Im Vergleich zu Phuket könnte der Kontrast zu Yao Yai kaum deutlicher und - für alle, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen - schöner ausfallen. Anstelle der ampelgeregelten, scheinbar nie endenden Rushhour treten nur sporadisch befahrene Straßen und Wege.
Anstelle von Geschäften und Banken dominieren Palmenhaine, Kautschuk-Plantagen, offene Weiden und Dörfer das Bild. Auch wird man auf Yao Yai nur selten angesprochen. Der Grund ist denkbar einfach: auf der Insel sprechen die meisten Menschen wenig bis gar kein Englisch.
Nach einer weiteren Nacht in Phuket Town, bringt uns ein Fahrer zum nächsten Fähranleger. »Guck’ mal, das da ist schon unsere Fähre nach Yao Yai«, entfährt es Annette, als wir nach einer kurzen Fahrt vom Hotel den Hafen von Phuket erreichen. In der Tat, es handelt sich augenscheinlich um eine Fähre.
Mit dem, was wir von Zuhause oder von unserer Kanada-Rundreise kennen, hat der alte Pott, der am Kai dümpelt, allerdings nichts zu tun. Außer vielleicht, dass er sich irgendwie über Wasser hält. Aber: die Jungs auf dem Schiff sind flink. So haben sie unsere Koffer bereits an Bord gehievt, kaum dass ich Annette aus dem kindergesicherten Wagen befreit habe.
Über eine schmale Diele folgen wir unserem Gepäck an Bord. Wie schon bei der Fahrt nach Ko Raya sind wir wieder mal viel zu früh. Damit bleibt uns reichlich Zeit, die Männer zu beobachten, wie allerlei Sachen auf die Fähre bringen. Neben dem Gepäck anderer Reisender sind dies etliche Kanister, Säcke mit Textilien und Reis, Tüten mit Obst und anderen Lebensmitteln.
Besonders fällt uns jedoch eine Kiste aus Styropor auf, aus der eine fast schwarze Flüssigkeit austritt. Erst als wir genauer hinschauen, erkennen wir die Mischung aus Eis und Tintenfischen, die Leck geschlagen hat. Zum Glück bemerken auch die Arbeiter die undichte Kiste, eh sie die Tintenfische umfüllen und zusammen mit mehreren anderen Kisten an Bord bringen.
Als vier Mopeds den Weg über die provisorische Brücke aufs Deck gebracht werden, befinden wir uns bereits eine Dreiviertelstunde an Bord. Zeit genug, um einen Teil der Rostflecken und Löcher in der Außenwand des Schiffs zu vergessen.
Schließlich aber startet der alte Dieselmotor, werden die Taue eingeholt und verlässt die Fähre ein wahrscheinlich nie gezähltes Mal den Pier.
Für die Strecke bis Yao Yai braucht die alte Lady Eineinviertel Stunden. Verglichen mit der Fahrt im Speedboot nach Ko Raya verläuft unsere Überfahrt ruhig, wenn auch leider abermals unter einem dichten Wolkenhimmel. Als es dann doch etwas zu wackeln beginnt, entschließen wir uns, vom Oberdeck ins Gepäck- und Passagierdeck zu wechseln.
Dort erwartet uns die nächste neue Erfahrung: Da Thailänder im Schnitt deutlich kleiner als wir Mitteleuropäer sind, ist die Decke so niedrig, dass selbst Annette gebückt gehen muss. Wohl aber bieten die Bänke genug Platz und übersteigt die Zahl der Schwimmwesten die der Fahrgäste bei Weitem.
Fahrt mit der Fähre von Phuket nach Yao Yai.
Und trotz Sprachbarrieren funktioniert nach unserer Ankunft alles wie am Schnürchen: kaum, dass wir das alte Boot verlassen haben, werden wir angesprochen. Der junge Mann, der uns abholt, wirkt verlegen und spricht entsprechend leise. Der Begriff Yao Yai Resort ist aber deutlich zu verstehen. Wir nicken erleichtert; in zweifacher Hinsicht.
Zum einen, weil unsere Suche nach unserem Fahrer zu Ende ist, eh sie begonnen hat. Zum anderen, weil im nächsten Augenblick auch schon unsere zwei Koffer auf die Ladefläche des Pickups gewuchtet werden. Wenig später verlassen wir den Pier in Richtung Yao Yai Resort.
In unserer Reiseunterlagen wurde vor allem die schöne Lage vom Yao Yai Resort betont. So soll es hier oft schöne Sonnenuntergänge geben, wenn die Sonne hinter dem fernen Phuket untergeht. Dem ist nicht viel hinzuzufügen, außer vielleicht: es stimmt. Natürlich müssen auch beim Yao Yai Resort die Wolken mitspielen.
Aber wenn, dann leuchten die angestrahlten Wolken und das Meer in allen erdenklichen Gelb-, Orange- und Rottönen. So erleben wir an unserem zweiten Abend eine traumhaft schöne Kulisse, eh es dunkel und damit Zeit fürs Abendessen wird.
Eindrücke vom Yao Yai Resort
Wer längere Zeit im Hotel verbringt, sollte an ausreichend Lesestoff denken. Abgesehen von den Mahlzeiten, gelegentlichen Spaziergängen am Strand und schwimmen im Meer ist dies nämlich so ziemlich das einzige, womit man sich im Yao Yai Resort tagsüber beschäftigen kann.
Entsprechend ausgerüstet, finden wir es aber wunderschön und beruhigend, ein paar Stunden auf der Veranda zu sitzen oder in einer der am Strand bereitstehenden Liegen und Hängematten zu verbringen.
Die Zimmer befinden sich auf beiden Seiten des zum Meer hin offen gehaltenen Restaurants und sind in einzelnen stehenden bzw. links vom Restaurant aneinandergebauten Hütten unter-gebracht. Neben Minibar und Klimaanlage sind diese mit einem Moskitonetz ausgestattet. Dieses haben wir aber nur in der ersten Nacht genutzt, da wir nicht eine Mücke im Zimmer entdecken konnten.
Zuletzt erinnert uns das Bad an die Duschen im Khao Sok Nationalpark. Mit anderen Worten: wer auf warmes Wasser hofft, wartet vergebens. Richtig kalt (vor allem im Vergleich zu den Duschen im Laban Rata Resthouse) ist es aber auch nicht, sodass keiner eine Zitterpartie fürchten muss.
Eindrücke vom Yao Yai Resort auf der Insel Yao Yai.
Am zweiten Tag auf Yao Yai hält unser Fahrer bei der Schule der Insel. Seitdem ich mir in einem Kindergarten in Peking Röteln geholt habe, stehe ich solchen Einrichtungen zwar skeptisch gegenüber. Da uns unser Fahrer freudestrahlend auffordert, mit ihm zu gehen, folge ich aber doch gerne.
Obwohl wir erst am späten Nachmittag (an einem Freitag) angekommen sind, herrscht reger Betrieb auf dem Schulgelände. Für Yao Yai ist das normal. Denn die Schule fungiert, neben dem Unterricht, auch als Kindertagesstätte mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitbeschäftigungen.
Nachdem wir erst von Kindern umringt werden, treffen wir auf den Schulleiter. Stolz führt er uns in einen der Klassenräume, in dem etliche Bilder an den Wänden hängen. Auch wenn wir natürlich keine Ahnung von Kunst haben, so sind wir umso mehr erstaunt über die Werke der Schüler. Was die Kleinen zu Papier bringen, hatten wir in dem Alter nicht geschafft.
Eine Einschätzung, mit der wir offenbar nicht alleine stehen. So hat die Deutsche Botschaft 2012 anlässlich der 150-jährigen diplomatischen Beziehungen Deutschlands zu Thailand einen Malwettbewerb ausgelobt, bei dem die Schule einen der Hauptpreise gewonnen hat.
Der nächste Stopp ist bei einer der vielen Kautschukplantagen auf Yao Yai. Erklären muss unser Fahrer nichts. So wissen von früheren Reisen in Asien, dass die Kautschukbäume schräg angeschnitten werden, damit der Milchsaft in die Auffangbehälter - hier sind es Kokosnussschalen - fließen kann. Verwendet wird der natürliche Gummi vor allem für die Herstellung von Gartenschläuchen und Reifen. Durch die steigenden Erdölpreise gewinnt der Naturkautschuk seit 2003 an Bedeutung. So verdienten 2012 bereits 1,3 Millionen Thailänder ihr Geld durch die Ernte. Thailand ist damit der weltweit größte Produzent an Kautschuk.
Durch die ständige Ausdehnung der Plantagen befinden sich die Preise allerdings weit unter dem von der Regierung anvisierten Ziel von 120 Baht (3,50 $) je kg. Weitere Probleme der ständigen Flächenzuwächse sind das Roden von Regenwäldern, die bereits heute in einigen Gebieten die klimatischen Verhältnisse verändert haben, und der Schwund der Artenvielfalt. Zudem können die großflächigen Monokulturen nicht soviel Wasser speichern und binden die Plantagen weniger Kohlendioxid. Aber wer will das den kleinen Menschen vor Ort erklären?
Unser letzter Halt vor der Rückkehr ins Yao Yai Resort ist beim Markt von Yao Yai. Dieser findet freitags auf einem großen Rasenplatz statt und wird offensichtlich gerne genutzt, um neben den Einkäufen auch Nachbarn und Freunde zu treffen. Während wir an den Ständen vorbeischlendern, herrscht Festtagsstimmung.
Bieten im vorderen Bereich Garküchen und Grillstände heiße, meist sehr scharf gewürzte Spieße und Currys an, so werden im mittleren Bereich Lebensmittel für den alltäglichen Bedarf verkauft. Schließlich kommen wir zu den Ständen mit Haushaltsgeräten und Kleidern.
Natürlich werden auch sie beachtet. Regelrecht belagert werden aber nur die Stände mit Wäsche. Je ein Dutzend Frauen umlagern die Grabbeltische, um nach schicken - oder zumindest neuen - Höschen und BHs zu wühlen.
Eindrücke von der Ko Yao Yai, einer schmalen Insel vor Phuket.