Axum auf dem Hatsebo-Plateau

Heilige Stadt der äthiopisch-orthodoxen Kirche

Am späten Nachmittag kommen wir verstaubt und verdreckt in Axum an. Unser heutiges Hotel Arc ist so beschissen (sorry, aber bevor Sie sich entrüsten, lesen Sie den Bericht dazu), dass wir auf die eigentlich fällige Dusche verzichten und uns stattdessen die Stadt anschauen. Wir befinden uns auf dem Hatsebo-Plateau in 2.160 m Höhe und sind circa 50 km von der Grenze zu Eritrea entfernt. Axum (auch Aksum) war früher die Hauptstadt des Königreichs von Aksum und hat einige antike Stätten.

Wird die israelitische Bundeslade in Axum aufbewahrt?

Für die äthiopisch-orthodoxe Kirche gilt Axum als »Heilige Stadt«. Es gibt eine Überlieferung der äthiopischen Kirche, die besagt, die israelitische Bundeslade wäre vom Gefolge Meneliks gestohlen und durch ein Replik ersetzt worden. Die Bundeslade enthielt nach biblischer Darstellung zwei Steintafeln mit den Zehn Geboten, die Mose von Gott erhielt. Doch einen archäologischen Nachweis ihrer Existenz gibt es weder in Israel noch in Äthiopien. Laut des äthiopischen Nationalepos, dem Kebra Negast aus dem 13. Jahrhundert, wird die ursprüngliche Lade heute in Axum aufbewahrt. Sie befindet sich in einer Kapelle neben der Kirche St. Maria von Zion und wird von einem Mönch ständig bewacht.

Einmal jährlich wird sie in einem »Tabot«, eine in Seidentüchern verhüllte Kiste, bei einer Prozession durch die Stadt getragen. Ob sich darin wirklich die Bundeslade befindet ist jedoch nicht überprüfbar. Denn nur der Wächter darf diese unverhüllt betrachten. Sogar dem Oberhaupt der äthiopisch-orthodoxen Kirche ist dies verwehrt. Doch der Glaube an die Bundeslade macht Axum zu einem religiösen Zentrum, welches jährlich Tausende von Pilgern anzieht. Es ist kurz vor Weihnachten und auch wir treffen auf viele Gläubige in weißem Gewand, die betend vor der Marienkathedrale stehen.

Spaghetti zu Kerzenschein

Es ist schön, durch Axum zu schlendern. Auch im Dunkeln. Wir werden nicht angesprochen, egal in welcher Straße wir uns befinden. Die Hauptstraße ist inzwischen gut, mit breitem Gehweg, ausgebaut und die Nebenstraßen sind gerade im Ausbau. In einem völlig von Bäumen eingewachsenen Restaurant wagen wir es, unser Abendessen zu bestellen. Die Suppe ist schnell da. Nur die Spaghetti lassen auf sich warten. Und zwar so lange, bis es stockdunkel ist und wir, bei Kerzenschein als einzige Lichtquelle, essen, was auch immer auf dem Teller ist. Sehen tun wir nicht viel.
Danach geht es zurück und Lars beschließt einen Umzug in ein anderes Hotel. Dankeschön! Ich hab' den liebsten Mann auf der Welt!

Übernachten im Hotel Sabean International

Es geht auch sauber und gemütlich

Das Hotel Sabean befindet sich gegenüber der Absteige Hotel Arc, in einer anderen Welt. Als wir das erste Mal an dem reich verglasten Komplex vorbei spaziert sind, meinte Annette noch, dass so wohl die teuren Hotels aussehen. Als wir das Sabean das zweite Mal passiert haben, liebäugelte ich bereits mit einem Wechsel des Hotels. Beim dritten Mal schließlich drängte ich Annette dazu, einfach mal in das Hotel zu gehen und zu schauen, ob es Prospekte gibt.

Hotel Sabean International - für Äthiopien der pure Luxus

Über den großzügigen Eingangsbereich kommen wir in die ebenfalls großzügig gestaltete Lobby. Zwischen den Liften und einer breiten, geschwungenen Treppe hoch zum Restaurant werden wir an der Rezeption freundlich empfangen. Das Einzelzimmer kostet 49, das Doppelzimmer 65 und die Suite 99 USD inklusive Frühstück, Service und Steuern. Als ich den netten Herrn frage, ob wir uns die Zimmer ansehen können, merkt Annette, dass ich mehr als nur das will. Ihr Gefühl wird zur Gewissheit, als der Herr die Tür zu einem der Doppelzimmer öffnet. Vor uns sehen wir ein eigentlich ganz normales Hotelzimmer. Nach den Eindrücken vom Hotel Arc aber kommen uns die beiden sauberen Betten in dem geräumigen Zimmer, die Fensterfront zu einer Seitenstraße und das Bad mit richtiger Dusche und sauberer, funktionierender Toilette vor wie der pure Luxus. Auch die Handtücher haben hier eine ganz andere Qualität.

Sollen wir hierher umziehen? Klar!

Mit einem Schmunzeln verfolgt der nette Herr anschließend unsere Debatte darüber, ob das nicht zu unverschämt ist, sich aus der Gruppe auszuklinken und in ein anderes Hotel umzuziehen. Die harten (gegenständlichen) Argumente liegen alle auf meiner Seite, sodass Annette schließlich ganz glücklich ist, dass ich mich gegen ihre Bedenken durchsetze - welche sich am nächsten Morgen übrigens mehr oder weniger in Luft auflösen. So reagieren die anderen Teilnehmer und mit ihnen unser Reiseleiter locker auf unsere Erklärung, warum sie uns nicht beim Frühstück gesehen haben. Mehr noch: eine Frau folgt uns ins Sabean, nachdem sie unser neues Zimmer gesehen hat.

Das Frühstücksbüfett im Hotel Sabean: ein Gedicht!

Natürlich können wir auch Negatives vom Sabean berichten. So ließ sich in unserem Zimmer die Dusche nicht ganz schließen und war der Lift zweimal out of order, weshalb wir darauf verzichtet haben. Aber nachdem wir den Staub und Dreck von zwei Tagen abgewaschen und eine ruhige Nacht in einem ordentlichen Zimmer verbracht hatten, weckte uns am nächsten Morgen der Duft von frisch gerösteten Toast und aufgebrühten Kaffee. Zudem besteht das Frühstücksbüfett aus Pfannkuchen, Bratkartoffeln, mehreren Eiergerichten und frischem Saft. Insgesamt sind wir damit einiges ausgeruhter, frischer und zufriedener in den Tag gestartet, als es im ersten Hotel möglich gewesen wäre. Allein deshalb hat uns Axum deutlich besser gefallen.

Die Absteige Hotel Arc

schlimmer als jedes Plumpsklo

Nach der Absteige Gaint Lobelia in Debark geht es in Axum mit dem Hotel Arc nochmals eine Stufe nach unten. Da mich Annette auf schlechte Hotels vorbereitet hat, will ich nicht meckern. Ich überlasse es ihr. Sie ist schon vor mir aufs Zimmer gegangen und sieht mich angeekelt an, als ich mit dem Gepäck durch die offensichtlich schon mehrmals aufgebrochene Tür folge.

Im Hotel Arc riecht es erbärmlich nach Toilette

Grund zum Meckern gibt es genug. So sind sowohl das Fenster im kleinen Schlafraum, als auch das Fenster im winzigen Bad sperrangelweit geöffnet. Dennoch riecht es erbärmlich nach Toilette. Oder, wie Annette es passend ausdrückt: »Das stinkt ja schlimmer als jedes Plumpsklo.« Neben der Nase sind auch unsere Augen beleidigt: die Klobrille hat einen Riss, bei dem man sich die Haut einklemmen kann. Davor hängt ein zerrupfter Haufen Klopapier, die Dusche - eine feststehende Brause mit ebenerdiger Wanne - hat eine solche Bezeichnung nicht verdient und das Waschbecken hängt nur noch aus Gewohnheit an der Wand. Dreht man den Hahn auf, plätschert ein schmales Rinnsal Wasser ins Becken. Abgesehen davon ist alles schmuddelig, alt und desolat.

Als ich mich schließlich aufs für zwei Personen sehr schmale Bett setze, habe ich das Gefühl, dass die gammlige Matratze nach hinten ausweicht. Es fühlt sich an, als wenn sie Schwung nimmt, um anschließend in einem Bogen über mich herzufallen. Mir graut vor der Nacht. Zum Glück kann ich sofort wieder aufstehen. Denn Annette verlangt nach einem anderen Zimmer. Der Manager gibt zwar vor, dass das Hotel ausgebucht sei, führt uns nach Rücksprache mit einem Angestellten aber doch in einen anderen Raum. Dieser ist zwar auch in einem schlechten Zustand, stinkt trotz geschlossener Fenster aber deutlich weniger.

Frühstück im Hotel Arc - lieber nicht

Das Frühstück wird im Hotel Arc in einem schmucklosen, düsteren Raum serviert. Wie gewohnt, besteht dieses auch hier überwiegend aus Eiergerichten. Wobei Yitbarek allerdings warnt: »Wenn das Rührei kalt ist, lasst es bitte stehen. Ich habe mir letztes Mal den Magen verdorben.« Doch es gibt auch Positives über das Hotel zu berichten: die Mappe, die wir dem Manager mit unseren Reiseunterlagen, Kreditkarte und Geld zur sicheren Verwahrung gegeben haben, haben wir komplett zurückbekommen und der Manager war äußerst freundlich, als wir abends plötzlich mit unseren Koffern in der Rezeption standen. Denn das Schönste am Hotel Arc ist: es gibt einen Ausweg.

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