Auf dem Weg nach Turmi sehen wir, wie Kinder am Straßenrand Tänze auf Stelzen vorführen. Es sind Benna. Der Stelzentanz ist ein alter Brauch des Volkes. Früher, als es noch Hyänen in der Heimat der Benna gab, wurde hin und wieder ein Kind von den Tieren gejagt und getötet.
Kinder auf Stelzen blieben von den Hyänen hingegen verschont. Sie schienen zu groß und passten nicht mehr ins Beuteschema der Tiere. Hyänen kommen nur noch ganz selten vorbei. Aber den Tanz haben die Kinder beibehalten, und wenn es dazu dient, Touristen anzulocken.
Wir besuchen ein Benna Dorf. Da sie die gleiche Sprache wie das Volk der Hamer sprechen, werden die beiden Volksgruppen oft gleichgesetzt. Sie sind tatsächlich Nachbarn, bilden aber eine eigene ethnische Gruppe. Wie die Hamer pflegen sie das Ritual des »Bullensprungs«, bei dem junge Männer über den Rücken von mehreren nebeneinander gestellten Rindern laufen. Das Ritual macht den Buben zu einem Erwachsenen.
Was die Benna mit den Hamer noch gemeinsam haben, ist die Rinder- und Ziegenzucht. Dabei hat Viehdiebstahl mittlerweile Tradition. Immerhin wohnen die Mursi mit ihren zahlreichen Rinderherden in der Nähe. Da kann man sich ja hin und wieder bedienen. So nehmen ein paar Rinder augenblicklich Reißaus, als wir bei der weit umzäunten Farm ankommen. Aber das mit dem Ausreißen der Tiere kennen wir ja schon von Äthiopien.
Auch im Dorf der Benna ist alles ordentlich und der rote Sandboden sauber gefegt. Eine Frau, die wir kurz sehen, verschwindet jedoch flugs im Hühnerstall und kommt erst nach einer Weile etwas schüchtern wieder heraus. Dafür zeigt uns der Bauer stolz seine Ernte und sein frisch gebrautes Bier, das in einem blauen Fass vor sich hin gärt. Probieren möchten wir lieber nicht. Es ist zu heiß und mit unserem Bier – geschweige denn Reinheitsgebot – hat es wenig gemein.
Besuch eines Dorfs des Benna-Stamms im Süden von Äthiopien. Aufnahmen vom Dreschen der für das Injera so wichtigen Teffernte.
Vor dem Haus entdecken wir ein Beet mit verschiedensten Kräutern, die zum Kochen und für die Gesundheit genutzt werden. Gleich daneben befindet sich eine Feuerstelle, die mit einem einfachen Topf darauf als Küche dient. Die Benna leben sehr einfach. Aus Überzeugung lehnen sie jegliche Technik und Zivilisation ab. Trotzdem leben sie im Wandel. Denn anders als die Hamer oder Mursi, haben die Benna inzwischen ihre traditionelle Kleidung gegen Stoff eingetauscht.
Rundgang durch ein Dorf der Benna
Anders als bei den Ari gibt es bei den Benna weniger große schattenspendende Mangobäume. So dient ein einfacher Verschlag aus Holzstangen und mit Grasmatten ausgelegt, als Wohnzimmer. Hier hat man Schatten und eine gute Sicht auf die umliegenden Felder.
Angebaut wird Mais, Hirse und einige Papaya-Bäume. Der Teff ist schon geerntet und liegt zum Dreschen auf einer blauen Folie aus. Unser Koch Giso stammt auch von den Benna und hilft begeistert mit, das feine Korn von der Spreu zu trennen.