Nachdem wir in Gastown unsere Fahrräder geparkt und sicher angekettet haben, spazieren wir über die Carrell Street zur Chinatown von Vancouver. Auf dem Weg dorthin kreuzen wir die Hastings Street. Sie ist eine der wenigen Gegenden von Vancouver, vor denen wegen einer erhöhten Kriminalitätsrate nachts gewarnt wird. Am Tag hingegen liegt die Hastings Street einfach nur schmucklos da. Von den Drogen, die hier angeblich umgeschlagen und konsumiert werden, sehen wir nichts. Auch den Ruf als Rotlichtviertel der Stadt können wir nicht bestätigen. Wohl aber begegnen wir mehreren, dunkel erscheinenden, abgemagerten oder sonst wie verlotterten Junkies und Obdachlosen.& Um all diese Typen machen wir lieber einen Bogen. Auch eine Frau, die mit zwei Ratten auf ihren Schultern spazieren geht, kommt uns nicht ganz geheuer vor.
Eindrücke von den Ausflügen und Wanderungen während unserer Rundreise durch Kanada.
Wenige Schritte weiter kommen wir in Chinatown an. Wobei, verglichen mit der Chinatown in San Francisco ist das chinesische Viertel von Vancouver eher enttäuschend. Denn abgesehen von dem großen Eingangstor und einigen Laternen, die mit Drachen und Pandabären verziert sind, entdecken wir in der Straße nichts, was eine nähere Betrachtung lohnt.
Zwar wird in den Läden einiges an typisch chinesischem Kitsch angeboten. Die Gebäude aber sehen schon lange nicht mehr so aus, wie wir sie uns vorgestellt hatten. Wobei wir allerdings auch nicht wissen, ob sie jemals so wie in San Francisco oder auch in der Chinatown von Bangkok ausgesehen haben. Der Abstecher hierhin lohnt sich also nur bedingt.
Eine Ausnahme in dieser trostlosen Gegend bildet der Dr. Sun Yat-Sen Park. Neben dem kulturellen, chinesischem Zentrum wirkt er wie eine grüne Oase, die zum Spazieren und sich erholen einlädt. Teiche mit Seerosen, chinesische Pavillons und kleine Brücken sowie Weiden mit weit nach unten hängenden Zweigen lassen die Hektik außerhalb der Parkmauern für einen Moment vergessen.
Zudem erfahren wir, worin sich der Park von einem chinesischen Garten unterscheidet: So werden die Parkanlagen von ansässigen Architekten und Arbeitern mithilfe moderner Geräte gestaltet. Im Garten wurden die Arbeiten von chinesischen (Kunst-) Handwerkern nach den alten Techniken errichtet. Noch bis heute werden sie mit traditionellen Methoden gepflegt.
Als weiterer Unterschied stammt das verwendete Material im chinesischen Park aus Nord- und Südamerika und im chinesischen Garten aus China. Das gilt sogar für die hier eingesetzten Kieselsteine. Für die Felsen werden im Park Vulkangestein aus Mexiko und im Garten fossile Kalksteine verwendet. Der wichtigste Unterschied aber ist: wenn es regnet, wird man im chinesischen Park sehr nass.
Im chinesischen Garten hingegen kann man selbst dann noch unter den bedeckten Gängen und Pavillons einen Tee genießen. Ob dies alles stimmt, können wir allerdings nicht bestätigen. Denn nachdem wir den Park verlassen haben, bemerken wir einen weiteren bedeutenden Unterschied. So ist der Eintritt im Park frei, während der Besuch des Dr. Sun Yat-Sen Gartens mehr kanadische Dollar kostet, als uns der Spaß Wert ist.