Auch wenn der Wiener Graben als solcher schon seit Ende des 12. Jahrhunderts nicht mehr existiert, blieb der Name bis heute erhalten. Dabei werden die wenigsten Besucher Wiens ahnen, dass sich hier einst der Wallgraben des römischen Lagers Vindobona befand.
Bei der Errichtung der zwei bis drei Meter dicken und sechs Meter hohen Burgmauer blieb der Graben noch erhalten, bis ihn schließlich englische Soldaten im Gefolge ihres gefangenen Königs Richard Löwenherz als einen Teil des Lösegeldes planierten und damit den ersten Straßenzug der damaligen Stadterweiterung schufen.
Bis zum 23. März 1327 standen entlang des Grabens überwiegend Holzhäuser. Bis ein Feuer im Haus des Pfarrers von St. Stephan ausbrach und sich über den Kohlmarkt bis über den Graben ausbreitete. Wenig später war das ganze Gebiet vernichtet. Im 14. Jahrhundert wurden schließlich beide Enden des Grabens mit Häusergruppen verbaut, was der Straße einen Platzcharakter verlieh.
Dadurch wurde der Wiener Graben gerne für große Feste und Märkte sowie dem Christkindlmarkt genutzt. Das wiederum nahmen die Anwohner zum Anlass, die Fassaden ihrer Häuser reich zu verzieren. Während des Barocks wurde die Marktnutzung jedoch wieder zurückgedrängt, womit sich der Platz weiter zur beliebten Flaniermeile der Wiener Bürger entwickelte.
Einst eine der am stärksten befahrenen Straßen der Stadt, sind weite Teile des Grabens heute zur Fußgängerzone umgebaut worden. (Naja, bis auf den Lieferverkehr.) So können auch wir weitgehend ungestört über die »Flaniermeile fürs Nobelshopping« spazieren - und doch der Versuchung widerstehen, unser Portemonnaie in einer der teuren Boutiquen zu plündern.
Dabei kommen wir zu der Wiener Pestsäule, welche an die letzte große Pestepidemie (1679) in der Stadt erinnert.
An der Nordseite des Grabens kommen wir zur Peterskirche. Das heißt eigentlich, zur zweiten Peterskirche. Denn die erste Kirche, die bis ins frühe Mittelalter zurückgeht (und damit älter als die Ruprechtskirche sein könnte), wurde 1701 abgerissen, sodass von ihr allenfalls noch ein paar verborgene Fundamente unter der neuen Kirche existieren.
Im Jahr 1703 begonnen, dauerte es 19 Jahre, bis die Bauarbeiten an der neuen Peterskirche abgeschlossen waren. Dafür aber besitzt die Kirche heute den ersten Kuppelbau des barocken Wien.
Wie die Pestsäule geht auch die Peterskirche auf Kaiser Leopolds Pestgelübde zurück, welches er bei seiner Flucht vor der Seuche aus Wien ablegte. Die Legende freilich sucht die Ursprünge der Kirche ein paar Jahrhunderte früher zur Zeit Karls d. Großen (8. Jh.) und die Wissenschaft gar schon in der spätrömischen Zeit.
Unbestritten jedoch ist, dass die recht kompakt wirkende Kirche einen prächtigen Innenraum mit herrlich ausgeschmückten Wänden besitzt. So strahlt uns der Hochaltar mit seinem Glanz förmlich entgegen, als wir in den Mittelgang der Peterskirche treten.
Am Ende unseres Wienbesuchs müssen wir leider feststellen: drei Übernachtungen sind für eine Stadt wie Wien einfach zu wenig.
Auch wenn wir die meisten der wichtigen Sehenswürdigkeiten gesehen haben, gibt es hier noch sehr viel mehr zu entdecken.
Gelohnt hat sich für uns die Wienkarte, mit der wir die drei Tage durch die Gegend gekurvt sind. Und übrigens auch noch wenige Stunden vor dem Rückflug, einfach nur, um noch einmal ein paar Straßen und Gebäude Revue passieren zu lassen.
Überrascht hat uns der starke Wind. So haben wir uns mehr wie an der Küste als in einem Binnenland gefühlt.
Zusammen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt war dies doch eine unerwartet frostige Erfahrung.
Ob wir wiederkommen?
Vielleicht. Wenn, dann werden wir aber sicher wieder in den Zwölf-Apostelkeller gehen.
Und sicher ist auch: wenn wir wiederkommen, dann zu einer wärmeren Jahreszeit.