Der Weg nach Awassa ist lang und trotz der guten Straßen kommen wir mal wieder nur langsam voran. Zu Anfang halten wir noch an ein paar herrlichen Ausblicken zu den Seen Abaya und Chamo. Von hier aus ist die »Himmelsbrücke«, die beiden Seen voneinander trennt, gut zu erkennen. Ein Marktstand verkauft die bunten Schals der Dorze.
Bei der Weiterfahrt verlangen die großen Kuhherden Nervenstärke bei unserem Fahrer. Irgendwann taucht ein Pavian am Straßenrand auf. Das Auto vor uns füttert diesen mit einer Mango. Das Tier ist so nett, schnappt sich die leckere Beute und setzt sich damit neben unser Auto. Dankeschön für die nette Abwechslung.
Leider verleiten die gut ausgebauten Straßen der Chinesen zum Rasen. Wir begegnen erst einem toten Esel, dem diese Raserei zum Verhängnis wurde. Aber auch ein Lastwagen wurde aus der Kurve getragen und liegt jetzt auf der Seite.
Da keine Abschleppmöglichkeiten vorhanden sind, steht ein kurzes Stück vor dem Unfall einfach ein Schild, das auf eine tödliche Kurve aufmerksam macht.
Natürlich muss eine längere Mittagspause eingehalten werden. Wir wissen nicht, wo wir uns befinden, aber der Ort hat natürlich ein Touristenrestaurant, auf das wir mangels Hunger verzichten. Es wird viel gebaut. So lassen wir uns bei einer Runde durch die sandigen Straßen,
bei denen nur noch der Bitubelag fehlt, einstauben und gehen auf Motivsuche. Leider kommen wir erst spät bei Dämmerung in Awassa an. Deshalb lassen wir einen Spaziergang an den See bleiben und lassen den Abend stattdessen im Restaurant unseres Hotel ausklingen.
Die überwiegend amharische Stadt Awassas liegt am gleichnamigen See. Der Fischmarkt lädt einheimische Kunden und jede Menge Wasservögel zum Beutefang ein. Für Touristen ist dieser weniger zugänglich. Mit einem der lokalen Guides ist es zwar möglich, den Markt zu besuchen, allerdings verlangen sie horrende Preise. Es entsteht ein lauthalses Wortgefecht zwischen Yitbarek und einem dieser Männer. Warum müssen die Äthiopier immer streiten?
Derweil beobachten wir die Marabus, die bei den Fischresten am Aufräumen sind oder von der Mauer aus die Umgebung beobachten. Bei Schönheitswettbewerben wären diese Vögel fehl am Platz, aber eindrucksvoll sind sie, alleine durch ihre Größe, allemal. Hin und wieder hüpfen Äffchen mit ihren Jungen am Bauch hängend, über die Mauer. Allein der Blick hinter die Mauer bleibt uns verwehrt.
Yitbarek entscheidet, den vorgesehenen Marktbesuch gegen einen Spaziergang am Seeufer zu tauschen. Er kennt auch die perfekte Stelle für den Start. Verwandte von ihm betreiben das Hotel Wabe Shebelle Awassa, das direkt am See liegt. So können Yitbarek und die Fahrer ihr zweites Frühstück zu sich nehmen,
während wir auf Vogelbeobachtung gehen. Ein langer Steg, am Schilfgürtel vorbei, ist dafür bestens geeignet. Neben den Wasservögel sind von dort aus auch einzelne Fischer zu sehen, die mit ihren Papyrusbooten leise über den See gleiten.
Eindrücke vom Awassasee
Wieder zurück auf dem Hotelgelände des Wabe Shebelle lenken die hübschen schwarzweißen Stummelaffen oder auch Colobusaffen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie sitzen hoch in den Bäumen und wenn sie sich beobachtet fühlen, pinkeln sie fröhlich auf die Touristen runter.
Deshalb versucht das Hotelpersonal gelegentlich, sie auf Abstand zu halten. Ein aussichtsloses Unterfangen. Denn die Affen lassen sich leicht anlocken. Zumindest von den Frauen. Vor Männern haben sie Angst, da es das männliche Personal ist, welches die Affen vertreibt.
Ich verschreibe Yitbarek ad hoc eine Diät, nehme mir sein Brot, das ihm zum Injera gereicht wurde, und knie mich bei einem Pavillon hin. Langsam kommt ein mutiger Affe zu mir, schnappt sich die Brotklumpen aus meiner Hand und stopft sich binnen weniger Sekunden die Backen dick und rund. Sofort hüpft er wieder auf den Baum. Dort werden die Backen wieder geleert und das Brot langsam gegessen. Gut, beim nächsten Versuch bekommt der Affe die Brotklumpen rationiert und es funktioniert tatsächlich.
Die Neugier und der Appetit besiegen die Scheu. Das Tier sitzt neben mir und hält mich liebevoll mit seinen kleinen Händchen fest, während er am Essen ist. Sooooo süß! Wenn man bedenkt, dass in anderen Teilen Afrikas kurze Zeit später das durch Affen übertragene Ebola ausbricht. Nein, besser nicht. So glückliche Momente darf man sich nicht von solche abstrakten Gefahren kaputt machen lassen.
Eindrücke vom Awassa See und Aufnahmen von zutraulichen Stummelaffen, die bei einer Hotelanlage direkt am See leben.
Das Tadese Enjory ist ein hübsches und gepflegtes Hotel im Zentrum von Awassa. Bis zum gleichnamigen See ist es ein kurzer Spaziergang. Das Einchecken geht schnell und wir bekommen ein richtig hübsches und sauberes Zimmer. Das einzige Manko ist die Türe zum Badezimmer, die ich sofort hinter mit zuziehe. Leider ist der Drehknopf defekt und bin ich augenblicklich eingeschlossen.
Super! Zum Glück hat Lars keine Lust, ohne mich essen zu gehen und holt das Personal, die mich mit einem Schraubenzieher befreien. Einbruchspuren am Rahmen zeigen, das vor mir schon andere Gäste in die Badezimmerfalle getappt sind. Wie oft muss das Personal Touristen aus dem Bad holen, bis ein kaputtes Schloss ausgetauscht wird?
Im edlen Restaurant gehen wir essen. Wir sind froh, dass die Tische hier einzeln stehen. So kann ich den Abend alleine mit meinem Mann verbringen. Für meinen Geschmack kommt das bei Gruppenreisen oft zu kurz. Und dann gibt es im Tadese Enjory auch noch Sizzler.
Dieses tolle und leckere Pfannengericht haben wir auf Mauritius kennengelernt. Romantisch bei Kerzenschein brutzelt die Fisch-, Gemüse- und Reismischung vor uns in der heißen Pfanne. Wir sind begeistert. Im gemütlichen Bett verbringen wir im Tadese die letzte Nacht in Äthiopien.
Das Frühstück bekommen wir à la carte und der Service ist typisch für Äthiopien: Mal wieder recht langsam. Das Essen ist zwar reichlich, dafür gehen bald die frischen Säfte aus.
Wer zu spät kommt, muss sich daher mit O-Saft aus dem Tetra Pak zufrieden geben. Wir haben Glück und können mit gesundem Saft in den Tag starten.