Auf über 1250 m Höhe kommen wir nach Arba Minch zur Paradise Lodge. Zahlreiche Quellen unterhalb der Stadt geben ihr den Namen, welcher soviel wie »40 Quellen« bedeutet. Sie liegt an einer Hügelkette, die im Volksmund »Himmels-Brücke« genannt wird, da sie die beiden Seen Abaya und Chamo voneinander trennt.
Im dortigen Nationalpark Nechisar werden Bootstouren angeboten. Wer daran teilnimmt, kann darauf setzen, Nilpferde zu sehen. Bekannter ist der Nationalpark jedoch für seine riesigen Nilkrokodile, die hauptsächlich im Chamo-See anzutreffen sein sollen.
Ob das stimmt, hätten wir gerne herausgefunden. Doch leider verbringen wir die eh schon lange Fahrt überwiegend mit Pausen. Die zwei Stopps im Silte-Dorf und beim Markt von Soddo sind zwar toll, aber auf die weiteren hätten wir gut verzichten können.
So wundern wir uns, dass wir schon kurze Zeit nach dem Start am frühen Morgen anhalten, weil die Fahrer erst einmal ihre Frühstückspause brauchen. Später halten uns Mango-Verkäuferinnen an der Straße auf, und schließlich die obligatorische Mittagspause in Hosaena.
Da den Leute gerne eine anständige Toilette geboten wird, gibt es Mittagsessen beim Hotel Edget in Hosaena. Leider hat das Personal die Ruhe weg, was heißt: es dauert erst einmal eine ganze Weile, bis draußen genügend Tische gerichtet sind. Und obwohl uns ein gutes Abendessen in der Paradise Lodge versprochen wurde, bestellen einige unserer Gruppe mehr als den vorgesehenen kleinen Snack. Aber wer rechnet schon damit, dass fast eine Stunde vergeht, eh die bestellte Pizza am Tisch ist.
Egal, die Zeit ist weg. Um wenigstens etwas mehr als eine schnöde Hotelanlage zu erleben, nutzen wir die Pause für einen Spaziergang durch den kleinen Ort. Unser erster Tag im Süden von Äthiopien endet dann damit, dass wir erst kurz vor Sonnenuntergang in Arba Minch ankommen. An Hippos oder Krokodile brauchen wir keinen Gedanken mehr verschwenden, weil die Zeit leider verdaddelt ist. Schade eigentlich.
Das oberste Gebot in der Paradise Lodge heißt Sicherheit. Oder auch nur ein Gefühl von Sicherheit zu geben. In der Praxis sieht das so aus: vor der Einfahrt auf das Gelände wird jedes Fahrzeug von untern gründlich untersucht. Ein junger Mann spaziert mit einem großen, an einem Stock befestigten Spiegel um die Fahrzeuge und schaut, ob sich da jemand versteckt. Erst danach wird eine Kette herunter gelassen und dürfen die Fahrzeuge - eines nach dem anderen - weiterfahren.
Angesichts des doch eher geringen Abstands des Bodenblechs zur unebenen Straße bemerke ich, »das ist doch nicht wirklich möglich«. Unser Fahrer bestätigt es kopfschüttelnd. Deutlich bessere Möglichkeiten, unbemerkt auf das gesicherte Areal zu kommen, wäre, unter die Plane auf dem Dach des Wagens zu krabbeln. Ob sich darunter mehr als die Campingausrüstung für die nächsten Tage befindet, interessiert nicht.
Einen Augenblick später werden wir in der offen gestalteten Rezeption empfangen. Zu unserer Überraschung steht ein Geldautomat in der Lobby. Bevor wir unser Bargeld auffüllen, gönnen wir uns jedoch erst einmal den wirklich leckeren Willkommenstrunk. Auch Tücher werden verteilt, sodass wir uns den Staub der Anreise aus dem Gesicht wischen können.
Leider steht die Sonne schon tief am Horizont, sodass das gedachte Bad im Pool ins Wasser fällt.
Genauso verzichten wir nach der langen Fahrt auf den Wellness-Bereich. Was schade ist, denn die Paradise Lodge verfügt über einen recht hübschen Pool mit angeschlossener Bar. Auch den Spa-Bereich mit Sauna und verschiedenen Massage-Angeboten hätten wir gerne genutzt. Dann aber müsste man entweder eine Nacht länger bleiben oder zumindest ein paar Stunden früher am Tag ankommen.
Glück haben wir mit unserem Zimmer. Zwar ist der Weg dorthin recht weit. Aber dafür haben wir auch einen sehr großen Abstand zum Stromaggregat der Lodge. Das Zimmer selbst befindet sich in einem Tukul und besteht aus zwei Queen-Size-Betten. Vor Mücken schützt ein Moskitonetz. Da dies ein wenig knapp bemessen ist, notieren wir uns,
künftig Sicherheitsnadeln oder Klammern mitzunehmen. Mücken haben auch so keine zu uns gefunden. Aber Affen! So beobachten wir nach einer erholsamen und regnerischen Nacht einen Pavian, der über die Terrasse unseres Tukuls läuft. Weitere Paviane sind bereits auf der Anlage, pflücken Mangos und spielen Katz und Maus mit dem Personal.
Das Abendessen wird in der Lodge als Büfett angeboten. Der Preis entspricht dem relativ großen Umfang der Auswahl. Wer nur eine Kleinigkeit essen will, bekommt - wenn er hartnäckig bleibt - aber auch die Karte. Dadurch waren die Kosten bei uns für beide inklusive Getränke etwa halb so hoch, als wenn sich auch nur einer von uns auf das Büfett eingelassen hätte.
Ein zweiter Schlüssel zum Erfolg ist Geduld. So musste beim Frühstück einer der Wachmänner nur zwei Minuten seinen Posten verlassen, als eine Frau unserer Reisegruppe lauthals schrie: »Da sitzt ein Affe auf meinem Tisch.« Ja, und dieser griff sich in aller Ruhe eine Banane, mit der er vor dem anrückenden Personal das Weite suchte.
Eindrücke von der traumhaft gelegenen Paradise Lodge bei Arba Minch im Süden von Äthiopien. Aufnahmen der Affen, die durch die Anlage spazieren.