Gräber von König Kaleb und Gebre Maskal

und die Schriftstele des Ezana

Nach der obligatorischen Saftpause in Axum brechen wir am Nachmittag zu den Gräbern des Königs Kaleb und seinem Sohn Gebre Maskal auf. Wäre der Stelenpark noch gut zu Fuß zu erreichen gewesen, sind wir nun doch froh über den Bus, der uns zu der zwei Kilometer nordöstlich von Axum gelegenen Grabstätte auf dem Libanos-Berg bringt. Dort angekommen eröffnet sich uns eine schöne Sicht auf die zugleich schroffen wie malerischen Berge von Adua und zur 40-50 km entfernten Grenze zu Eritrea.

Blütezeit durch König Kaleb

Angesichts der herrlichen Kulisse hat Yitbarek etwas Mühe, seine Schäfchen zusammenzuhalten. Schließlich aber erfahren wir doch, dass das axumitische Reich unter König Kaleb eine Blütezeit erlebte. Angesichts dessen wäre ein Begräbnis im Stelenpark für ihn angemessen gewesen. Dass Kaleb seine letzte Ruhestätte stattdessen an diesem entlegenen Ort wählte, liegt wohl in der Eigenart des Königs. Denn er soll seine letzten Lebensjahre als Einsiedler in der Stille außerhalb der Stadt verbracht haben.

Video zu den Gräbern von König Kaleb und Gebre Maskal

Eindrücke einer Ausgrabungsstätte in Axum mit den Gräbern der Könige Kaleb und Gebre Maskal. Aufnahmen von der Landschaft zwischen Axum und der Grenze zu Eritrea.

Über Jahrhunderte erfolgte mündliche Überlieferungen

Die Lage der im Sechsten Jahrhundert errichteten Gräber ist aber nur ein Unterschied zu den Gräbern im Stelenpark. So fehlen hier die auf den Stelen üblichen Inschriften. Dass sich die beiden Ruhestätten den axumitischen Königen Kaleb und Gebre Maskal zuordnen lassen, verdanken wir allein der über Jahrhunderte erfolgten mündlichen Überlieferung.

Einer der wenigen schriftlichen Belege stammt vom Jesuiten Pedro Páez, der 1620 den Namen von König Kaleb in seinen Aufzeichnungen festhielt. 1905 waren sich die Einheimischen dann bei einer Befragung einer deutschen Axum-Expidition einig, dass es sich bei den Ruinen ohne jeden Zweifel nur um die Gräber der beiden Könige handeln könne.

Kreuzreliefs und Steinsarkophage im Grab von König Kaleb

Dafür spricht, dass die Gräber von einer für die damalige Zeit typischen Mauer aus Feldsteinen umgeben ist. Zu den Grabkammern führt je eine gerade Treppe hinunter. Dabei befinden sich bei Kaleb drei Grabräume gegenüber der Treppe und bei Gebre Maskal - sein Grab fanden die Wissenschaftler in einem deutlich stabileren Zustand - ein weiteres neben der Treppe. Unten angekommen, fallen uns die sorgsam aus großen Steinblöcken exakt zusammengesetzten und mit Kreuzreliefs verzierten Wände auf.

Auch sind in der mittleren Grabkammer drei Steinsarkophage zu sehen, von denen auf einem ein axumitisches Kreuz zu sehen ist. Laut einer Legende aber soll von den Gräbern ein geheimer Tunnel nach Eritrea und von dort weiter bis nach Arabien führen. Tatsächlich legte ein deutscher Archäologe im Jahr 2011 weitere Gräber und Tunnel nahe der beiden Grabkammern frei, die noch erforscht werden müssen. Ob sie tatsächlich bis ins Nachbarland reichen, ist allerdings unwahrscheinlich.

Sportliche Heldinnen bei der Weiterfahrt

Wieder zurück am Bus steht als Nächstes die Schriftstele des Ezana auf unserem Programm. Bis dorthin ist es nur eine kurze Fahrt. Wobei wir unseren Augen kaum trauen. Denn so wie sich der Bus in Bewegung setzt und die Enno Littmann Straße hinunter rumpelt, machen sich auch die Kinder, die bereits oben ihre Handwerkssachen zu verkaufen suchten, auf den Weg. Sie rennen etwas oberhalb der Straße, sodass sie die Kurven abkürzen können.

Wie lang mag die Fahrt dauern? Drei Minuten, vier? Es ist schwer zu sagen. Tatsächlich aber schafft es ein barfüßiges Mädchen, auf dem unwegsamen Gelände mit dem Bus mitzuhalten, eh sie uns unten keuchend in Empfang nimmt. Während die anderen nach und nach eintrudeln, kann sie sich bereits über einen reichen Lohn freuen - wenn schon nicht für ihre Waren, so doch für ihre sportliche Heldinnentat. Sie hat es sich verdient.

Die Schriftstele des Ezana in drei Sprachen

Beinahe zur Nebensache wird die Schriftstele, unser eigentliches Ziel. Sie befindet sich in einem eher unscheinbaren Gebäude. Das Häuschen soll an der Stelle stehen, wo drei Bauern die Schriftstele des Ezana 1970 auf ihrem Feld entdeckt hatten. Bemerkenswert ist, dass auf der Stele eine Geschichte in drei Sprachen festgehalten ist: Altgriechisch, Sabäisch und Ge'ez.

Sie berichtet vom Sieg Ezanas über die am Roten Meer lebenden Beja und stimmt damit mit einer zweiten Stele überein, welche die deutschen Forscher bereits 1906 entschlüsselt hatten. Demnach dankt Ezana dem Kriegsgott Marem, einem der vorchristlichen Götter Axums, für seine Gunst im Kampf mit den gegnerischen Truppen.

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