Etwas abseits von Gondar gelangen wir zum Gotteshaus Debre Berhan Selassie. Die Lage auf einem kleinen Hochplateau steckt bereits in dem Namen, welcher soviel bedeutet wie: »Kirche der Dreifaltigkeit auf dem Berg des Lichts«. Die Klosteranlage ist zum Schutz von einer hohen Mauer umgeben. Diese wird durch Wehrtürme in typischer Gondar-Architektur mit Mauerzinnen und kuppelartigen Türme unterbrochen. Inzwischen nutzen die wenigen, heute noch hier tätigen Mönche die Türme zum Wohnen. Auch der Eingang führt durch einen der Turmbauten.
Anders als die im Bereich Gondar üblichen Rundkirchen ist das Gotteshaus in Form einer axumitischen Basilika, also rechteckig erbaut. An den Resten einer älteren Ruine ist aber noch die runde Form von früher zu erkennen. Durch die Form ändert sich auch der Ort, an dem sich die Gläubigen beim Gottesdienst aufhalten. Bei Rundkirchen versammeln sie sich außerhalb des Gebäudes, hier aber verbringen die Männer den Gottesdienst im Innern, während die Frauen davor und somit draußen bleiben.
Videos zur Äthiopien-Rundreise ab Addis Abeba.
Es heißt, Debre Berhan Selassie ist die schönste Kirche von ganz Äthiopien. Da wir nicht alle Kirchen besucht haben, können wir dies weder bestätigen noch bestreiten. Auf jeden Fall ist sie himmlisch. So schauen hunderte Engel von der Decke auf uns herunter. Auch die Wände sind über und über mit biblischen Bildern bemalt. Die üblichen Heiligen wie Maria, die Erzengel Gabriel und Michael oder auch Adam und Eva sind abgebildet.
Zudem werden ganze Bibelverse in den Bildern erzählt. So etwa die Flucht nach Ägypten oder der hl. Georg, der als Drachentöter eine Jungfrau beschützt. Aus Kostengründen oder einfach Bequemlichkeit musste das Strohdach zeitweise Wellblech weichen. Das führte tagsüber zu enormen Temperaturunterschieden. Dies wiederum griff die Bilder an und beschädigte diese. Daraufhin wurde die Kirche wieder mit Stroh gedeckt.
Kirchliche Wandbilder und Engelsdecke von Debre Berhan Selassie
Auffallend sind die Bienenkörbe im Garten, die in den Bäumen hängen. Einer Sage nach beschützte ein Schwarm Bienen das Gotteshaus, als dieses trotz der starken Wehrtürme und Mauern von den Mahdisten angegriffen und fast erobert wurde. Sie schwärmten aus und vertrieben die muslimischen Soldaten. Was für ein Wunder! Wie die runden Ruinenreste zeigen, wurde die Kirche trotzdem zerstört. Für kleine Wunder sorgen die Tiere auch heute noch. Zumindest bei den Reiseleitern.
So erzählt uns Yitbarek von einer garstigen Frau bei einer seiner Touren, die über Land und Leute kein gutes Wort fand. Nachdem sie sich auch über die Kirche ausgelassen hatte, stach ihr eine Biene in die Lippe, welche sofort anschwoll. Augenblicklich war der Schwall boshafter Worte unterbrochen – zumindest für den Rest vom Tag. Wir sind zufrieden mit unserem Besuch bei diesem himmlischen Ort und bleiben dank unseres freundlichen und friedfertigen Auftretens auch von den Insekten verschont.