Äthiopien ist ein Land voller Armut. Dementsprechend gehört Betteln zur Tagesordnung einer Rundreise. Im Norden bleibt man in den größeren Städten davon in der Regel noch verschont. So konnten wir ohne angesprochen zu werden, durch die Hauptstadt Addis Abeba, Bahir Dar oder auch durch die Heilige Stadt Axum spazieren. Sobald man aber auf dem Land anhält, kommen die Kinder angerannt.
Auch dort wurden wir nicht sofort angebettelt. Erst wird neugierig geschaut. Wenn es etwas zu holen gibt, hängt der Arm bald voll Kindern. Unser Fahrer Sammy hat diese in Zaum gehalten, wenn wir etwas verteilt haben. Anstelle von Geld haben wir Geschenke mitgebracht, die schnell Abnehmer fanden. Als Dank konnten wir glücklich lachende Menschen Fotografieren.
Bei den Felsenkirchen von Lalibela ist uns besonders aufgefallen, dass viele Studenten unbedingt einen Dictionary brauchen. Es klingt vernünftig, die Ausbildung eines jungen Menschen zu unterstützen. Tatsächlich ist das jedoch ein Bombengeschäft für den Buchhändler, der mit dieser Masche ein und dasselbe Buch x-mal verkaufen kann. Den Erlös teilt er mit den angeblichen Studenten. Da soll man immer bedenken, was die Jungs später machen, wenn sie nicht mehr wie Schulbuben aussehen?
Ebenfalls fanden wir nicht gut, dass eine Lehrerin unbedingt ein Schulbuch von einem Kind abkaufen musste. Sie hat zwar dazu gesagt, es soll ein altes sein, welches der Schüler nicht mehr braucht. Aber wie will sie kontrollieren, ob es nicht das Buch oder Heft von einem jüngeren Geschwister ist? Wenn sich das herumspricht, kann sich auch das schnell zu einer Masche entwickeln. Im schlimmsten Fall beraubt man die Kinder durch den Kauf dann ihrer Zukunft.
Wenn wir bei einem Dorf gehalten haben, hat unser Guide zuvor mit dem Familienoberhaupt eine Art Eintritts- und Fotografierpreis ausgehandelt. Auch hier sollten wir kein Geld geben und freuten sich die Bewohner über Geschenke. Waren diese erst einmal verteilt, konnten wir uns dann frei im Dorf bewegen.
Im Gegensatz zum Norden kommt man im Süden mit materiellen Geschenken nicht weit. Dort ist es gängig, dass die Menschen Geld für ein Foto verlangen. Das weiß man aber vorher, weshalb wir uns in Addis Abeba bündelweise kleine Scheine besorgten, um vor Ort problemlos Fotografieren zu können.
In jeder Reisegruppe gibt es allerdings immer auch ein paar Geizhälse, die ein paar Cent zu sparen versuchen, indem sie heimlich über zahlende Schultern mitknipsen. So ein Verhalten kann richtig Ärger geben, da die Menschen aggressiv reagieren, wenn sie sich verarscht fühlen. Recht so. Auch Sprüche wie »ich bin armer Rentner« sind ein Griff ins Klo. Denn wer sich eine Reise in ein Land wie Äthiopien leisten kann, ist nicht arm, mit solchen Sprüchen höchstens armselig.
Vor unserer Reise nach Äthiopien kam die Überlegung, was sollen wir für Geschenke mitnehmen? Wir hatten so einige Ideen und im Nachhinein haben wir es so richtig gemacht. Soll man Süßigkeiten mitnehmen oder Schulbedarf? Die Armut ist groß und es gibt schon einiges, worüber sich die Menschen freuen. Süßigkeiten haben wir als Erstes von der Liste gestrichen und ist auch nicht zu empfehlen. Die meisten Leute in dem Land haben kein fließendes Wasser und müssen den Wasserbedarf von weit her holen.
So haben wir Frauen beobachtet, die nach dem Regen aus einer Pfütze geschöpft haben, um sich den Weg zum nächsten Brunnen oder Bach zu ersparen. Bei diesen Gegebenheiten ist sowas wie Zahnhygiene zweitrangig. Die Kinder machen sich mit Süßem nur die Zähe kaputt. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass Gummibärchen einem Magen, der relativ einseitig ernährt wird und zudem nur Naturprodukte kennt, gut tun.
Eine viel bessere Idee sind Schreibwaren. Über kleine karierte Schulhefte freuen sich die Kinder. Die sind nicht teuer und gut zu transportieren. Zudem hatten wir noch ganz viele Kugelschreiber. Dann ist die Sache perfekt. Und dann sollte man ganz viele Klamotten mitbringen. Das Beste wäre, man nimmt für sich selbst Kleidung mit, die man nach dem Tragen grad dort lässt. So ist man beim Freigepäck für den Flug nicht so eingeschränkt und hat nach der Rückkehr nicht so viel Wäsche zu waschen.
Das funktioniert vielleicht nicht immer. Deshalb habe ich noch einige kg an T-Shirts mitgenommen, die sonst im Altkleidercontainer gelandet wären. Gerade in den Höhenlagen der nördlichen Regionen kann es ganz schön kalt werden und wenn man dann sieht, was die Kinder zum Teil anhaben, ist das ganz schön traurig.Über unsere Handtücher zum Camping hat sich dann unser Fahrer sehr gefreut.
Unser Metzger besorgte und spendierte für unsere Reise noch 2 kg Hotel-Seife. Das ist das perfekte Dankeschön für Fotos. Die meisten Äthiopier waschen sich an Flüssen, Wasserlöchern und Brunnen, da kann man ein Stück Seife doch gut gebrauchen. Das sprach sich dann immer schnell rum, dass da eine Seife verteilt und ich hatte immer Kinder und Frauen im Schlepptau.
Das geht aber auch nur im Norden. Im Süden ist es viel wärmer und die Naturvölker tragen eh Schmuck anstatt Klamotten. Da bringt auch Seife nichts, da sie ihre Haut mit einer Erde-Butter-Mischung einschmieren und sich so vor Sonne und Ungeziefer schützen. Im Süden wollen die Menschen Geldgeschenke. Dafür bekommt man aber auch spezielle Motive.