Die ältesten Winkel von Wien sind der Fleischmarkt mit der daran angrenzenden Griechengasse. Auf unserem Spaziergang von der Altstadt zum Schwedenplatz fühlen wir uns in der engen Gasse wie in einer anderen Stadt. Was uns nicht wundern muss.
Denn nachdem die Wiener Fleischhauer schon um 1200 ihrer Tätigkeit in diesem Teil Wiens nachgingen, folgten ihnen später griechische Händler, die neben ihrer Ware auch einen Teil ihrer Tradition in die Stadt brachten.
Das auffälligste Zeichen hierfür ist die griechisch-orthodoxe Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit. Sie befindet sich am Fleischmarkt 13 und wurde in den Jahren 1782 bis 1787 erbaut. Möglich war dies durch das 1781 von Kaiser Joseph II. verfügte Toleranzpatent.
Wer sich in der Griechengasse umsieht, findet am Haus gegenüber vom Griechenbeisl eine Inschrift, welche daran erinnert: »Vergänglich ist dies Haus, doch Josephs Nachruhm nie. Er gab uns Toleranz, Unsterblichkeit gab sie.«
Dass es schon damals eng in der Griechengasse zuging, belegt ein Schild aus dem Jahr 1912. Zum einen warnt es Fußgänger vor Fuhrfahrwerken, zum anderen hält es die Kutscher dazu an, in der Gasse nur mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren
bzw. bei Schwerlastkutschen die Kutschpferde am Zügel zu führen oder aber eine erwachsene Begleitperson vorauszuschicken, um die Menschen zu warnen.
Das wohl bekannteste Haus in der Griechengasse ist das Griechenbeisl. Von außen vom Efeu umrankt und im barocken Baustil mit gotischen Elementen errichtet, zählt das Griechenbeisl heute zu den Restaurants der gehobenen Klasse - zumindest, was die Preise anbelangt. So kostet das klassische Wiener Schnitzel etwa anderthalb mal so viel wie im berühmten Restaurant Figlmüller.
Auf dem Weg in Richtung Donau kommen wir durch die Rotenturmstraße und der Seitenstettengasse zur Judengasse, und nahe der U-Bahn-Station »Schwedenplatz« zur Ruprechtskirche.
Sie gilt heute als die älteste Kirche von Wien - auch wenn unter der Peterskirche ebenfalls sehr alte Fundamente entdeckt wurden, die nach Ansicht manch eines Gelehrten noch ein paar Jahre älter sein könnten. Sicher aber ist, dass die Ruprechtskirche bereits im frühen Wien existierte.
Geweiht ist die Kirche dem Heiligen Ruprecht. Mit Grund: Denn er ist der Schutzpatron der Salzschiffer, was die Bedeutung der Kirche als mittelalterliches Salzamt unterstreicht.
Im Gebiet des römischen Vindobona errichtet, soll mit der Kirche die Stadt Wien gegründet worden sein.
Nachdem das Salzmonopol der Vergangenheit angehört, die Funktion als Pfarre von Wien im Jahr 1147 an den Stephansdom überging und sich die Stadt immer mehr ausgedehnt hat, ist die Kirche heute nur noch vom Franz-Josefs-Kai frei zu sehen. Zu diesem führt auch heute noch eine Treppe hinab.
Durch mehrere große Straßen, dem damit verbundenen Verkehrslärm und das Fehlen einer Promenade lohnt sich der Spaziergang zum Donaukanal im Winter jedoch nicht, sodass wir kurze Zeit später zurück ins Zentrum gehen.