»Ich schenke Euch einen Kulturpalast.« Was diese Worte Stalins für Warschau bedeuteten, merkten die Polen leider erst, nachdem Stalin den Standort für das 234 Meter hohe Gebäude ausgesucht und seine Architekten an die Weichsel geschickt hatte. Denn damit war seine Großzügigkeit auch schon wieder vorbei. Die Polen hingegen durften den Bau aus eigener Tasche finanzieren. Selbst hat Stalin die Fertigstellung dann auch nicht mehr erlebt, da der 1952 begonnene Prunkbau erst im Jahr 1955, zwei Jahre nach seinem Tode, fertiggestellt wurde.
Auch wenn sich der Kulturpalast längst zum Wahrzeichen Warschaus gemausert hat und aus dem Stadtbild kaum mehr wegzudenken ist, war er lange Zeit das meist gehasste Gebäude in Warschau und ist auch heute noch nicht besonders beliebt bei den Bürgern. So würden einige Warschauer den in drei Filmen inszenierten Abriss des Stalin-Gebäudes gerne in die Tat umsetzen.
Im Innern des Gebäudes verteilen sich 3288 Räume auf 38 Etagen. Darunter zwei Museen, vier Theater, vierzehn Auditorien, ein Ballsaal, eine Turnhalle, ein Schwimmbad und ein Kongresssaal mit 3200 Plätzen. Dazu kommen Ausstellungs-, Seminar- und Büroräume.
Heute wird der Kulturpalast vom Fernsehen, der polnischen Akademie der Wissenschaften, dem polnischen UNESCO-Komitee und der Universität genutzt.
Bei unserem Besuch mussten wir eines zuallererst merken: die polnische Freundlichkeit lässt sich kaum in einem anderen europäischen Land überbieten. Vor allem dann nicht, wenn sich dadurch ein paar Euro sparen lassen. Trotz sprachlicher Barrieren nämlich lud uns ein Familienvater ein, Teil einer großen, direkt vorm Kassenhäuschen entstandenen Reisegruppe zu werden. Als Ergebnis mussten wir für die Fahrt in den 30. Stock nur den halben Preis zahlen. Auch nicht schlecht.
Oben angekommen, empfängt uns ein frischer Wind. Gleichzeitig aber eröffnet sich uns ein herrlicher Blick weit über die polnische Hauptstadt, sehen wir herab auf die kleinen Spielzeugautos und eine überdimensionale BH-Werbung von Triumph direkt gegenüber der Nordfassade. Auf derselben Seite sehen wir außerdem das Marriott-Hotel, das bisher einzige Gebäude in Warschau, welches den Kulturpalast überragt.
Außenministerium von Russland
Düster, bedrohlich und überragend soll die Stalinkathedrale in Moskau wirken und die Besucher allein durch seine Architektur einschüchtern. Es ist den Baumeistern wahrlich gelungen. Das Bauwerk ist so dermaßen in die Großstadt eingepfercht, dass sie kaum zu fotografieren ist. Sie ist eine der »Sieben Schwestern«, der im Auftrag Stalins im Sozialistischen Klassizismus erbauten Hochhäuser in der russischen Hauptstadt.
Lettische Akademie der Wissenschaften
Weitaus weniger bedrohlich, aber genauso auffallend ist die Lettische Akademie der Wissenschaften in Riga. Die Rigaer nennen ihren Wolkenkratzer »Stalins Geburtstagstorte«. Das passt auch prima zur charakteristischen Architektur des sozialistischen Klassizismus, da sie leicht abwertend auch Zuckerbäckerstil genannt wird. Ursprünglich sollte das in Riga errichtete Hochhaus zum »Haus der Kolchosenbauern« werden.