1835 fertig gestellt, befand sich auch der Gefängniskomplex Pawiak während der Besatzungszeit innerhalb des Gettos. Nach Zusammenbruch des Januar-Aufstandes 1864 wurden hier vor allem politische Gefangene und damit auch die Freiheitskämpfer, die sich gegen die Russen auflehnten, verwahrt. Von 1939 bis zu seiner Zerstörung im August 1944 nutzte die geheime Staatspolizei den Pawiak als Untersuchungsgefängnis. Aufgrund der vielen Verdächtigen - allein Pole zu sein konnte ausreichen, um als Staatsfeind zu gelten - mussten sich bis zu 20 Menschen eine Zelle teilen, wobei diese ursprünglich für zwei bis drei Personen gedacht waren.
Im Keller des ehemaligen Gefängnisses informiert ein Museum über die Geschichte des Pawiak. Der Eintritt zu den Räumen, in welchen unter anderem Schriften gezeigt werden, die über die Strafsanktionen der Besatzer berichten, ist frei.
Nach dem Eingang führt ein Korridor zur Rechten zu den verschiedenen, nachgebauten Raumtypen des Pawiaks: das Verhörzimmer, je eine Zwei- und Dreibettzelle sowie der Raum der letzten Andacht. Dass es möglich war, in solch kleine Räume bis zu zwanzig Menschen zu quetschen, scheint heute kaum vorstellbar. Und doch hat die Gestapo hier über 90.000 Menschen bis zu ihrer Exekution oder dem Abtransport ins Konzentrationslager festgehalten.
Geht man den Korridor nach links, kommt man in einen Ausstellungsraum. Schriftstücke und Gebrauchsgegenstände erwecken hier einen Eindruck darüber, welch erbärmlichen Bedingungen die Häftlinge ausgesetzt waren. Außerdem sind einige Plakate aus der Zeit der Besatzung ausgestellt, welche das Gräuel und die Ohnmacht Polens gegenüber den beiden Großmächten Deutschland und Russland beklagen.
Das Fotografieren innerhalb des Mahnmals ist verboten. Nachdem wir uns jedoch das Modell des früheren Komplexes ausführlich angeschaut und auch das Infoband bis zum Ende angehört hatten, kam der Aufseher jedoch auf einmal auf zu uns und erlaubte mir ein paar Bilder. Annette brachte er derweil ein Zahnstocher-Solitär-Spiel bei und schenkte uns wegen ihres Hustens sogar noch ein paar Bonbons.
»Umschlagplatz«. Hinter diesem gar nicht so schlimm klingenden Wort verbirgt sich der damalige Danziger Bahnhof am nördlichen Ende des Großen Gettos, von welchem die Züge zum KZ Treblinka abfuhren. Auch wenn sich in dem kleinen, offenen Gedenkraum etwas Unrat angesammelt hat, bedrücken die grauen Wände. 1983 entstanden, erinnern hier 400 jüdische Vornamen an die vielen Einzelschicksale der Deportation, und so vergeht auch heute kein Tag, ohne dass hier jemand ein Teelicht zum Gedenken der Opfer anzündet.
Ein Straßenzug im Warschauer Getto
Es sind nur noch wenige kleine Reste, die vom ehemaligen Warschauer Getto. Während im großen Getto alles platt gemacht wurde, treffen wir in der Straße Prózna auf einen der letzten Straßenzüge, in denen noch Häuser aus der grausamen Zeit zu finden sind. Es ist jedoch eine Frage der Zeit, bis die letzten Fassaden mit den Einschusslöchern saniert sind.