Wer das ursprüngliche Zypern kennenlernen will, muss ins Hinterland fahren. Zu den schönsten Ortschaften zählt hier das Winzerdorf Omodos. Auf 800 Metern über dem Meer befinden wir uns hier bereits im Troodos-Gebirge. Als Winzerdorf ist es natürlich für seine Weingüter bekannt. Damit einher gehen einige Lokale, Cafés und Restaurants im kleinen Dorfzentrum. Hier lohnt sich außerdem ein Blick ins Museum zum nationalen Befreiungskampf.
Wer in Omodos nach dem schönsten Dorf im Tróodos-Gebirge fragt, blickt sogleich in strahlende Gesichter. Tatsächlich halten die Bewohner ihr Dorf für das schönste der Tróodos-Dörfer. Und sie tun auch einiges dafür, dass dies so bleibt. So fällt auf, wie gut und liebevoll gepflegt der Ort ist. Das Bild, das sich uns zeigt, ähnelt sehr den Postkarten von Omodos: weiße gekalkte Steinhäuser sind mit blauen Fensterläden verziert. Vor den Straßencafés und Restaurants spenden Linden Schatten. Zu dumm nur, dass unser Ausflug hierher mitten im Winter ist. Zwar hängen noch etliche gelbe Blätter an den Bäumen. Der kühle Bergwind treibt uns aber doch bald in das Innere eines Cafés.
Die meisten Tavernen befinden sich in der mit Kopfstein gepflasterten Straße der Gemeinde Panagia Chalkidiki. In unseren Reiseführern lesen wir, dass schwallweise ein Besucherstrom vom Busparkplatz aus hier durch läuft. Im August, wenn der Winzerort zum Weinfest einlädt, kann es leicht passieren, dass man auf einen freien Tisch warten muss. In der winterlichen Kälte aber bleiben die meisten Plätze im Außenbereich unbesetzt. Nur ein paar Hartgesottene schlürfen im Freien ihren rasch kalt werdenden Kaffee.
Umso mehr ist dafür in den Läden los, wo handgearbeitete und eng gewebte Spitze und Arkatena - ein aromatischer Zwieback - auf Abnehmer warten. Nahe dem Parkplatz bietet im George's Bakery eine Frau Türkischen Honig und Nougat in zig Varianten feil. Daneben lädt zum Probieren eines Gläschens Tresterbrand Zivania ein.
Omodos besitzt eines der größten geschlossenen Weinanbaugebiete Zyperns. Der jungen Frau ist anzumerken, dass sie bei der Degustation gerne mit den Kunden auf ein schönes neues Jahr anstößt. Da wollen auch wir keine Spielverderber sein und probieren einen kleinen Schluck. Beim Einkauf halten wir uns indes an den Süßwaren.
Die Geschichte des Weinanbaus bei Omodos reicht übrigens bis ins Mittelalter zurück. Besonders anschaulich wird dies in der Gasse Linou. Wenige Schritte vom traditionellen Socrates-Haus entfernt steht in der Weinkellerei Linos Tou Charilaou eine uralte Traubenpresse.
Wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Museum nationalen Befreiungskampf. Das Museum ist dem zypriotischen Unabhängigkeitskrieges gegen die britische Kolonialregierung gewidmet. Von April 1955 bis Februar 1959 diente die im 19. Jahrhundert erbaute Klosterkirche Timiou Stavrou (Deutsch: Kirche des Heiligen Kreuzes) als Unterschlupf für die eigenen Kämpfer. Nach dem Ende der Kampfhandlungen entstand unter den Dorfbewohnern der Wunsch, die Teilnahme Omodos an den Kämpfen für die Nachkommen darzustellen.
In der Folge wurde aus allen Teilen Zyperns Anzüge und Dokumente sowie auch persönliche Gegenstände von insgesamt 34 gefallenen Helden gesammelt. Damit entstand das erste Freiheitsmuseum auf Zypern. Das Museum ist heute in den Räumen des Klosters untergebracht. Außerdem befinden sich heute das Museum für byzantinische Kunst und das Museum für Volkskunst in den Räumen des Klosters.
Wer im Herbst nach Zypern reist, sollte sich den 14. September merken. Dann findet in Omodos das Fest zu Ehren des Heiligen Kreuzes statt. Die dreitägige Feier zählt zu den bedeutendsten religiösen Festen auf der Insel. Parallel dazu bieten Händler und Handwerkskünstler ihre Ware auf dem Platz vor dem Kloster Omodos an.