Pano Lefkara ist eines der idyllischen Bergdörfer Zyperns. Es ist in den östlichen Ausläufern des Troodos-Gebirges auf circa 600 Höhenmetern gelegen. Im Jahr 1481 soll Leonardo da Vinci in dem Dorf eine Hohlraumstickerei als Altardecke für den Mailänder Dom erworben haben.
Damit begründete er im heutigen Italien eine Nachfrage für die zyprische Handarbeit. Die Lefkara-Spitze im »Leonardo-da-Vinci-Muster« ist seither weit über die Grenzen Zyperns bekannt. Heute ist Pano Lefkara das Handarbeitsdorf schlechthin. Beim Kauf ist jedoch Vorsicht geboten: Die Herstellung echter Lefkaritika ist arbeitsintensiv und hat ihren Preis. Bei den günstigeren Stücken kann es sich um Billigimporte aus Taiwan handeln.
Wir erreichen Pano Lefkara am frühen Morgen. Zu dieser Zeit sind die meisten Läden geschlossen. Dafür bekommen wir problemlos einen Parkplatz im Zentrum. Gerade während der Touristensaison ist Lefkara ein beliebtes Ausflugsziel. Dann kann es im Gewusel der vielen Mietwagen eng werden. Zudem bummeln ganze Busgesellschaften durch malerischen Gassen der Altstadt. Wir erleben die ruhige Seite des Dorfes und spazieren direkt zum »To Kafeneio tis Pareas«. Das ist ein romantisches, kleines Café mitten im historischen Ortskern. Bevor wir unsere Wanderung nach Kato Drys starten, genießen wir also zuerst einen guten Cappuccino.
Nach einem Abstecher zur Timiou Stavrou, der Heilig-Kreuz-Kirche von Pano Lefkara, verlassen wir das Dorf am südlichen Rand. Vor einem Handcraft Supermarket führt ein Weg zur Hauptstraße. Diese überqueren wir und folgen ihr kurz links. Einen Steinwurf weiter nehmen biegen wir rechts in eine Holperstraße ein, entlang einer auffallenden Stützmauer. Keine 50 Meter weiter zweigt von dieser ein Karrenweg ab, hinauf zu einer ehemaligen Kiesgrube. Etwas verwachsen bringt uns der Karrenweg an den oberen Rand der Kiesgrube. Ab dort erfolgt die Wanderung auf einem deutlich erkennbaren Pfad. Dieser führt auf den Bergrücken zu einem staubigen Feldweg und weiter bergan zum Gipfel des Sotira. Den Gipfel sparen wir uns für den Rückweg auf und laufen somit geradeaus.
Der Kammweg bietet schöne Aussichten auf die Dächer von Pano Lefkara. Nach wenigen Minuten öffnet sich die Sicht auf die andere Seite des Bergrückens. Wir blicken auf den Weiler Kato Drys. Das Dorf ist hübsch auf einem Plateau gelegen, umgeben von grünen Wäldchen und Feldern. Einzig der Weg hinab sieht wenig einladend aus. Der Berghang über dem Dorf wirkt, als wäre er frisch terrassiert worden. Die neuen Wege sind entsprechend weich. Zu unserer Wanderzeit ist es fast unangenehm, darauf zu laufen. Besonders die steilen Passagen. Im unteren Bereich geht es schließlich in einem weiten Bogen ins Dorf hinein.
Bei den ersten Häusern beginnt ein ordentliches Sträßchen, dass hinab zur Hauptstraße führt. Wir folgen dieser rechts und kommen so automatisch in den alten Ortskern. Anders als in Pano Lefkara herrscht in Kato Drys eine angenehme Ruhe. Es mag vielleicht daran liegen, dass im Winter die Geschäfte während der morgendlichen Stunden geschlossen sind. Doch auch Kato Drys besitzt eine ansprechende Architektur. Die Häuser entlang der Hauptstraße ähneln kleinen Stadtvillen. Sie haben aufwendige und schöne Eingänge sowie auch venezianische Balkone. Viele der Häuser sind augenscheinlich frisch renoviert.
Bei einer leider ebenfalls geschlossenen Taverne gönnen wir uns eine Pause. Hier steht ein Mandarinenbaum und hängt voller Früchte. Durch ihr sattes Orange sehen sie richtig reif aus. Wir kämpfen kurz mit unserem Gewissen und haben dann auch je eine Mandarine stibitzt. Die Strafe folgt auf den Fuß. Die Südfrucht lässt sich zwar gut schälen. Doch der Geschmack gleicht dem einer Zitrone. Wir verzichten auf eine größere Ernte und spazieren durch die Gassen von Kato Drys.
Gassen und Häuser in Kato Drys
Die schmalen, mit Naturstein gepflasterten Dorfgassen werden von hübsch renovierten Steinhäusern gesäumt. Wir finden zwei pittoreske Kirchen und ein Museum. Ein Wohltäter des Dorfes wohnt heute in Glasgow in Schottland. Als 15-Jähriger verließ er seine Heimat mit einem Koffer voller Stickereien. Er sollte in Großbritannien von Haus zu Haus gehen und die Handarbeiten von Kato Drys direkt an der Haustüre verkaufen. Auf diese Weise wollte das Dorf den Zwischenhandel umgehen. Der junge Reo Stakis brachte es in seiner neuen Heimat als Gastwirt und Hotelier zu einem Milliardenvermögen. Dazu erhielt er das Sir durch königlichen Ritterschlag. Seinem Heimatdorf Kato Drys spendierte er als Dank ein Frischwassernetz und eine Krankenstation.
Die Gassen von Kato Drys sind relativ schnell besichtigt. Zurück geht es auf denselben Weg wie hinzu. Mit dem Unterschied, dass wir beim Bergsattel über Pano Lefkara den Weg zur aufgelassenen Kiesgrube auslassen. Wir laufen weiter bergan auf den von Weitem sichtbaren Sotira. Auf dem 727 Meter Hohen Gipfel stehen ein auffallender Sendemast und eine Kirche. Auch der Pfad hinauf ist klar zu erkennen. Oben bietet ein windanfälliger Rahmen eine schöne Sitzgelegenheit über Pano Lefkara. Auch bei der Kapelle Metamorfosis tou Sotiros lohnt es, einen Blick hineinzuwerfen. Dann wandern wir die Zufahrtsstraße zum Sotira wieder hinab ins Spitzendorf.
Nachmittags ist einiges mehr los im Dorf. Doch von Bazar-ähnliche Zuständen, wie im Reiseführer beschrieben, bleiben wir auch jetzt verschont. Es ist Winter. Da bleiben die Schlepper des sonstigen Touristenmagneten zu Hause. Die Läden sind zwar geöffnet und locken in den Eingängen sowohl mit weihnachtlichen Stickereien als auch Spitzentischdecken. Doch so richtig geschäftig begegnet uns niemand. Gleiches gilt für die Silberschmiede. Es ist ein weiterer Geschäftszweig der Bürger aus Lefkara. Von ihren Vorgängern stammt das Silberkreuz in der Kirche Timiou Stavrou, auch Heilig-Kreuz-Kirche genannt. Im Holzanteil des Kreuzes soll ein Stück des echten Kreuzes Jesu enthalten sein. Damit stellt sich auf unseren Reisen einmal mehr die Frage: »Wer soll so etwas überprüfen?«
Somit ist es ganz glücklich für uns, an Weihnachten in Pano Lefkara zu sein. Es fehlt zwar der Blumenschmuck, gleichzeitig fehlen aber auch die Massen an Touristen. Auch hier im Dorf stehen viele stattliche Häuser, die fast städtisch wirken. Der Alt-Bürgermeister und spätere Europaparlamentarier Sophocles Sophocleous hatte Sinn für das Schöne und Ursprüngliche. Beim Neubau der Kanalisation ließ er sämtliche Teerstraßen entfernen und anschließend pflastern. So wirkt das Dorf sehr traditionell und idyllisch. Es ist auf jeden Fall ein Besuch wert.
Ausgangspunkte | Parkplatz bei Pano Lefkara |
Koordinaten | N 34.8678, E 33.3039 |
Gehzeit | 2.30 Stunden (reine Gehzeit) |
Distanz | 9,4 km |
An-/Abstiege | ca. 283 HM Auf- und Abstieg |
Anforderungen | T 3. Der Abstieg nach Kato Drys ist noch etwas unübersichtlich. |
Einkehr | Restaurants in Pano Lefkara und Kato Drys |
Beschilderung | Entlang der Strecke sind kaum Schilder zu finden. |
GPS-Daten | Wandertrail Lefkara Kato Drys gpx |
KML-Daten | Wandertrail Lefkara Kato Drys kml |