Adi arkay und das Mai-Ayni refugee camp

Ein wirklich sehr langer Weg nach Axum

Die Fahrt von der Bauernstadt Debark nach Axum entpuppt sich als sehr mühsam und langwierig. Spektakulär sind noch die halsbrecherischen Serpentinen hinauf nach Adi Arkay, welche uns herrliche Ausblicke in das Simien-Gebirge bieten. Allein die Straßen- und Randbefestigungen lassen zu wünschen übrig.

Damit wird die Fahrt entlang des Abgrunds zunehmend unheimlicher. Entsprechend hoch konzentriert ist unser Fahrer und froh um jede Pause, die er bekommt. So auch, als wir einmal mehr Kinder am Straßenrand glücklich machen. Wir sind weit oben und frieren. Ein Jammer, die Kinder in ihren zum Teil zerlumpten Kleidern zu sehen.

Viele Baustellen auf dem Weg nach Adi Arkay

Wir überqueren den Tekeze-Fluss. Danach werden die Serpentinen weniger und ist die Strecke nicht mehr so steil. Dafür sind die Straßen im Neubau. Aus Erzählungen wissen wir, dass die Straße auch für mehrere Stunden gesperrt wird, ohne Rücksicht auf den Verkehr. Für eine Hauptverbindungsstrecke schon beachtlich. Davon bleiben wir zum Glück verschont, sodass wir höchstens mal ein paar Minuten warten, bis ein LKW voll beladen ist.

Andernorts werden gewaltige Entwässerungsanlagen mit Natursteinen von den Männern noch von Hand gebaut. Wir sind beeindruckt. Nach so mancher Kurve treffen wir auf verunglückte Lastwägen, die mangels Bergungsmöglichkeiten einfach liegen gelassen werden. Laut Yitbarek sind dies meist Fahrer aus den Nachbarländern, die solche Kurven und Berge nicht gewohnt sind und ihre Geschwindigkeit nicht anpassen.

Neben unserer Kaffee-Pause in Sina legen wir noch einen Stopp in Adi Arkay beim Hotel Tekeze ein. Wir haben die Möglichkeit, etwas zu essen und zu trinken. Aber auch um anzuschauen, dass es in Äthiopien noch schlimmere Absteigen gibt als in Debark. Eine nur halb funktionierende Toilette für alle Gäste? Da gönnen wir uns lieber einen Spaziergang zur Kirche im Ort.

Video zur langen Fahrt von Debark nach Axum

Eindrücke einer ewig langen Fahrt von Debark über die Berge. 100 km lange Baustelle im Norden von Äthiopien bis nach Axum.

Mai-Ayni refugee camp - ein Flüchtlingslager für Eriträer

Bedrückend auf der Fahrt ist die Begegnung mit einem Flüchtlingslager für Eriträer. Es ist das Mai-Ayni refugee camp, ein riesiges Dorf der Gandhi Charity. Kleine Steinhäuser in mehreren Reihen und wüstenähnlicher Umgebung dienen als Unterkunft. Laut Yitbarek darf man die Häuser allerdings weder besuchen noch fotografieren. Das bedrückende ist allerdings, dass man solche Lager überhaupt braucht. Denn rein optisch sieht die für 30.000 Menschen ausgelegte Siedlung einiges besser aus, als so manch äthiopisches Dorf.

Neben den Wohnhäusern hat Gandhi ein Hauptquartier erbaut, in welchem Computer installiert wurden. Hier lernen die Flüchtlinge, mit weit entfernten Verwandten zu kommunizieren. Dazu gibt es eine Schule und auch einen Treffpunkt für ältere Menschen. Eine der wichtigsten Einrichtungen ist das One Meal a Day-Projekt. Hier erhalten bis zu 850 Waisenkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren täglich eine Mahlzeit. Dazu gibt es angemessene Kleidung und eine Grundbildung.

Unterstützung durch die Gandhy Charity

Für die Erwachsenen gilt, sich selbst zu helfen. Jedoch liefert die UNHCR jeden Monat eine festgelegte Menge an Getreidekörner, das Hauptnahrungsmittel der Flüchtlinge im Lager. Mit einer elektrisch betriebenen Mühle wird das Mehl selbst hergestellt. Eine Gruppe an Frauen aus dem Lager ist für den Betrieb der Mühle verantwortlich. So können diese auch ein wenig Geld verdienen. Anderen Frauen hat die Gandhy Charity Materialien zur Verfügung gestellt, damit sie kleine Geschäfte, wie Friseur- oder Stoffläden gründen können.

Die Frauen erreichen somit eine wirtschaftliche Unabhängigkeit und verbessern ihre Lebensbedingungen. Auch für Kranke, Behinderte und ältere Menschen wird gesorgt. Gandhi bietet tägliche Hilfe und garantiert eine sichere Zuflucht. Dazu hat man 50 Häuser gebaut, die es den schwächsten Menschen ermöglichen, unter humaneren Bedingungen zu leben als in den Hütten, in denen der Rest der Lagerbevölkerung lebt. All dies hört sich vielversprechend an. Doch diese Menschen sind geflüchtet vor Krieg, Grausamkeiten und Armut. Was werden sie wohl für eine Zukunft haben?

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