Kirche des Heiligen Georg in Lalibela - Bet Giyorgis

Die Kreuzkirche als Wahrzeichen von Äthiopien

Nachdem wir schon den Chorraum beim Haus des Vaters Libanos genutzt haben, uns im Schatten ein wenig zu erholen, kommt uns auch auf dem Weg zur Kirche des Heiligen Georg, der Bet Giyorgis, ein Priester gelegen, der im Freien Leder mit kirchlichen Motiven bemalt. Im Vergleich zu den vielen Schilderungen der letzten Stunden ist dies leichte Kost. Vor allem dann, wenn man sich wegen der vom Leder angelockten Fliegen abseits der Gruppe aufhält und die warme Nachmittagssonne in Ruhe genießt.

Felsenkirche des Heiligen Georgs als Pflichtprogramm

Zugleich schöpfen wir neue Kraft für den nächsten Programmpunkt. Und die braucht es auch: denn zum Abschluss unserer Kirchentour gehen wir zur prächtigen Felsenkirche des Heiligen Georgs. Die kreuzförmig aus dem Felsboden gearbeitete Kirche ist sowohl das Wahrzeichen von Lalibela, als auch das Wahrzeichen von Äthiopien. Mit anderen Worten: wer den kulturellen Norden von Äthiopien besucht, aber die Kreuzkirche nicht gesehen hat, der war nicht wirklich in Äthiopien.

Video zur Kreuzkirche des Heiligen Georg in Lalibela | Äthiopien

Aufnahmen von der Kreuzkirche von Lalibela, einer der schönsten und größten Felsenkirchen von Äthiopien.

Über einen Graben zur Kirche des Heiligen Georg

Der Zugang zu der Kirche des Heiligen Georg erfolgt über einen 200 Meter langen Fußweg. Der Weg führt über eine Kuppe, von der sich die Kirche überblicken lässt. Da die Kirche isoliert in der Landschaft steht, ist hier besonders deutlich zu erkennen, dass die Felsenkirchen nicht gebaut wurden. Vielmehr entstanden sie dadurch, dass das Gestein drumherum abgebaut wurde, bis der Kirche freigelegt war.

Beeindruckend ist aber auch die gleichmäßige Form des Kirchenbaus, die ein griechisches Kreuz darstellt. Obwohl auch diese Kirche von König Lalibela in Auftrag gegeben worden sein soll, ist sie erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus dem Fels geschlagen worden. Dabei führt eine Legende den Bau auf einen Traum des Königs zurück, in welchem ihm der Heilige Georg erschienen sei.

Hufspuren von Lalibelas Pferd bei der Bet Giyorgis

Nach den ersten schönen Eindrücken von oben bzw. von der Kante zum Freiraum rund um den Monolith gelangen wir über einen schmalen Gang hinunter zum Kirchhof. Angeblich sind im Fels des Gangs Hufspuren zu sehen. Glaubt man den einheimischen Führern, stammen sie von Lalibelas Pferd.

Mit einer ganz anderen Frage quält uns hingegen Yitbarek. Er will wissen, was eine entlang des Gangs in den Fels geschlagene Rinne für eine symbolische Bedeutung habe? Uns fällt keine Antwort ein. Und das ist richtig. »Es gibt keine«, schmunzelt er nach einer Runde Rätselraten.

Wo so manche Mönchspilger nie wieder aufwachen

Eine echte Besonderheit sind hingegen mehrere Vertiefungen in der Felswand. Diese wurden für Mönche und Pilger geschaffen, damit sie sich von ihrer Reise nach Lalibela erholen konnten. Bedenken wir, dass sie teils wochenlang unterwegs sind, können wir uns gut vorstellen, dass einige hier todmüde ankommen. Tatsächlich sind zwei Mönchspilger nie wieder aufgewacht, nachdem sie in einer der Nischen Quartier bezogen haben. Da keiner wusste, woher sie kamen, hat man sie in der Nische liegen gelassen, wo ihre Körper inzwischen mumifiziert sind. Wen wundert es da, dass die meisten Pilger lieber unter offenem Himmel schlafen?

Nach der kurzen Besichtigung des auch hier schlicht gehaltenen Kirchenraums erleben wir vor der Rückkehr zum Hotel Lal noch ein besonderes Spektakel: ein paar Meter südwestlich des Gangs zur Kirche hat sich eine Gruppe Gläubiger versammelt. Im Mittelpunkt ihres Interesses steht ein Stein, an dem sich die Glaubensstärke messen lässt. Wie das geht? Ganz einfach: man sitzt auf einem anderen Stein und stellt seine Füße in zwei Vertiefungen im Glaubensstein. Dann versucht man, mit einem Ruck aufzustehen. Ist der Glaube stark genug, gelingt die Probe. Wenn nicht - dann gibt es dafür sicherlich auch eine Erklärung.

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