Die Königsgräber von Nea Paphos befinden sich nördlich des Archäologischen Parks von Kato Pafos. Schon der klangvolle Name der historischen Stätte macht den Fundort reizvoll. Dabei ist auf den ersten Blick kaum etwas zu sehen. So besitzt die mystische Nekropole zwar eine schöne Sicht aufs Meer. Sie besteht jedoch aus Felsengräbern, die komplett unterirdisch errichtet wurden. Auch ist die Bezeichnung als Königsgräber irreführend. In den über 2000 Jahren alten Gräbern ist vermutlich kein einziger König beigesetzt.
Dennoch zählt der Besuch der Königsgräber zu den Orten Zyperns, die man gesehen haben muss. So gewinnen wir in einem prunkvollen Säulengrab sowie auch im kunstvollen Atrium-Grab faszinierende Einblicke in die Geschichte des antiken Zypern. Wir verbinden den Besuch der Königsgräber mit einer ausgedehnten Wanderung ab dem Hafen von Paphos. Diese verläuft entlang der Küste bis zum Venus Beach. Ab dort geht es am gleichnamigen Hotel vorbei zu den Gräbern und weiter hinauf zur Oberstadt.
Gleich hinter unserem Hotel Louis Imperial Beach gibt es eine Bushaltestelle. Gemütlich fahren wir direkt nach dem Frühstück mit dem Linienbus zum Busbahnhof von Kato Paphos. Die Hafenpromenade und der Gemischtwarenladen des Hafen-Kiosks sind bereits in Sichtweite. Entlang der Promenade schlendern wir dem Hafenkastell entgegen. Unser Hotel hat einige Annehmlichkeiten zu bieten; der Kaffee gehört zu unserem Bedauern nicht dazu. Zum Glück locken schon frühmorgens etliche Tavernen mit frisch aufgebrühten Kaffeespezialitäten. So beginnt unser Ausflug mit einer guten Tasse Kaffee in der Hand vor den Yachten und Ausflugsbooten.
Vor dem Hafenkastell schwenkt die Uferpromenade über eine Treppe nach rechts. Der adrett angelegte Coastal Broadwalk führt im großen Bogen, immer entlang der Umzäunung, um den Archäologischen Park herum. Vorbei am Leuchtturm von Kato Pafos erreichen wir bald den Lighthouse Beach mit seiner Snackbar. Bei passendem Wetter können hier Sonnenliegen gemietet werden. Bei unserer Tour herrscht angesichts stürmischen Winterwetters absolute Besucherflaute.
Der Küstenweg verläuft kurz darauf über die Grünanlagen des Kefalos Beach Village. Wir passieren hübsche Strandvillen und durchstreifen den Garten des Hotels Elysium. Dort endet der befestigte Fußweg bzw. geht über in einen Wanderpfad. Das nun umzäunte Areal gehört bereits zu den Königsgräbern von Nea Paphos. Eine vermeintliche Abkürzung über die Hotelanlage des Eysiums stellt sich für uns leider als verschlossen heraus. Somit folgen wir dem Pfad weiter entlang der Küste bis zum Venus Beach mit dem Hotel Venus Beach. Nach knapp dreieinhalb Kilometern verlassen wir den Küstenweg und laufen rechts an der Hotelanlage vorbei zur nahen Hauptstraße. Erneut rechts spazieren wir auf dem sicher angelegten Rad- und Gehweg zum Eingang der Tombs of the Kings, den Königsgräbern von Nea Paphos.
Bereits am Parkplatz ist zu erkennen, dass diese historische Stätte zu den Top-Sehenswürdigkeiten von Zypern zählt. Andererseits versprechen die wenigen Autos einen ruhigen Rundgang über das Ausgrabungsgelände. Mit einem Obolus von gerade mal 2,50 EUR ist der Durchlass beim Eingangsgebäude günstiger als die Tasse Cappuccino am Hafen. Insofern die Schilder vorhanden und durch die Meeresbrise nicht unleserlich geworden sind, gibt es zu jedem Grab Informationen. Unweit des Eingangs beginnen wir die Besichtigung somit mit dem Grab 1. Es ist ein Kammergrab mit sieben Grabnischen. Durch die vorangegangenen Regengüsse steht das Wasser darin knöcheltief, sodass wir nur kurz verweilen.
Zurück auf dem Hauptweg zweigt kurz nach dem ersten Grab ein Weg ab zur zweiten Grabstätte. Es ist ein Atrium-Grab und somit interessanter als das erste. An den Innenhof sind vier Grabnischen und drei Schachtgräber angeschlossen. Zudem hängt es an einem Tumulus, einem Felsenhügel, der in mehrere Gräber unterteilt wurde.
Blauer Himmel, vereinzelte Wolken und die Sonne schaffen stimmungsvolles Licht auf dem Gelände der Königsgräber von Nea Paphos. Gemütlich schlendern wir zum Grab Nummer 3. Von einer Brüstung ist der Blick in den Innenhof möglich. Dieser ist von einem Peristyl, einem Säulengang umgeben. Mehrere Besucher im Innenhof verraten, dass es einen Zugang geben muss. Diesen finden wir nah am Hauptweg, wo ein Treppengang in den Untergrund führt. Am unteren Ende finden wir in einer ersten Kammer einen schmalen Durchgang zum Innenhof. Wer diesen Zugang wählt, sollte etwas wendig sein. Denn es erfordert doch eine kleine Kletterei. Erst später entdecken wir einen zweiten, bequemeren Zugang.
Das Atrium von Grab Nummer 3 ähnlich dem Grundriss nach dem einer römischen Villa. Solch eine mystische Stätte scheint wie geschaffen für Könige und hochgestellte Persönlichkeiten. Auf Zypern ist die Bezeichnung Königsgräber jedoch unpassend. Die Gräber von Nea Paphos entstanden zur Zeit der Ptolemäer (294–58 v. Chr.). Unter ihrer Herrschaft existierten die Stadtkönigreiche auf Zypern längst nicht mehr. Vornehme und Reiche, vielleicht auch Beamte und Staatsdiener gönnten sich während dieser Epoche aufwändige Grabstätten. Sie ließen ihre Grabvillen in den Felsen modellieren und ausschmücken. Die Machart der unterirdischen Paläste erinnert an die Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien. Allerdings sind die Gräber einiges kleiner.
In dem nach oben offenen Atrium trafen sich damals die Angehörigen zum Feiern und zum Gedenken der Toten. Entsprechend der Tradition der Ptolemäer zog es die ganze Familie zu den Gräbern. Hier verbrachten die Verwandten einige Tage, um den Verstorbenen nah zu sein. Nach ihnen fanden verfolgte Christen, Gesetzeslose oder Außenseiter in den Bauwerken Unterschlupf. Im Mittelalter wurden die Gräber sogar als Wohnraum genutzt. Während der Weltkriege traf man hier auf Kriegsgefangene und Internierte. Man hatte sie hier eingesetzt, um die inzwischen verschütteten Katakomben wieder freizulegen.
Die meisten der Königsgräber von Nea Paphos sind als zugängliche Atrium-Gräber gebaut und überraschend eindrucksvoll. In manchen finden sich alte Altarsteine oder Reste von Wandmalereien. In anderen spendete ein eingelassener Brunnen das notwendige Wasser für die Reinigungsriten und die Totenopfer. Vermischt mit einer einzigartigen Landschaft aus rot-gelbem Kalk-Sandsteinfelsen und grünen Wiesenflächen, ist die Felsenstadt ein interessanter Mix aus Kultur und Natur. Wir betreten hier ein Stück jahrtausendealter Geschichte der Insel. Es ist ein kurzweiliger und lohnenswerter Besuch.
Wir verlassen das Areal der Königsgräber wieder durch den Haupteingang. Wir wollen den Einblick in die Vergangenheit mit einem Besuch der Oberstadt von Paphos verbinden. Auf einem Hügel gelegen, ist diese etwas mehr als einen Kilometer entfernt. Wir denken, die Strecke gut zu Fuß meistern zu können und verzichten auf den Bus. Doch trotz der zyprisch-winterlichen Temperaturen ist der Weg entlang der Straße durch die Sonne etwas anstrengend. Während der warmen Monate wird der Spaziergang sicher unangenehm. Wir sind froh, den Parkplatz am Altstadtmarkt bald erreicht zu haben. Ein Lift erspart uns die letzten Höhenmeter. Dann gilt es, ein Restaurant zu finden. Wir brauchen dringend etwas zu Trinken. Bei der Agora Tavern, seitlich dem Marktplatz, finden wir die perfekte Terrasse, mit Blick über die Dächer der Unterstadt.
Als Nächstes kommen wir zur Markthalle. Den Rundgang können wir uns sparen. Es ist bereits nach der Mittagszeit. Da sind die meisten Geschäfte geschlossen. Somit schlendern wir durch die Makarioustraße. Laut unserem Reiseführer sollte diese unter dem Autoverkehr ächzen. Das ist wohl schon eine Weile her. Inzwischen hat sich die Straße in eine wunderschön sanierte Fußgängerzone verwandelt, beschattet mit herrlichen Bäumen. Leider hat die Stadtsanierung der Wirtschaft von Paphos kaum geholfen. Viele Ladengeschäfte stehen leer, was das Stadtbild trübt.
Schön hingegen ist jedoch der Rathausplatz. Im Dezember ist dieser mit kitschiger Weihnachtsdeko geschmückt, ansonsten immerhin umgeben von Villen ähnlichen Gebäuden. Dazu ist er gespickt mit mehreren ionischen Säulen. Wir überqueren den Platz und laufen nun den Hügel der Oberstadt hinab, vorbei an der Agios Theodoros Kathedrale. Hinter dem Kirchenbau führen Treppen hinunter zur Straße Ilision. Wir folgen dieser weiter bergab bis zur Agapinoros-Straße. Diese Geschäftsstraße bringt uns zur Heiligen Kirche von Agioi Anargyri. Die auffallende Kathedrale ist ein Blickfang bei der Durchfahrt durch Paphos. Steht man plötzlich davor, verliert sie augenblicklich ihren Reiz.
Ganz in der Nähe der Agioi Anargyri Kirche befindet sich jedoch der Fabrica Hill. Mit Höhlenkirchen und Mosaiken gehört dieser zu den Ausgrabungsstätten außerhalb des Archäologischen Parks. Auf dem Hügel wurde ein hellenistisches Theater angelegt. Freigelegte Bodenmosaike wechseln sich mit schönen Aussichtspunkten ab. Einige Katakomben und Felskapellen sind Zeugnisse des früheren Christentums. Der Fabrica Hill ist richtig wild. Wir müssen aufpassen, über keinen umgerissenen Zaun zu stolpern und bloß nicht in irgendwelche unter Gras versteckte Löcher zu stürzen. Es ist ein Hügel für Entdeckungen.
Wir verlassen den Fabrica Hill südlich, über die schön angelegte Straße Ayias Kyriakis. Sie endet an der nächsten Ausgrabungsstätte von Kato Pafos, der byzantinischen Kirche Agia Kyriaki. Sie steht inmitten der Reste einer frühchristlichen Basilika. Laufstege führen über die Ausgrabungen hinweg. Auf dem Grund liegen alte Säulen und Kapitelle. Einige davon tragen arabische Schriftzeichen aus der Zeit der Sarazeneneinfälle. Schön anzusehen sind auch die Bodenmosaike, die neben der Kirche freigelegt wurden.
Gesättigt von den vielen alten Gemäuern und Mosaiken überqueren wir das Areal der Agia Kyriaki und laufen in Richtung Hafen. Am einfachsten wäre es, am Busbahnhof den nächsten Bus zum Hotel zu nehmen. Wir genießen in einem der Cafés vor dem öffentlichen Bad lieber eine weitere gute Tasse Kaffee. Danach lassen sich die letzten 1,7 Kilometer bis zum Hotel, entlang der Küste gut meistern.
Die Wanderung vom Hafen zu den Königsgräbern und zur Oberstadt sowie über den Fabrica Hill zurück zum Hotel ist ziemlich lang. Durch ihre Fülle an Erlebnissen und Sehenswürdigkeiten ist sie aber zugleich äußerst lohnenswert. Wir haben die Wanderung mit fast 15 Kilometern im Winter gut gemeistert. Sobald die Sonne herauskommt, wird es aber auch in dieser Jahreszeit schnell heiß. Während der Sommermonate empfiehlt es sich daher, den Ausflug in kleinere Etappen zu unterteilen. Vor allem aber sollte man viel zu trinken mitnehmen. So vorbereitet, erweist sich diese Tour als ein Füllhorn mit jeder Menge Highlights der Insel.
Ausgangspunkte | Busbahnhof von Kato Paphos |
Koordinaten | N 34.7575, E 32.4116 |
Gehzeit | 4.30 Stunden (reine Gehzeit ohne Besichtigungen) |
Distanz | 14,6 km |
An-/Abstiege | ca. 91 HM Auf- und Abstieg |
Anforderungen | T 2. Gute Wege, einiges auf Straße, lediglich der Küstenabschnitt nutzt vermehrt Pfade. |
Einkehr | Restaurants am Hafen oder in Kato Paphos Lighthouse Snack Bar Restaurants in der Altstadt von Paphos |
Beschilderung | keine Wegemarkierungen |
GPS-Daten | Wandertrail Nea Paphos gpx |
KML-Daten | Wandertrail Nea Paphos kml |