Teff-Ernte und Injera in Äthiopien

Injera ist das Nationalgericht der Äthiopier. Dieses Fladenbrot aus Teffmehl wird überall und von jedem gegessen. Somit ist Teff die wichtigste Getreideart des Landes. Die glutenfreie Zwerghirse gehört zur Familie der Süßgräser und ist überwiegend in Äthiopien verbreitet. In der Region Amhara ist im Winter die Erntezeit.

Die wichtigste Getreideart des Landes

In Äthiopien wird Teff seit rund 6.000 Jahren angebaut. Damit zählt die Zwerghirse zu den ältesten kultivierten Getreidesorten. Einer der Vorteile der Hirse sind die winzig kleinen Samenkörner, womit sie sich insbesondere für die Nomaden als Saatgut eigneten. So konnte selbst für größere Flächen ausreichend Samen im Gepäck verstaut werden. Der Name leitet sich vom amharischen Wort »teffa« ab, was »verloren« bedeutet. Das Korn ist so klein, dass es leicht verloren geht.

Auch wenn die Bauern längst sesshaft geworden sind, wird die Landwirtschaft noch immer von Teff-Feldern geprägt. Die Amhara-Landschaften sind karg. Doch Teff, das kleinste Getreide der Welt, ist vollwertig und vitalstoffreich. Es gehört zu den eiweißreichsten Getreidearten und liefert Calcium, Magnesium und Eisen. So werden auch die vielen Kinder satt, die hier überall herumrennen.

Video Kaffeezeremonie in Äthiopien

Besuch einer Kaffeezeremonie nahe Debre Libanos in Äthiopien. Aufnahmen der Teff-Ernte in der Amahara-Region.

Kinder helfen bei der Ernte von Teff

Ausgesät wird während der Regenzeit. Da die Pflanze recht schnell wächst und nicht viel Wasser braucht, kann nach drei Monaten geerntet werden. Und dass wir bei der Teff Ernte so viele Kinder auf den Feldern sehen, hat seine Richtigkeit. Wir können die Familien bei der Ernte beobachten. Es ist normal, dass in der Familie alle mit anpacken.

Es gibt dafür extra zwei Schulzeiten, damit sich die Kinder aufteilen können. Während die einen morgens die Schule besuchen, helfen die anderen auf dem Feld, mittags umgekehrt. So verpasst kein Kind seinen Unterricht und kann trotzdem die Familie unterstützen.

Die Eltern haben aber nichts gegen eine Ablenkung. So freuen sich die Kinder über unseren kurzen Zwischenstopp. Immerhin gibt es ja meist Geschenke. So finden unsere Miniseifen dankbare Abnehmer. Dann aber wird weiter gearbeitet und sausen die einfachen Sicheln wieder durch die Teff-Stengel. Ganz schön hart, wenn man bedenkt, dass für die Märkte riesige Säcke mit dem feinen Mehl befüllt werden.

Aber auch wir essen während unserer Rundreise frisch gebackenes Injera und vielleicht gibt es später noch einen Schluck Tella. Das ist äthiopisches Bier, welches im Südwesten des Landes aus Teff gebraut wird. Das härtere alkoholische Teff-Erzeugnis ist Katikala, eine Art Wodka aus Äthiopien. Doch wir müssen ja nicht alles probieren. Wo wir jedoch dabei sind, ist die Kaffeepause mit original äthiopischer Kaffeezeremonie. Auch ein Erlebnis, besonders, wenn man dabei mit Weihrauch und anderem eingeräuchert wird.

Injera - Fladenbrot aus Teff

Auf dem Weg zu den Blauen Nilfällen, kurz vor dem Ort Tis Abay, kommen wir an einer kleinen Siedlung oder Familienverband vorbei. Während die Männer die angrenzenden Felder mit einem Ochsengespann durchpflügen, sind die Frauen vor den Häusern am Injera Backen. Dies ist Grund für uns, die Fahrt zu unterbrechen. Wir werden herzlich begrüßt und dürfen näher kommen. Die Kinder hängen gleich allesamt an uns.

Traditionelles Brot aus Sauerteig

Injera wird aus einem traditionellen Sauerteig gebacken. Diesen herzustellen benötigt Zeit und setzt vor allem viel Erfahrung voraus. Die Zwerghirse wird für das Injera zu Teffmehl gemahlen. Auch wenn Teff frei von Gluten ist, besitzt das gewonnene Mehl sehr gute Backeigenschaften. Der Teig muss jedoch drei Tage gehen.

Bei unserer Ankunft ist dieser schon vorbereitet, sodass wir beim Backen zuschauen können. Die Feuerstelle ist direkt vor dem Haus. Der darauf liegende Stein dient als Pfanne, auf die der recht flüssige Teig gegossen und verteilt wird. Mit einem Deckel, ähnlich einer marokkanischen Tajine, wird dann das äthiopische Fladenbrot gebacken.

Frisch gebackenes Injera direkt vom heißen Stein

Wir bekommen das frisch gebackene Injera zum Probieren. Dazu gibt es Berbere. Diese ypisch äthiopische Gewürzmischung besteht unter anderem aus Chilipulver, Ingwer, Knoblauch, Koriander, Gewürznelken, Piment und Stangenpfeffer. Vor allem ist es sehr scharf, wenn man nicht aufpasst. Injera wird nicht wie bei uns das Brot gegessen.

Das pfannkuchenartige Fladenbrot wird als essbarer Teller genutzt und dient als Unterlage für viele verschiedene Speisen. Um diese zu essen, wird mit der rechten Hand ein Stück Injera abgebrochen und damit nach den Speisen gegriffen. Der Fladen ersetzt somit auch das Besteck. Wir würzen das Injera nur etwas mit dem Berbere. Es schmeckt ein wenig erdig, aber auch nussig und leicht süßlich.

Glutenfreies Mehl für die westlichen Industrienationen

Die Leute sind sehr nett, die Kinder neugierig und freuen sich über unsere Miniseifen. Wir haben Einblick in ein typisches äthiopisches Dorf und das Leben dort. Auch wenn die Leute arm und die Hütten einfach sind, wird alles ordentlich gehalten. Für uns ist das ein schönes kleines Erlebnis am Rande, das man doch gerne mitnimmt. Doch für die Menschen ist es das richtige Leben. Der backenden Mutter ist sicherlich nicht bewusst, dass sie mit einem der gesündesten Mehlsorten am Backen ist.

Die Nachfrage nach glutenfreien Getreidearten ist in den westlichen Industrienationen sehr am Wachsen. Da wecken die Teff-Felder in Äthiopien bei vielen Lebensmittelkonzernen die Begierde. Biopiraterie mit Patentanmeldungen und Monopole auf Teff sind das Ergebnis. Äthiopien gehört dabei, wie so oft, nicht zu den Gewinnern. Doch der Export von Teff ist derzeit untersagt. Alles andere wäre fatal. Es würde der äthiopischen Bevölkerung schlichtweg die Nahrungsgrundlage entziehen. Und ohne ihr Injera gäbe es noch größere Hungersnöte als ohnehin schon.

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