Dionysos, Ikarios, Orpheus oder Daphne und Apollon; der Archäologische Park von Kato Pafos zeigt die Götter der griechischen Mythologie auf Mosaiken der römischen Zeit. 1980 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen, zählt Pafos zu den wichtigsten archäologischen Ausgrabungsstätten Zyperns. Selbst wenn man sich nur entfernt für alte Steine interessiert, ist dieses künstlerische Kleinod einen Besuch wert.
Eindrücke von den Mosaiken im Archäologischen Park von Kato Pafos. Kurzer Rundgang durch die mit Reliefs geschmückten Räume. Aufnahmen der nach starken Regenfällen grünen Landschaft.
Die archäologischen Ausgrabungsstätten befinden sich südwestlich der heutigen Stadt Paphos und sind teilweise frei zugänglich. Hier finden wir Sehenswürdigkeiten und Monumente aus dem 4. Jahrhundert vor Christus bis zum Mittelalter. Die meisten Überreste stammen aus der römischen Epoche Zyperns. Rund ein Drittel der antiken Stadt ist heute als Ausgrabungsgebiet umzäunt. Dieser Teil entspricht dem von der UNESCO geschützten Bereich. Den Eingang finden wir auf der Seite des Hafens. Dort erhalten wir auch einen Übersichtsplan zum Archäologischen Park von Kato Pafos.
Nur wenige Schritte vom Eingangsbereich entfernt gibt ein kleines Visitor-Center Informationen zur Stätte und der antiken Kultur. Unser Rundweg führt daran vorbei direkt zum Haus des Aion. Der genaue Grundriss der Villa ist bislang nicht bekannt, da die Ausgrabungen noch andauern. Doch die Empfangshalle wurde rekonstruiert und zeigt Mosaike mit geometrischen Mustern. In kunstvollen Bildern erkennen wir darauf die Geburt und Jugend wie auch den Triumphzug des Weingottes Dionysos.
Hinter dem Haus des Aion erstrecken sich die Ruinen des Hauses von Theseus. Es ist das größte der bisher bekannten Gebäude aus der römischen Zeit. Aufgrund des palastartigen Charakters wird angenommen, dass hier einst der Römische Stadthalters von Zypern lebte. Erdbeben und arabische Überfälle setzten dem Palast zu und zerstörten ihn endgültig. Heute führen mehrere Holzstege über die Ausgrabung. Im Haus des Theseus befindet sich eines der bekanntesten Mosaike der Insel. In einem runden Rahmen sieht man die Figur des Theseus, der sich anschickt, den Minotaurus im Labyrinth zu töten.
Im Haus des Haus des Aion haben wir Dionysos bereits kennengelernt. Er ist bekannt als Gott des Weines, der Freude und der Fruchtbarkeit. Dionysos ist aber auch der Gott des Wahnsinns und der Ekstase. Es gibt also ausreichend Gründe, ihm ein ganzes Haus zu widmen. Hier begannen in den 1950er Jahren die Ausgrabungen des Archäologischen Parks von Kato Pafos. Zuvor hatte ein Bauer beim Pflügen auf dem Steinboden erste Mosaike freigelegt. Ein Viertel der Gebäudegrundfläche ist mit Mosaiken bedeckt. Offensichtlich hatte der Bauherr ein Faible für den Weingott. Dionysos erscheint häufig auf den Mosaikbildern, weshalb dieser Fundort nach ihm benannt ist.
Das Haus des Dionysos ist mitsamt seinen Mosaiken überdacht. Im Winter mag es auf dem Museumsareal ja ganz angenehm sein. Aber in der sengenden Sommerhitze ist ein Rundgang durch den Archäologischen Park von Kato Pafos sicherlich anstrengend. Da ist man sicher froh um die überdachte Abwechslung. Tatsächlich kann man in dem Haus gut eine Zeitlang verweilen. Der Bauherr hat es bei der Architektur, einer perfektionierten Wasserver- und -entsorgung sowie auch mit den Mosaiken gut gemeint. Hier sind viele mythische Geschichten verliebter Gottheiten vertreten. Daphne flüchtet vor dem ihr nachstellenden Apollo und wird von Zeus zum Schutze in einen Lorbeerbaum verwandelt. Der Meeresgott Poseidon lauert der Anymone auf und öffnet ihr mit seinem Dreizack eine Quelle. Theseus spielt mit seinem Jagdhund, während seine entführte und geehelichte Frau Phädra ihrem Geliebten und Stiefsohn Hipolyt nachtrauert. Auch göttliche Liebe ist reich mit Dramen gespickt.
Wir verlassen das Haus des Dionysos über den Hinterausgang und folgen dem Weg in Richtung Leuchtturm. Der Turm steht auf dem höchsten Punkt des Geländes und ist von weither sichtbar. Auf dem Weg dorthin eröffnet uns eine runde Plattform ein erste herrliche Rundumsicht. Leider steht der Boden nach mehreren Regengüssen dermaßen unter Wasser, dass wir die Aussicht nur mit Geschick genießen können. Der Leuchtturm selber unterliegt der Aufsicht der zyprischen Hafenbehörde. Wegen seiner Lage innerhalb der archäologische Stätte werden Restaurierungen jedoch vom Amt »Abteilung für Altertümer« durchgeführt. Ihr unterliegt die Verwaltung, Kontrolle und der Schutz des archäologischen Erbes, einschließlich des Bereichs mit dem Leuchtturm.
Angrenzend am Leuchtturm-Grundstück befindet sich das Odeon, ein römisches Theater. Hier zogen während der Antike Satiren, Musik und politische Veranstaltungen das Publikum in ihren Bann. Das aus dem 2. Jahrhundert stammende Odeon von Kato Pafos wurde erheblich restauriert. Südlich davon steht das Asklepieion, der Tempel des Gottes der Heilkunst. Es diente gleichzeitig als antikes Krankenhaus und Ausbildungsstätte für Priester-Mediziner
Durch den Regen der letzten Tage ist das Agora vor dem Odeon auffallend grün. Es war einst der von Säulengängen umgebene Marktplatz. Hier spielte sich der Mittelpunkt des städtischen Lebens ab. Leider sind von den Granitsäulen nur wenige übriggeblieben. Einige davon ließen sich zwar ersetzen, allerdings wurden diese in andere Gebäude verbaut.
Wir nehmen langsam Kurs in Richtung Ausgang. Gegen Ende des Rundgangs bringt uns ein Schlenker zur Saránta Kolones. Diese byzantinische Burg der »40 Säulen« fiel 1222 einem Erdbeben zum Opfer. Die Burg entstand im 7. Jahrhundert zum Schutz gegen die Araber. Hier hat man wahrscheinlich die Säulen des Agora verbaut. Unterirdische Gänge verbinden das Gebäude mit dem Fábrika-Hügel. Während die in die Mauern verbauten römischen Säulen allmählich zerbröckeln, sind die steinernen Sitze der Latrinen noch gut erhalten.
Nach dem ausgiebigen Spaziergang über das archäologische Gelände von Kato Pafos schlendern wir weiter zum Hafen. Bei den Fischerbooten ragt ein auffallender Klotz in die Höhe. Es ist das Hafenkastell oder auch das Pafos Castle. Ursprünglich schützte hier ein byzantinisches Fort den Hafen. Das Haus Lusignan, eine Familie des westfranzösischen Adels, hatte dieses restauriert. Doch die Venezianer demontierten es wieder, noch bevor die Osmanen über Zypern hereinfielen und die Insel eroberten. Das heutige Kastell stammt aus dem Jahr 1592 und ist damit zur Zeit der Osmanen entstanden. Gründlich renoviert dient es heute als Museum. Während unseres Besuchs informiert es über die Gewässerverschmutzung des Mittelmeers durch Plastikmüll. Nachdenklich klettern wir die steilen Stiegen zum Dach empor, bevor wir die Aussicht über den Hafen dann doch genießen können.
Auf dem Dach des Pafos Castle finden wir zwölf Zinnen. Wo heute ein Gitter vor herabstürzenden Touristen schützt, ragten einst Kanonen hinaus. Diese wurden 1878 von den Osmanen entfernt, als sie die Verwaltung Zyperns an die Briten übergaben. Die neuen Machthaber nutzten das Kastell als Salzlager, bis das Bauwerk 1935 unter das Altertümergesetz fiel. Seitdem ist das Bollwerk als antikes Monument deklariert.
Neben der Aussicht über das Hafenbecken eignet sich das Dach auch bestens, um ein hübsches Café auszusuchen. Sowohl der Archäologische Park als auch das Kastell sind äußerst sehenswert. Als weitere Attraktion stehen die nördlich gelegenen Königsgräber auf unserem Programm. Diese heben wir uns bewusst für den nächsten Tag auf. Schließlich wollen wir die Zeit auf Zypern genießen und keinen Kulturschock erleiden. So also schlendern wir lieber entlang der Küste zurück zu unserem Hotel Louis Imperial bei Geroskipou.