Unser letztes Ziel in Aksum ist der Dongurpalast. Wie die Gräber von König Kaleb und Gebre Maskal befindet auch er sich etwas außerhalb der Stadt. Das ist dann wohl auch der Grund, warum Dongur erst 1939/40 während der Besatzungszeit im zweiten Italienisch-Äthiopischen Krieg ausgegraben wurde. Dafür ist der Dongur die am besten erhaltene Palastruine bei Axum.
Allzu viel braucht es dafür allerdings auch nicht. Denn auch vom Dongurpalast haben nur die unteren Grundmauern die Zeit überdauert. Dies reicht jedoch aus, um die charakteristische Bauweise während der axumitischen Epoche zu erkennen. Wie das nach hinten springende Mauerwerk, das wie bei den Gräbern auch hier aus Feldsteinen und, an den Ecken, große Steinquader besteht.
Auf dem Weg zum Dongurpalast begleitet uns einmal mehr eine Schar Kinder. Jedoch mit dem Unterschied, dass sie nichts zu verkaufen haben (oder kleine Geschenke abzugreifen versuchen), sondern immer wieder hinter den Mauern auftauchen und fröhlich irgendwelche Lieder singen. Haben sie unsere Aufmerksamkeit gewonnen, tauchen sie ab, um ihren Gesang wenig später an einer anderen Stelle zu wiederholen.
Wobei der Palast von Dongur durchaus sehenswert ist. Was allerdings auch an ein paar Bäumen (wohl eher eine Aloen-Art) liegt, die so stehen, dass sie zusammen mit Teilen der alten Mauern eine symmetrische Einheit bilden. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die gleichmäßig um ein Podium angeordneten Zimmer und Wände. Sie dienten als Vorratslager oder Unterkunft für Diener und Sklaven.
Etwas erhöht befinden sich im Zentrum der Anlage die Reste des eigentlichen Palastes. Es wird angenommen, dass dieses zwei oder drei Stockwerke hoch war. Glaubt man den Menschen vor Ort, soll es sich dabei um den Palast der Königin von Saba handeln. Historiker halten dem entgegen, dass die Größe des Areals eher dem einer wohlhabenden Familie entspricht.
Interessanter ist natürlich die erste Theorie. Wobei es sogar stimmen könnte. So glaubte der Archäologe Helmut Ziegert, unter den Ruinen die Reste des Palastes der Königin von Saba gefunden zu haben. Bei Ausgrabungen stieß er auf Steine, die als Altar gedient haben könnten und die damit auf den damals in Axum praktizierten jüdischen Glauben hinweisen.
Wer recht behält, wird sich zeigen. Wir indes verbinden den Besuch des Dongurpalastes mit einen Abstecher zu dem Hochstand direkt hinter den Ruinen. Nach den schönen Eindrücken innerhalb der Palastreste ermöglicht er uns einen guten Überblick über die gesamte Anlage - natürlich begleitet von immer wieder neu einsetzenden Kindergesang ...