Der Bako Nationalpark zählt durch seine Nähe zu Kuching zu den beliebtesten Nationalparks auf Borneo. Tatsächlich sind es gerade mal 30 Kilometer ab der Stadtgrenze bis auf die Halbinsel von Bako. Obwohl das Schutzgebiet nur 27 Quadratkilometer groß ist, finden wir hier mit Mangrovenwäldern, Misch- und Torfmoorwäldern sowie auch offenen Klippen- und Graslandvegetationen ganz unterschiedliche Landschaften. Im Mittelpunkt unseres Interesses stehen die Nasenaffen und die Kannenpflanzen.
Nach unserer Iban-Tour kommen wir am Nachmittag in der Katzenstadt Kuching an. Bevor es zurück ins Harbour View Hotel geht, halten wir für ein Gruppenfoto beim wichtigsten Katzendenkmal der Stadt. Nach dem Einchecken bleibt noch reichlich Zeit für einen weiteren Spaziergang am Sarawak-River und durch das Zentrum der Stadt.
Auch wenn es wieder regnerisch ist, haben wir doch Glück. Denn gut einen Monat vor dem neuen chinesischen Jahr steht noch ein anderes Fest im Kalender. Um was es sich genau handelt, erfahren wir nicht. Wohl aber machen vor allem die jungen Leute ziemlich viel Krach und werden die chinesischen Tempel noch bunter geschmückt als sie ohnehin sind.
Nach einer erholsamen Nacht im Harbour View lassen wir auch für unseren zweiten Ausflug das große Gepäck im Hotel zurück. Diesmal bringt uns der Bus bis Kampung Hijrah an den Sungai Tabo. Vor dort geht es mit dem Boot über den Unterlauf des Flusses und ein Stück auf dem Meer zum Bako Nationalpark. Es ist bislang die einzige Möglichkeit, um den Park zu erreichen. Es wäre zwar möglich, eine Straße zu bauen, dann aber bliebe kaum noch etwas von dem sehr kleinen und schmalen Schutzgebiet übrig, so dass dies wohl die beste Möglichkeit ist. Da die genaue Abfahrtszeit der Boote vom Wetter, Wellengang und den Gezeiten abhängt, sollte man mindestens eine Übernachtung im Park Chalet in Bako einplanen. Denn während die Tagesausflüge oft kurzfristig abgesagt werden müssen, ist zumindest eine Überfahrt fast jeden Tag möglich.
So wie wir aufs offene Meer kommen, heißt es, sich gut festzuhalten. Denn das Speedboot hebt durch die hohen Wellen immer wieder mal ab, um im nächsten Moment krachend aufs Wasser zu klatschen. Was kein Wasser verträgt, wird hier besser sicher verstaut - Filmen und Fotografieren ist während der Fahrt eh kaum möglich.
Bei der Ankunft im Bako Nationalpark sollte man seine Kamera jedoch wieder griffbereit haben. So sind wir kaum an Land, als wir auch schon die ersten Nasenaffen entdecken. Sie turnen hoch über unseren Köpfen in den Bäumen, die direkt am Strand stehen. An die Besucher haben sie sich längst gewöhnt, sodass wir uns nicht einmal beeilen müssen, um die ersten Bilder aufzunehmen. Was für ein Auftakt!
Im Bako Nationalpark übernachten wir in einem der Park Chalets. Es sind einfache Bungalows mit je zwei Zimmern, die auf Stelzen gebaut sind. Dazu gibt ein gemeinsames, ungewöhnlich großes Bad. Das Wasser ist kalt und sollte auf gar keinen Fall getrunken werden. Die Decken sind sauber und dünn. Weil es in den Zimmern keine Klimaanlage gibt, fühlen sie sich jedoch klamm an.
Einzig ein Ventilator sorgt an der Decke für etwas Bewegung in der Luft. Öffnet man die Fenster und die Tür, ist es sicher möglich, das Raumklima zu verbessern. Das aber lockt die benachbarten Langschwanzmakaken an, die sich einen Spaß daraus machen, Dinge mit auf den nächsthöchsten Baum zu nehmen.
Nein, wer im Urlaub auf Luxus angewiesen ist, sollte sich eine bessere Herberge suchen. Damit muss er aber zugleich auf den Bako Nationalpark verzichten. Denn es gibt hier nichts Besseres. Zu unserer Erleichterung ist der Zustand des Chalets von den Horrorgeschichten, die Annette vor der Reise gelesen hatte, ebenfalls weit entfernt. Und: es ist immerhin eine Verbesserung gegenüber dem Matratzenlager bei den Iban.
Aber wen interessiert schon so ein schnödes Zimmer, wenn wenige Meter vor der Veranda kleine Bartschweinferkelchen durchs Gras wuseln? Und wenn ihre Mamis die Wege umgestalten, während und am Strand - ebenfalls in Sichtweite - Nasenaffen in den Bäumen turnen? Außerdem sind wir hier, um die einzigartige Natur im Nationalpark zu erleben, womit wir auch schon zu unserer ersten Tour aufbrechen.
Die Wanderung hat noch gar nicht richtig begonnen, da entdecken wir auch schon eine Schlange. Es ist eine giftige Lanzenotter, die unter einem Busch zu schlafen versucht. Ob ihr das so nah beim Ausgangspunkt der Touren gelingt, ist fraglich. Denn damit der Kopf besser zu sehen ist, wird sie von den Reiseleitern gelegentlich angestupst, sodass sie sich aufrichtet.
Einen Moment später sind wir es dann, die geärgert werden: es regnet mal wieder. Also raus mit den Jacken und rein mit der Elektronik. Zum Glück habe ich mich diesmal besser auf den Monsun eingestellt und den Wetterschutz für meine Kamera griffbereit. Sicher ist es schöner, im Trockenen zu laufen, aber so kann ich zumindest die vielen wunderschönen Kannenpflanzen aufnehmen, die in Bako in allen möglichen Größen gedeihen.
Während sich die anderen Teilnehmer unserer Gruppe mit ihren Wanderschuhen durch den Dreck tasten, bewähren sich außerdem unsere Trekkingsandalen. Wir wollen ja nicht angeben, aber es ist schon toll, wenn man mitten durch jede Pfütze hindurch laufen kann, ohne sich über Wasser oder Matsch Gedanken machen zu müssen. Je nach Beschaffenheit des Wegs sind unsere Sandalen damit abwechselnd dreckig und, nach der nächsten tiefen Pfütze, dann auch schon wieder sauber.
Ob Wanderschuhe oder Sandalen, auf jeden Fall sollte die Sohle griffig sein. Denn auf dem circa drei Stunden langen Lintang Trail sind einige, bei Nässe rutschige Steigungen zu meistern. Der Weg aber lohnt sind. So kommen wir auf dieser Route vom Mangroven- und Sumpfwald über den Regenwald bis in den trockeneren Buschwald auf dem Plateau. Auch wenn es in einer Tour regnet, können wir die Unterschiede der einzelnen Vegetationsformen doch gut an der Höhe der Bäume sowie der unterschiedlichen Artenzusammensetzung gut erkennen.
Oben auf dem Plateau angekommen, lässt der Regen nach. Hinsetzen können wir uns zwar nicht, die mitgebrachten Lunchpakete schmecken aber auch im Stehen ganz gut. Auch kommen wir bald mit anderen Wanderern ins Gespräch, die von Borneo noch weiter nach China reisen möchten.
Der Rückweg zum Park Headquarter verläuft weitgehend trocken. Dabei kommen wir mal durch dichten Wald, mal über offene Granitfelsen, sodass sich immer wieder schöne Ausblicke ergeben, eh wir den Wasserfall nahe der Küste passieren und den Strand erreichen.