Nach einem ausgiebigen Frühstück im Navalai River Resort fahren wir am nächsten Morgen mit der nur wenige Cent teuren Fähre zum Wat Pho und dem kulturellen Zentrum Bangkoks mit den Königlichen Tempeln erster Klasse. Nach etwa fünf Minuten beim Pier Tha Tien angekommen, führt der Weg durch eine Art Markthalle.
Auf den Ständen werden säckeweise Trockenfisch, Textilien, Räucherstäbchen, kleine Buddha-Statuen und typische Bangkok-Andenken angeboten. So früh am Morgen wollen wir uns jedoch nicht mit solchen Ballast beschweren (was macht man mit einem Sack voll Trockenfische?), sodass wir direkt zum Wat Pho spazieren.
Entgegen unserem ersten Besuch müssen wir diesmal Eintritt bezahlen. Dieser ist dann tatsächlich mit einer Werbeaktion verbunden. Einer sinnvollen, wie wir angesichts der oft schon am frühen Morgen heißen Witterung meinen. Denn das Ticket beinhaltet eine Flasche Wasser, die man sich wenige Meter weiter abholen kann.
Eigentlich lautet der richtige, ebenfalls abgekürzte Name des buddhistischen Tempels Wat Phra Chetuphon. Sowohl Einheimischen als auch Touristen ist er jedoch besser unter dem Namen Wat Pho (Wat Potharam) bekannt, der sich vom Kloster des Bodhi-Baumes in Bodhgaya ableitet.
Die Hauptattraktion im Wat Pho ist der Liegende Buddha. Die berühmte Statue ist 46 Meter lang und 15 Meter hoch. Nach dem Geschmack von König Rama III. ist dies etwas zu groß.
Weil die ursprünglich unter freiem Himmel gelegene Statue zudem direkt zum benachbarten Königspalast schaut, ließ er die sehr schöne Vihara um den Liegenden Buddha herum bauen.
Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten im Wat Pho zählen der Phra Ubosoth, der Phra Maha Chedi Si Ratchakan und die offene Universität. Im Ubosot befindet sich die Buddha-Statue Phra Puttha Thewa Patimongkon, eine sitzende Statue im Ayutthaya-Stil. In ihrem Sockel sind die sterblichen Überreste von König Rama I. beigesetzt.
Kaum übersehen kann man den Phra Maha Chedi Si Ratchakan. Es wird von vier Chedis gebildet, von jeweils 42 Meter hoch sind und mit einem bunten Kachelmosaik verziert worden sind. Jede der vier Chedis wurde zu einem anderen Zweck errichtet. Die älteste beherbergt die Bruchstücke der Buddha-Statue Phra Si Sanphet, welche während des Kriegs gegen Birma zerstört wurde. Eine andere wurde zu Ehren des Buddha gebaut und zwei weitere wurden als Symbole der Herrschaft errichtet.
Die offene Bibliothek geht auf Rama III. zurück. Er wollte, dass in seinem Land jeder ungeachtet seiner Herkunft und seines Standes Studieren kann. Dazu ließ er etliche Texte in die Marmortafeln einmeißeln, die im Gebäude ausgestellt sind. So über die traditionelle thailändische Heilkunst, zu der auch die beliebte Thai-Massage zählt.
Schon bei unserer ersten Reise nach Thailand besuchten wir den Wat Pho. Damals haben wir darauf geachtet, die Tempelanlage vor den vielen Bussen zu betreten. Und sie war fast leer. Bei zweiten Besuch konnten wir noch so früh dort sein. Die Anlage wird inzwischen von Chinesen überrannt. Das wäre ja kein Problem, wenn sie nicht so krampfhaft auf Selfie-Fang wären. Oder sich in geballten Gruppen durch den Tempel drängeln würden. Aber so ändert sich nun mal die Zeit. Hier noch der Bericht aus den ruhigen Zeiten im Wat Pho.
Vom Pier Tha Tien aus kommen wir gegen neun Uhr zum Wat Pho. Schon auf dem Weg zum Eingang spricht uns ein Thailänder an, ob wir zum Wat Pho und dem liegenden Buddha wollten? Ja? Also zeigt er uns den Weg zum Eingang, fragt aber zugleich, ob wir Buddhisten seien? »Nein? Oh das ist schade.« Denn um diese Uhrzeit werde im Tempel gebetet und würden nur Buddhisten eingelassen.
Zugleich empfiehlt er uns ein paar Tempel ganz in der Nähe, die keinen Eintritt kosten und zu denen wir laufen könnten. Als Möglichkeit, doch schon in den Tempel zu gelangen, könnten wir aber auch angeben, zur Massageschule zu wollen. Mit etwas Glück kämen wir dann schon in den Tempel hinein - und das sogar ohne Eintritt zu zahlen.
Wir bedanken uns für die Hilfe, gehen aber trotzdem zum Eingang, um sicher zu gehen. Und tatsächlich: nachdem wir bereits in der Nähe des Königspalastes belogen wurden, hat uns auch dieser Thailänder angeschwindelt - und das sogar ganz ohne einen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Denn der Tempel ist ganz normal und ohne jede Einschränkung geöffnet.
Nachdem wir später in mehreren anderen Reiseberichten ähnliche Erfahrungen mit entsprechenden Warnungen gelesen haben, ist diese Verlogenheit leider kein Einzelbeispiel, sondern durchaus gängige Praxis in Bangkok. Thailand, das Land der lächelnden Lügen? Eigentlich Schade.
Aber gut, dieses Mal haben wir zum Glück keine Stunde verloren, sondern sind rechtzeitig am Tempel. Was soviel heißt wie: vor Ankunft der Reisebusse. Schließlich ist das im 16. Jahrhundert gegründete Kloster mit seinen rund 1.000 Buddhafiguren,
95 Chedis und dem 46 Meter langen und 15 Meter hohen ruhenden Buddha einer der touristischen Hauptanziehungspunkte Bangkoks. Damit ist es bereits nach zehn Uhr so gut wie nicht möglich, den liegenden Buddha in aller Ruhe zu fotografieren.
Wenige Schritte nach dem Eingang kommen wir zuerst zu den vier porzellangeschmückten Chedis. Mit ihren bunt spiegelnden Mosaiken gedenken sie der ersten vier Könige der Chakri- Dynastie: dabei stammt der grüne von Rama I., der weiße von Rama II., der gelbe von Rama III. und der blaue (Phra Si Sanphet Chedi) von Rama IV..
Die Hauptattraktion im Wat Pho, der liegende Buddha, befindet sich in einem Gebäude mit blauem Dach, im westlichen Hof des Tempels. Anders als der goldene Buddha im Wat Traimit besteht der liegende Buddha nicht aus Gold, welches zeitweise mit Gips überzogen war,
sondern genau umgekehrt aus Gips und Backsteinen, welche mit mehreren Schichten Blattgold überzogen sind. 1987, zum 60. Geburtstag König Bhumibols, haben die Thailänder die goldene Hülle mit rund einer Million Blättchen komplett erneuert.
Der liegende Buddha ist übrigens älter als das ihn umgebende Vihara-Gebäude. Dass diese zunächst im Freien liegende, riesige Statue ein Dach über ihren Kopf bekam, hat sie dabei der Eitelkeit König Rama III. zu verdanken. Er konnte es nicht ertragen, dass es in unmittelbarer Nähe seines Palastes eine Statue gab, welche ihn um Größe und Bedeutung überragte, und außerdem direkt zu seinem Regierungssitz blickte.
So also ist das Gebäude als eine Art Sichtschutz zwischen König und Buddha zu verstehen. Die Figur selbst symbolisiert Buddha in dem Moment, in welchem er als Erleuchteter ins Nirvana einzieht. Schafft man es trotz des zumeist gewaltigen Besucherandrangs, längere Zeit am Fußende zu verweilen, lohnt sich eine genauere Betrachtung der Fußsohlen mit den 108 Lakshanas - den heiligen Kennzeichen Buddhas.
Da wir uns fast alleine in dem Vihara befinden, hören wir außerdem ein ständiges Klirren und Klappern kleiner 25er Satsang-Münzen. Diese werden an Wechseltischen innerhalb des Gebäudes ausgegeben, um von den Gläubigen anschließend in die 108 Opferschalen rund um der Statue geworfen zu werden. Dieses soll dem Spender Glück bringen - und den Mönchen ihren Lebensunterhalt sichern.
Als weitere Besonderheit hat Rama III. im Wat Pho eine Art Volksuniversität gegründet. Sein Ziel war, auch den unvermögenden Teilen der Bevölkerung Einblicke in Archäologie, Astrologie, Literatur und Medizin zu geben. Heute befindet sich das College der traditionellen Medizin im östlichen Innenhof des Wat Phos, welches als Ursprung der Thai-Massage gilt.
Eindrücke vom Wat Pho, einem Königlichen Tempel erster Klasse, und dem Liegenden Buddha in Bangkok. Aufnahmen vom Liegenden Buddha.