen Palais errichtet wurde. Während die Deutsche Wehrmacht das Palais bei ihrem Rückzug 1944 weitestgehend zerstörte, blieb der Trakt mit dem Grabmal zumindest so gut erhalten, dass er später restauriert werden konnte.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Grab den polnischen Kämpfern in aller Welt gewidmet. Wenn die Soldaten, welche am Grab Ehrenwache halten, um 12 Uhr abgelöst werden, biegen sie übrigens beim Europejski-Hotel vom königlichen Weg ab und durchqueren ebenfalls die Tokarzewskieg. Dieses lässt sich zum Beispiel von der Caféterrasse des Hotels aus gut beobachten.
Am Eingang zum Saski Park begrüßen uns eine Reihe Skulpturen, welche bei dem herrlichen Wetter wohl am liebsten von ihren Sockeln gesprungen wären, um mit uns durch die prächtigen Parkalleen und verschlungenen Wege zu schlendern. Neben einigen klassizistischen Baudenkmälern beherbergt der Park das Restaurant St. Antonio, eine frühere Orangerie, in der wir wahrscheinlich ganz vorzüglich hätten speisen können.
Stattdessen genießen wir aber lieber die grüne Oase inmitten der Millionenstadt und tanken noch etwas Sonne, bevor wir uns in das düsterste Kapitel der Warschauer Geschichte begeben.
Für unseren Aufenthalt wählten wir das Hotel Europejski als Unterkunft. Erstmals öffnete das Hotel 1857 seine Türen und wurde nach 1945 im alten Neorenaissancestil rekonstruiert. Da das 3-Sterne-Hotel am Königsweg liegt, sind es zur einen Seite nur wenige Meter bis zur Altstadt und in die andere ebenfalls nur wenige Schritte bis zum Warschauer Kulturpalast.
Außerdem ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Umsteigen an den Warschauer Flughafen angebunden. Vorausgesetzt, es sind keine EU-Räte in der Stadt unterwegs. Die nämlich werden vorzugsweise im direkt gegenüber liegenden Hotel Bristol untergebracht, was bedeutet: die Bushaltestelle Bristol ist aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Wirkt die Empfangshalle des Europejskis bereits ein wenig sozialistisch, tritt die kommunistische Vergangenheit vor allem durch die Einrichtung im Frühstückssalon offen zu Tage.
Sehr schön hingegen und vor allem sehr licht ist der Treppenaufgang gestaltet. Die Flure sind lang, aber das Zimmer war sauber und gemütlich. Mehr brauchen wir nicht.