Die auf Borneo lebenden Nasenaffen gehören zur Familie der Meerkatzenverwandten und zählen zu den Schlankaffen. Wegen ihrer roten Nase werden sie von den Einheimischen auch scherzhaft Holländeraffen genannt.
Daneben sind sie sehr gute Schwimmer und haben sich auch sonst an den feuchten Lebensraum im Mangrovenwald angepasst. Entlang der Küste des Bako Nationalparks hat man damit die besten Chancen, Nasenaffen in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
Wir selbst lernen die Nasenaffen beim Trekking durch den Bako Nationalpark kennen. Das letzte Stück unserer Tour führt über Stege durch den Mangrovenwald und über einen bei Flut überspülten Bereich des Strandes. Es dauert nicht lange, bis wir die ersten Nasenaffen auf der Suche nach Nahrung entdecken. Ob sie erfolgreich sind, lässt sich nicht sagen. Wohl aber können wir beobachten, wie sie sich bald wieder sammeln, um in Gruppen zurück ans Land zu spazieren. Dabei müssen sie auch einen ins Meer mündenden Bach passieren. An sich ist das kein Problem, da die Nasenaffen hervorragende Schwimmer sind. Durch seichtes Wasser waten sie aber auch nur, wenn es unvermeidbar ist.
Der Weg über die Stege ist da sicher die angenehmere Variante. Das denkt sich auch ein Makake, der nahe dem Bach auf dem Geländer sitzt und nach leichter Beute Ausschau hält. Als wir bis auf ein paar Schritte bei ihm sind, springt er aber doch zur Seite, sodass wir auf der anderen Seite des Bachs unbehelligt zum Strand hinabsteigen können.
In fünf Minuten könnten wir das Hauptgebäude erreichen. Da die Nasenaffen inzwischen auf den Bäumen direkt am Strand herumtollen oder in den hohen Ästen auf Nahrungssuche sind, dauert es bei uns freilich einiges länger. Und das ist auch gut so. Denn es ist das einzige Mal während der ganzen Reise durch Borneo, dass wir diesen einzigartigen Affen so nahe kommen.
Dabei können einem die Tiere auch irgendwie leid tun. Weil sie so etwas wie einen Pansen zur Verdauung besitzen, dürfen sie keine Früchte und schon gar keine Süßigkeiten fressen. Denn das würde ihren Bauch elendig aufblähen. Damit bleibt den Nasenaffen nichts anderes übrig, als den ganzen Tag lang die Blätter der Mangroven und ähnlicher Bäume in sich hinein zu stopfen.
Aufnahmen von frei lebenden Nasenaffen, Bartschweinen und Langschwanz-Makaken im Bako Nationalpark auf Borneo.
Zum Schlafen suchen sie sich dann nach Möglichkeit einen Ast aus, der über dem Wasser hängt - nicht weil es dort besonders hübsch ist, sondern damit sie sich fallen lassen können, falls eine Baumschlange zu nahe kommt. Lauert unten zufällig ein Leistenkrokodil, haben sie Pech gehabt.
Am Abend steht eigentlich eine Nachtwanderung auf unserem Programm. Neben irgendwelchen Leuchtkäfern und lumineszierenden Meeresorganismen kann man mit etwas Glück nachtaktive Tiere sehen. Da der Monsun wieder einsetzt und heftige Regenschauer auf Bako niederprasseln, verzichten wir auf dieses Erlebnis. Wer mit dem Wetter mehr Glück hat (oder wasserfester ist als wir) sollte sich die Nachtwanderung jedoch nicht entgehen lassen. So berichtet unser Reiseleiter später, dass sie trotz des miesen Wetters sogar eine seltene Katzenart gesehen haben.
Irgendwann in der Nacht geht dem Himmel das Wasser aus. Mehr noch: am Morgen begrüßt uns ein herrlicher Sonnenschein über dem Nationalpark Bako. Damit geht eine deutlich bessere Sicht einher, sodass wir über das Meer zu einer benachbarten Halbinsel schauen können.
Auf dem Weg zum Frühstück sehen wir außerdem, dass die Bartschweine in der Nacht ganze Arbeit geleistet haben. Entlang der Wege ist der Boden tief aufgewühlt, sodass die Grasnarbe bis auf wenige Bruchstücke verschwunden ist. Einen Rasenmäher kann man sich hier also sparen.
Kurz nach dem Frühstück werden wir ein letztes Mal durch die Mangroven on Bako geführt. Was unsere nunmehr zwei Reiseleiter suchen, erschließt sich uns erst, als sie aufgeregt hoch in einen der Bäume zeigen. Und tatsächlich: von der Aufregung am Boden völlig unbeeindruckt, schläft dort ein Nasenaffe.
Es ist ein Alphamännchen, also der Affe, der sich als Oberhaupt einer Gruppe von etwa acht Weibchen und ihren Jungen etabliert hat. Zu erkennen ist er an seiner besonders großen Nase, die ihm als Resonanzkörper dient. Andere Männchen duldet er nicht, weshalb diese sogenannte Bachelor-Gruppen bilden.
Anschließend geht es nochmals über die Stege ans Meer. Hatten uns am Vortag bei Ebbe die Schlammspringer begeistert (genau genommen haben sie nur mich begeistert, Annette war davon begeistert, wie ich mich für Schlammspringer begeistern kann), sind es nun die Halsbandlieste (Kingfisher), die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch ein Adler und mehrere Affen sind zu sehen, sodass wir in Bako einen schönen letzten Morgen verbringen.
Morgenspaziergang durch den Mangrovenwald im Bako Nationalpark auf Borneo; Aufnahmen von frei lebenden Nasenaffen und Langschwanz-Makaken.